Bei Lisa Pranter (links) und ihren Kollegen vom Kirchlichen Grunddienst erhalten Menschen in Not Beratung – und auch finanzielle Hilfe, wenn es nicht anders geht. Foto: Kreisdiakonie

Die Inflation bringt immer mehr Menschen im Kreis Esslingen an den Rand des Möglichen. Das Projekt „Notanker“ der Kreisdiakonie bietet unbürokratisch und schnell Hilfe – und erhält Unterstützung der EZ-Weihnachtsspendenaktion.

„In letzter Zeit kommen super viele Menschen in die Beratung, die sich große Sorgen darüber machen, wie sie zurecht kommen sollen“, sagt Lisa Pranter, Beraterin beim Kreisdiakonieverband Esslingen. Es seien Leute darunter, die bislang gut zurecht gekommen seien. Doch die steigenden Preise etwa bei Lebensmitteln und Energiekosten ließen keinen Spielraum mehr für weitere Einsparungen. Hier soll das Projekt „Notanker“ des Kreisdiakonieverbands kurzfristig und schnell mit Beratung und Geld helfen. Die Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung unterstützt das Vorhaben.

Schon die vergangenen Jahre haben einkommensarme Menschen – darunter Familien, Alleinerziehende, Rentner, Ausbildende, Erkrankte und Arbeitslose – stark gefordert. Während der Corona-Pandemie war bei vielen das Einkommen beispielsweise infolge von Kurzarbeit oder Jobverlust verringert worden, zugleich fielen zeitweise Unterstützungen wie vergünstigtes Mittagessen in Schulen und anderen Einrichtungen weg. Doch die Inflation mit Raten von zuletzt mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr bringt nun noch mehr Menschen an den Rand des Möglichen. In den Beratungskontakten beschrieben die Menschen, dass sie sparten wo es nur gehe, berichtet die Kreisdiakonie Esslingen: Die Eintrittskarte ins Schwimmbad oder der Bummel über den Weihnachtsmarkt seien nicht mehr zu bestreiten. „Für manche sind Familienfeiern eine Katastrophe, sie wissen nicht, wie sie sie ausrichten sollen“, sagt Eberhard Haußmann, Geschäftsführer der Kreisdiakonie. Und dennoch sei das bislang schon bescheidene Leben für viele nicht mehr zu bestreiten, ohne Schulden aufzunehmen oder am Ende des Monats vor einem leeren Teller zu sitzen. Im vergangenen Jahr hat die Kreisdiakonie laut Haußmann bereits mehr als 200 000 Euro an Notgeldern ausgeteilt. In diesem Jahr und dem folgenden könnte es mehr werden. Man stelle bereits einen höheren Bedarf fest. „Wir erwarten erst im Frühjahr 2023 eine große Welle“, so Haußmann.

Inflation übersteigt Bürgergelderhöhungen

Das Problem aus Sicht der Diakonie: Löhne aber auch die staatlichen Hilfsleistungen werden nicht in gleichem Maße erhöht, wie die steigenden Preise. Selbst wenn das zwischen Bundesregierung und Opposition umstrittene Bürgergeld diese Woche tatsächlich wie geplant beschlossen wird und im kommenden Jahr greift, dann fällt laut Diakonie die geplante Regelsatzerhöhung im Vergleich zu den Inflationsraten seit Oktober 2021 um 7,8 Prozent zu niedrig aus. Besonders die gestiegenen Energiepreise stellen die Menschen mit niedrigen Einkommen vor große Probleme. „Das hatten wir die vergangenen Jahre nicht so“, sagt Haußmann. Die Heizkosten für Bezieher von Leistungen der Grundsicherung werden zumindest in angemessener Weise übernommen – wobei es, so die Sorge der Kreisdiakonie, bei Wohnungen in schlechtem energetischen Zustand zu großen Fehlbeträgen kommen könnte. Die Stromkosten müssen Hilfeempfänger dagegen von ihrem Regelbetrag, beziehungsweise ihrem Arbeitslohn bezahlen, wenn sie diesen aufstocken, weil er zu gering ist. Die Kreisdiakonie und andere Sozialverbände fordern deswegen, dass auch die Stromkosten übernommen werden – und der Regelsatz stärker erhöht wird. In diesem sind derzeit nur 41 Euro Stromkosten für einen Alleinstehenden eingeplant. Die Kreisdiakonie geht davon aus, dass so ein Fehlbedarf von mehreren hundert Euro im Jahr entsteht und sich die Betroffenen teils verschulden müssen.

Kreisdiakonie hilft schnell im Einzelfall

„Mit großer Sorge betrachten wir die steigende Not in unserer Gesellschaft und hoffen sehr auf staatliche Ausgleichszahlungen und höhere Sätze für die monatliche Grundsicherung. Aber die werden wohl nicht so schnell kommen“, erklärt die Diakonie. Deswegen setzt sie ihr Projekt Notanker auf, um zumindest kurzfristig und schnell in Einzelfällen helfen zu können, beispielsweise wenn selbst das Geld für die Winterjacke nicht da ist. Bedürftige können einen Termin in einer der diakonischen Beratungsstellen in Esslingen oder Plochingen vereinbaren, wo eine Einkommensprüfung erfolgt, beraten wird und geschaut, ob es externe Hilfe gibt – oder eben schnell Geld aus dem Notanker fließen kann. Dafür ist die Diakonie auf Spenden angewiesen.

Möglichkeiten, zu helfen

Hilfskampagne
 Die gemeinsame Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung und des Vereins „Gemeinsam helfen“ findet in diesem Jahr zum 56. Mal statt. Unterstützt werden Menschen im Kreis Esslingen, die unverschuldet in Not geraten sind – sei es beispielsweise durch den Verlust des Arbeitsplatzes, eine Erkrankung oder Krieg und Vertreibung. Hilfsgelder erhalten auch soziale Projekte. Im vergangenen Jahr sind rund 193 000 Euro Spenden ausbezahlt worden. Möglich gemacht haben das zahlreiche Einzelpersonen, aber auch Firmen, Vereine und Organisationen, die für die Aktion getrommelt haben.

https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt.weihnachtsspendenaktion-der-ez-stimmungsvolle-momente-fuer-den-guten-zweck.c5fac653-cd02-453f-b11d-41420b5f294b.html

Kontodaten
 Kreissparkasse Esslingen, IBAN: DE38 6115 0020 0000 9020 36, BIC: ESSLDE66XXX; BW Bank, IBAN: DE24 6005 0101 0008 4053 53, BIC: SOLADEST600; Volksbank Mittlerer Neckar, IBAN: DE89 6129 0120 0126 8880 00, BIC: GENODES1NUE; Oder einfach online: www.wirwunder.de/projects/114495