Foto: /Caroline Holowiecki

So klappt es mit der zehn Kilometer langen Strecke: Trainer Rafael Treite gibt wieder wertvolle Tipps zur Vorbereitung auf den Eßlinger Zeitung Lauf.

Bei Sylvie Ziegler ist die Vorfreude regelrecht mit Händen greifbar. Aufgeregt geht die 60-Jährige aus Nellingen auf und ab. „Ich kann nur Mut machen“, sagt sie immer wieder. Es sei nie zu spät. Wofür? Sich sportlich auch im reiferen Alter noch mal ganz neu aufzustellen. „Vor fünf Jahren habe ich mit Laufen angefangen“, sagt sie. Gerade mal 200 Meter sei sie anfangs gekommen, nun aber bereitet sie sich auf die Teilnahme am Eßlinger Zeitung Lauf um den Sport-Flöss-Pokal vor. Zehn Kilometer geht es dafür durch die Esslinger Altstadt. Sylvie Ziegler schreckt das nicht. Im Gegenteil. Für sie ist die sportliche Herausforderung augenscheinlich eine echte Motivation. „Einmal im Leben muss man so was mitmachen“, sagt sie. Sie fühle sich bereit. „Die Tipps braucht man als Laufanfänger“, sagt sie und schaut zu Rafael Treite.

Enge Gassen und scharfe Kurven

In der Vorbereitung auf den EZ-Lauf gibt es auch in diesem Jahr wieder die von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen angestoßenen Lauftreffs. Rafael Treite, ein ausgewiesener Laufexperte und A-Lizenz-Trainer, gibt den Teilnehmern vorbereitend Tipps, etwa zum Laufstil oder zum Streckenverlauf beim großen Breitensportereignis. Je nach Leistungsstand und Zahl der teilnehmenden Sportler werden an den Terminen Gruppen zusammengestellt. „Ich finde den sogar ziemlich anspruchsvoll“, sagt Rafael Treite über den Lauf. Warum? Zum einen wegen der Bodenbeschaffenheit durch viel Kopfsteinpflaster, außerdem wegen der engen Gassen und der scharfen Kurven. Überdies müssten sich die Teilnehmer pro Runde auf je zwei Steigungen einstellen. Viel zu tun für den inneren Schweinehund, doch Rafael Treite winkt ab. „Dadurch, dass es vier Runden sind, läuft man nie allein. Das ist eine super Motivation.“

Beim ersten Lauftreff in dieser Saison macht das Wetter nicht mit. Noch vor dem Start fängt es an zu tröpfeln. Die Teilnehmer lassen sich von den schlechten Aussichten indes nicht abhalten. Hier haben sich echte Jogging-Fans die Schuhe geschnürt. „Man kann mental abschalten“, sagt Petra Winkler (58) aus Köngen, die gemeinsam mit ihrem Mann Roland (61) an diesem Dienstagabend zum Lauftreff gekommen ist. Der Sport sei gut für den Körper und die Psyche, zumal man immer und überall laufen könne. „Man braucht nur gute Schuhe“, fügt ihr Gatte hinzu. Er ist nach eigenem Bekunden „schon mindestens 15 Jahre“ regelmäßig beim Lauf durch die Esslinger City dabei, seine Frau hat schon etwa fünf, sechs Mal mitgemacht. Mit Erfolg. „Letztes Jahr war ich die Dritte in meiner Altersklasse“, sagt Petra Winkler.

Einen Rekord kann auch Brigitte Fallscheer vermelden. „Ich bin immer die Älteste, ja, ja“, sagt sie. 81 ist die passionierte Läuferin. Die Beine in die Hand nehmen, für die Seniorin ist das kein Problem. „Für mich ist das toll, daheim in Baltmannsweiler laufe ich auch auf und nieder“, sagt sie. Dabei ist die betagteste Sportlerin zugleich eine eisenharte. Beim letztjährigen Event sei sie gestürzt und trotzdem ins Ziel gekommen. Auch in diesem Jahr ist im Vorfeld ein Malheur passiert. Die Freude am Sporteln hat das Brigitte Fallscheer nicht genommen. „Ich fühle mich bei dem Lauf so wohl. Ich bin schon wieder ganz aufgeregt“, sagt sie vor dem Lauftreff-Start.

Sechs Teilnehmer, drei alte und drei neue, finden sich beim ersten Termin trotz der Pfingstferien und der doch bescheidenen Wetteraussichten ein. Rafael Treite achtet drauf, dass an diesem Abend alle sicher ins Ziel kommen. Zunächst steht ein lockeres Einlaufen über einen Kilometer bis zur Maille an, dort ist dann das Lauf-ABC dran. „Die Basis, wie beim Schreiben und Sprechen“, sagt der 51-Jährige. Der sogenannte Kniehebelauf und das Anfersen werden erklärt; zwei von zwölf Lauf-ABC-Übungen, um die Flexibilität zu erhöhen und die Laufökonomie zu verbessern. Außerdem gibt es bei jedem Lauftreff „Tipps und Tricks, wie man gut durchkommt“, sagt Rafael Treite, darüber hinaus Infos zu den Themen Ernährung und Dehnen. Sprich: ein ganzheitliches Training für Menschen auf den unterschiedlichsten Fitnesslevels. Dass wirklich jeder zum Joggen geeignet ist, jeder eben nach seinem eigenen Rhythmus, davon ist er überzeugt. Er lächelt und zitiert die Lauf-Legende Emil Zatopek: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“