Der neue Streckenverlauf des EZ-Lauf 2021 Foto: Eßlinger Zeitung

Michael Weber ist Streckenvermesser und hat im Auftrag des Württembergischen Leichtathletikverbands die neue EZ-Lauf-Strecke genau bestimmt.

Claus Hintenach -

Esslingen - Mit der 21. Auflage des Eßlinger Zeitung Laufs um den Sport-Flöss-Pokal wird es auch einen neuen Streckenverlauf geben (siehe rechts). Michael Weber hat die Strecke vermessen und gibt Auskunft, worauf es dabei ankommt.

Warum wird eine Strecke vermessen?

Damit die Streckenlänge exakt passt. Die lässt sich auch auf andere Weise bestimmen, aber eben nicht genau genug. Wenn ich etwa meine Trainingsstrecke laufe, zeigen auf GPS basierende Messverfahren jeden Tag leicht unterschiedliche Längen an – auf der exakt gleichen Strecke. Daher wird in der internationalen Leichtathletik nur das Verfahren mit dem Jones-Counter, einem Zählwerk am Fahrrad, anerkannt.

Die Strecken lassen sich aufgrund ihrer Charakteristik nicht miteinander vergleichen, gerade der Eßlinger Zeitung Lauf taugt eher nicht für Bestzeiten. Warum gibt es dann vom Deutschen Leichtathletikverband den Titel „Bestenlistenfähige Strecke“?

Das ist eben die Maßgabe des Verbands. Aber klar, es gibt winklige Kurse, es gibt bergige Kurse, und es wird auf unterschiedlichem Untergrund gelaufen. Beim EZ-Lauf kommt etwa das Kopfsteinpflaster mit ins Spiel. Da werden Läufer, die häufig starten, nicht ihre Bestzeiten erzielen.

Bei unveränderter Strecke muss diese trotzdem in regelmäßigen Abständen erneut vermessen werden. Warum?

Wird eine Laufstrecke vermessen, gilt das Zertifikat zunächst fünf Jahre. Das Zertifikat kann bei unverändertem Streckenverlauf dann zweimal um jeweils fünf Jahre verlängert werden. Und dann schreibt eben das Regelwerk eine neuerliche Vermessung vor.

Sie vermessen die Strecke mit einem Zählwerk am Fahrrad. Worauf ist zu achten, dass ein genaues Ergebnis herauskommt?

Zunächst muss eine Eichstrecke festgelegt werden. Für den EZ-Lauf war dies ein mehrere hundert Meter langer, exakt vermessener und dokumentierter Abschnitt der Mercedesstraße in Bad Cannstatt. Die Eichstrecke dient zur Kalibrierung des Zählwerks und ergibt die sogenannte Tageskonstante, die vorgibt, wie viele Zähleinheiten ich für einen Kilometer an diesem Tag benötige. Darin berücksichtigt wird der Reifendruck, der je nach Außentemperatur variiert und über die Ausdehnung der Luft im Reifen den Radumfang und damit das Zählwerk beeinflusst. Alles muss wiederum über im Tagesverlauf steigende oder fallende Temperaturen betrachtet werden. Daher muss die Eichstrecke auch vor und nach der eigentlichen Messung abgefahren werden, der Mittelwert von beiden ergibt die Tageskonstante. Temperaturschwankungen von morgens zehn und mittags 30 Grad können nämlich erhebliche Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Daher vermesse ich am liebsten, wenn die Temperatur über den gewählten Zeitraum möglichst konstant bleibt. Bei der eigentlichen Messfahrt wird die Laufstrecke auf der kürzest möglichen Linie vermessen, also so, wie die schnellen Läufer laufen und die Kurven schneiden. Zur Kontrolle wird eine zweite Messfahrt durchgeführt.

Das Gespräch führte Claus Hintennach.