Gretel Schuder und andere Landfrauen aus dem Kreis etikettieren die Marmeladengläser für die EZ-Aktion. Verkauft wird an einem Stand im Einkaufszentrum Das ES. Foto: Roberto Bulgrin

Die Landfrauen sind mit ihrem Marmeladenverkauf ein fester Bestandteil der EZ-Weihnachtsspendenaktion. Auch darüber hinaus engagiert sich der Verein vielseitig, hat nun aber ein großes Problem, was die Zukunft angeht.

Alle Jahre wieder kochen die Landfrauen hunderte Gläschen Marmelade zugunsten der Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung. „Auch in diesem Jahr haben wir wieder etwa 1000 Gläschen und dazu etwa 100 Paar Socken“, sagt Gretel Schuder, die den Verkauf koordiniert. Schon seit 20 oder 30 Jahren engagiere man sich im Rahmen der Aktion. Am 7. und 8. Dezember ist es auch in diesem Jahr wieder Zeit. Der Stand wird im Einkaufszentrum Das ES aufgebaut sein. In den kommenden Jahren kommen jedoch Probleme auf die Landfrauen zu: „Der älteste Ortsverein im Kreis droht auszusterben“, sagt Charlotte Mandl, die Geschäftsführerin des Kreisverbands. Gemeint ist die Ortsgruppe in der Esslinger Innenstadt. Durch fortschreitendes Alter sei diese bereits auf etwa 30 Frauen geschrumpft, die größten Verbände im Kreis hätten dagegen bis zu 250 Mitglieder. „In der Stadt ist es einfach viel schwieriger in Kontakt zu kommen, als im dörflicheren Raum, wo alles etwas persönlicher ist“, sagt Mandl.

Dabei haben die Landfrauen weit mehr zu bieten, als selbst gemachtes Gsälz. „Die Marmelade kocht man sozusagen nebenbei“, sagt Mandl. Viel mehr fänden sich bei den Landfrauen starke Frauen in einer engagierten Gemeinschaft zusammen, die sich mit ihrem jeweiligen Lebensweg und individuellen Geschichten gut ergänzen und unterstützen könnten. Dass nur Frauen mit Landbesitz Mitglied werden könnten, sei dagegen ein Irrglaube. „Mir hat Gretel Schuder einmal gesagt: ‚Du brauchsch ned amol a Blumentopf.’“, erzählt Mandl. Auch die Landwirtschaft als Thema sei nicht mehr so präsent, wie im vergangenen Jahrhundert. Dennoch sind die Ortsvereine der weniger städtisch anmutenden Gemeinden bei den Landfrauen stärker besetzt.

Der Marmeladenverkauf für den guten Zweck wird vom ganzen Kreisverband unterstützt. Dazu zählen im Landkreis Esslingen 16 Ortsvereine und insgesamt 1200 Landfrauen, wie Mandl berichtet.

Eßlinger Zeitung – Weihnachtsspendenaktion 2022

Andere Angebote, etwa zu Gesundheit, Pädagogik oder politischen Themen, könne jeder Ortsverein nach Bedarf und Belieben selbst angehen. Unterstützung gibt es dabei vom Landfrauenverband Württemberg-Baden, der nach dem zweiten Weltkrieg von der Gründerin der Marie-Luise Gräfin Leutrum von Ertringen ins Leben gerufen wurde. „Ursprünglich sollten tatsächlich vor allem Frauen aus dem ländlichen Raum Bildungsmöglichkeiten erhalten“, sagt Charlotte Mandl. Neben der Bildungsarbeit sind heute aber eben auch soziale Projekte wie die Weihnachtsspendenaktion ein fester Bestandteil, ebenso wie kulturelle Veranstaltungen und der Austausch in einer starken Frauengemeinschaft.

Und auch auf die Politik konnten die Landfrauen bereits erfolgreich einwirken: So erfolgte etwa die Einrichtung des Kinderkanals Kika nach der Aktion „Gewalt im Fernsehen“ und bei der Verbesserung der Mütterrente war der Verband ebenfalls beteiligt, wie Mandl nicht ohne Stolz sagt. „Viele Vereine wirken als Interessensvertretung oder Gemeinschaft von Frauen auch im kleineren Rahmen mit“, so die Kreisgeschäftsführerin.

Soziales Engagement hat Tradition

Landfrauen
 Bereits 1898 gründete Elisabet Boehm im damaligen Ostpreußen den ersten landwirtschaftlichen Hausfrauenverein. Das erklärte Ziel war neben der Bildung von Frauen im länglichen Raum, deren Arbeitsbedingungen zu verbessern. 1934 wurden die Vereine vom NS-Regime aufgelöst. 1947 gründete sich die ersten Nachfolgeorganisationen, die heutigen Landfrauen. Marie-Luise Gräfin Leutrum gründete nicht nur den Landesverband im Südwesten, sondern war auch eine treibende Kraft bei der Vereinigung zum Deutschen Landfrauenbund.

Spenden
 Der Weihnachtsspendenaktion kann man direkt auf eines dieser Konten Geld zukommen lassen: Kreissparkasse Esslingen IBAN: DE38 6115 0020 0000 9020 36; BW Bank IBAN: DE24 6005 0101 0008 4053 53; Volksbank Mittlerer Neckar IBAN: DE89 6129 0120 0126 8880 00. Weitere Informationen unter www.esslinger-zeitung.de/weihnachtsspendenaktion