Die Tafel in Esslingen ist eine wichtige Stütze für Menschen mit einem geringen Einkommen. Spenden helfen bei der Anschaffung eines neuen Kühlfahrzeuges. Foto: Roberto Bulgrin

Viele Frauen und Männer im Kreis Esslingen haben in diesem Winter Solidarität bewiesen: Sie haben rund 190.000 Euro für Mitmenschen in Not gespendet.

Kreis Esslingen - Heiligabend liegt bereits länger zurück, doch auch in den vergangenen Wochen sind Menschen in Not, Vereine und Hilfsorganisationen noch beschenkt worden: Im Rahmen der 55. Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung und des Vereins „Gemeinsam helfen“ waren bis zuletzt Mittel für soziale Projekte ausgeschüttet worden sowie für Einzelpersonen und Familien, deren Einkommen kaum mehr für das Nötigste reicht.

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Die Hilfsgelder bleiben im Kreis Esslingen. Etwa 190 000 Euro haben Leserinnen und Leser der Eßlinger Zeitung, Unternehmen und Vereine gespendet. Harald Flößer, Vorsitzender des Vereins „Gemeinsam helfen“ und Chefreporter der EZ, bedankt sich bei ihnen für die große Solidarität mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn, die ohne eigene Schuld in finanzielle oder soziale Notlagen geraten sind. „Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie haben sich in vielen Haushalten die finanziellen Engpässe verstärkt, aber auch Probleme, die die soziale Isolation mit sich bringt.“ Dazu zählten Vereinsamung, Krankheit, Missbrauch und häusliche Gewalt.

Armut nach Jobverlust wegen Corona

Wie groß die Not ist, machen die Geschichten der Einzelpersonen und Familien im Kreis Esslingen deutlich, an die mithilfe von Behörden und Hilfsorganisationen Spenden der EZ-Aktion fließen. So berichtet der Kreisdiakonieverband von einem Mann, der aufgrund von Erkrankungen vorzeitig in Rente musste, und seiner Frau, die wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit nur einen Minijob ausüben kann. Ihr Einkommen ist so gering, dass sie aufstockend Arbeitslosengeld II beziehen. Die Ersparnisse reichen nicht aus, um die kaputte Waschmaschine und den kaputten Herd zu ersetzen. Auch für ein Paar wird um Hilfe gebeten, das die Brille für seinen an einer Augenerkrankung leidenden Sohn nicht kaufen kann, weil die Mutter wegen der Pandemie ihren Job verloren hat. Darüber hinaus bitten viele Alleinerziehende um Spenden, weil sie sich die Möbel für sich und ihre Kinder in der neuen Wohnung nicht leisten können.

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Eine wichtige Stütze für Menschen mit geringem Einkommen sind die Tafelläden. Wer nur wenig Geld zum Leben zur Verfügung hat und damit kaum sich oder seine Familie versorgen kann, kann eine Kundenkarte beantragen und günstig Lebensmittel und andere Waren des täglichen Gebrauchs kaufen, die andere Geschäfte gespendet haben. Der Bedarf ist in den vergangenen Monaten weiter angestiegen. „Mehr Menschen haben eine Kunden-Karte beantragt“, berichtet Sven Jaissle, der bei der Caritas Fils-Neckar-Alb die Tafeln leitet. Doch zuletzt war es dem Team des Tafelladens in Esslingen an einigen Tagen nicht mehr gelungen, alle gespendeten Waren in den Geschäften einzusammeln: Eines der zwei Kühlfahrzeuge ist in die Jahre gekommen. „Es ist immer wieder liegen geblieben“, erklärt Jaissle. Ein Nachfolger musste her. Die Caritas erwartet, dass sie den neuen Wagen in den kommenden zwei Wochen in Betrieb nehmen kann. Dessen Finanzierung wäre ohne Spenden nicht möglich gewesen, ein großer Teil kam von der EZ-Weihnachtsaktion. Auch die Fildertafel in Ostfildern Nellingen, die von der Kreisdiakonie betrieben wird, wurde bei der Anschaffung von neuen Regalen unterstützt.

Landfrauen spenden mehr als 6300 Euro

Die meisten Benefizveranstaltungen zugunsten der Hilfskampagne der Eßlinger Zeitung konnten auch in diesem Winter nicht stattfinden. Dennoch blieben viele Unterstützer der Weihnachtsspendenaktion treu. Dazu zählten wie jedes Jahr die Landfrauen, die aus dem Verkauf von mehr als 1000 Gläsern selbst gemachter Marmelade, Gutsle und Strickwaren stolze 6300 Euro beisteuerten – noch mehr als im Vorjahr. Auch mehrere Einzelpersonen und Unternehmen machten Großspenden, darunter die Mercedes Benz AG, die Volksbank und die Kreissparkasse, die die EZ-Hilfskampagne unter anderem alljährlich mit einer Spendenverdopplungsaktion unterstützt. Aber auch kleine Beträge helfen: Gut 80 Prozent der Gesamtsumme machten die Spenden unter 1000 Euro aus – von einzelnen Männern und Frauen, aber auch Gruppen und Betrieben. „Vielen Dank für Ihre Unterstützung“, sagt EZ-Geschäftsführer Andreas Heinkel. „Sie hilft da, wo sie dringend gebraucht wird.“

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Weitere soziale Projekte, die unterstützt werden

Reha-Verein
Der Verein baut ein Wohnheim in Wernau für psychisch Erkrankte.

Brücke Plochingen
Die Einrichtung hilft Betroffenen psychischer Erkrankungen.

Hoffnungsträger
Die Stiftung ermutigt Geflüchtete, Teilhabechancen zu nutzen.

Heimstatt
Der Verein in Esslingen hilft Menschen am Rande der Obdachlosigkeit.

Quartier Weil
Das Projekt soll die Bewohner des Stadtteils zusammenbringen.

DRK
Helfer vor Ort springen in Baltmannsweiler ein, bis der Rettungsdienst da ist.

Babynotarztwagen
Ein Förderverein sammelt Spenden, um Neugeborenen im Ernstfall helfen zu können.

Jugendfarm Zollberg
Die Freizeiteinrichtung für Kinder muss ihr marodes Werkstattdach erneuern.

Wildwasser
Frauen und Kinder, die missbraucht wurden, erfahren Hilfe.

Kreisjugendring
Mithilfe von Assistenzen können Kinder mit Behinderung an Ferienfreizeiten teilnehmen.

Amsel
Die Kontaktgruppe Amsel unterstützt Multiple-Sklerose-Erkrankte.