Beim Projekt „Powerkids“ erleben die Kinder, dass man sich aufeinander verlassen kann. Foto: /AWO Esslingen

Die AWO hat geflüchteten Schülern mit dem Projekt „Powerkids“ geholfen, das durch die EZ-Spendenaktion mitfinanziert wurde. Wie geht es jetzt weiter mit dem Projekt?

Rahela ist 13 Jahre alt. Das Mädchen mit den langen dunklen Haaren und dem netten französischen Akzent lacht viel und oft. Ein normaler Teenager? Eher nicht, Rahela kommt aus Afghanistan und ist zusammen mit ihren beiden älteren Geschwistern geflüchtet. Ohne Eltern. Vor rund einem Jahr ist das Trio in Deutschland angekommen. Die Erfahrungen die Kinder und Jugendliche wie Rahela auf ihrer Flucht gemacht haben, können sich die meisten vermutlich nicht vorstellen.

Das Projekt „Flüchtlingskinder an die Hand nehmen – Powerkids“ des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Kooperation mit dem Bezirkslandesverband Württemberg setzt genau hier an. Erlebnispädagogische Aktivitäten wie Ausflüge, tiergestützte Angebote, Bastelaktionen und viele Gespräche sollten den oft traumatisierten Kindern helfen in ihrem neuen Alltag anzukommen und ihre Integration fördern.

Das Geld ist jetzt verbraucht

Ins Leben gerufen wurden die „Powerkids“ vor drei Jahren. Nach einer Vollbremsung durch die Corona-Pandemie liefen die Aktivitäten so richtig erst in diesem Jahr an. Finanzielle Unterstützung kam vom Landesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, der Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung und Eigenmitteln. „Ohne diese Gelder wäre das Programm nicht zu realisieren gewesen“, sagt Janina Kurz, Sozialpädagogin bei der AWO. Trotz des großen Erfolges wird das Projekt nun wieder eingestellt, das Geld ist alle. Eine Fortführung wäre wünschenswert, so Kurz. Denn Flüchtlingskinder müssen meist, da sie die Sprache viel schneller lernen als Erwachsene, ihre Familien in jedweder Form unterstützen. Auch bei Behördengängen. „Die Kids müssen teilweise wahnsinnig viel Verantwortung übernehmen und sind auf Ämtern, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben.“ Die „Powerkids“ waren das Kontrastprogramm: „Ein Raum, in dem sie wieder Kind sein können“, erklärt Kurz. Das Angebot sei hervorragend angekommen, alle Teilnehmer haben sich weiterentwickelt und gleichzeitig ein kleines Stück Stabilität in ihren Alltag bekommen.

Das bestätigt auch Matthias Rothengaß von der Horizonte GmbH. Der Erlebnispädagoge des gemeinnützigen Bildungsunternehmen hat die AWO-Gruppe punktuell begleitet. Als sehr herausfordernd empfand Rothengaß die Floßbau-Aktion – das fertige Holzgefährt hatte auf dem Neckar seine Feuertaufe. „Wir wussten ja nicht, wie die Kids auf Wasser reagieren“, erklärt der Coach. Der große Unterschied zu anderen Gruppen sei gewesen, dass den „Powerkids“ genügend Raum zur Entfaltung gelassen wurde. „Ganz kleine Schritte zu machen und die Kids kommen zu lassen, war das zentrale Thema“, sagt Rothgaß. Auch für ihn sei es eine tolle Erfahrung gewesen, wie sich die Powerkids weiterentwickelt haben: „Anfangs war eine große Grundskepsis da. Das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten war nicht stark ausgeprägt.“ Doch das habe sich geändert: Als die Gruppe zum Abschluss in einer Kletterhalle war, seien fast alle 15 Meter hochgeklettert, gut gesichert vom Boden aus natürlich. „Das Miteinander, das sich aufeinander verlassen können ist gewachsen. Die Kids haben sich gegenseitig Mut gemacht und sich motiviert“, sagt Rothengaß.

Suche nach neuen Sponsoren

„Es waren alles tolle Aktionen, ich habe neue Freunde gefunden, wir haben die Aufgaben zusammen besprochen und gemeinsam Lösungen gefunden habe“, bestätigt Rahela. Auch Abdahllah aus Syrien, der seit 2015 in Deutschland ist, hat viel mitgenommen. Und der 14-Jährige, der inzwischen sehr gut deutsch spricht, hat eine Hoffnung: „Ich würde mir wünschen, dass es mit den Powerkids weiter geht.“ Auch bei der AWO ist die Bereitschaft groß, an dem Projekt dranzubleiben. „Wir warten nun auf neue Fördertöpfe, um das niederschwellige Angebot wieder anbieten zu können“, kündigt Kurz an.