Start des AOK-Schülerlaufs 3: Auch bei den Kindern und Jugendlichen ist die Laufsehnsucht groß. Foto: Roberto Bulgrin

Die 21. Auflage des Eßlinger Zeitung Laufs war eine besondere.

Esslingen - Mehr als zwei Jahre mussten die Läuferinnen und Läufer aus der Region auf das größte Breitensport-Event im Landkreis Esslingen verzichten. Und vieles war anders bei der 21. Auflage des Eßlinger Zeitung Laufs um den Sport-Flöss-Pokal in Zeiten der Pandemie – ein ausgefeiltes Hygienekonzept, ein bei 1000 Teilnehmern gedeckelter Hauptlauf, eine leicht veränderte Streckenführung, ein neuer Moderator, und vor allen Dingen ein – dem Termin geschuldeter – knackiger Temperaturunterschied von 20 bis 30 Grad zum sonstigen Termin in Sommer.

Nach 35:57 Minuten lief die Kenianerin Grace Momany (Team Interesse) als erste Frau über die Ziellinie. Zuvor hatte ihr Landsmann Ernest Kibet Tarus (Team Interesse) in 32:26 Minuten die Männerkonkurrenz praktisch von Anfang an weit hinter sich gelassen. Er blieb damit hinter dem Streckenrekord von Geoffrey Githu Chege, der 2016 die zehn Kilometer in 31:10 Minuten absolvierte, lief aber die zweitbeste Zeit.

Eine Minute nach Tarus folgten Daniel Noll (TSV Glems) und Robin Habermann (TSV Holzmaden) zeitgleich in 33:26 Minuten und waren sich nicht sicher, wer Zweiter und wer Dritter geworden war. Das Kampfgericht entschied später, zwei zweite Plätze zu vergeben. „Das war mein erster Lauf nach fast zwei Jahren. Ich wollte mal schauen, wo ich stehe“, sagte Noll, der bis zuletzt befürchtet hatte, dass der Lauf noch abgesagt werden würde. Die Zweitplatzierten lobten das Hygienekonzept und die Durchführung. „Wir Läufer haben es verdient, endlich wieder unseren Sport ausüben zu dürfen“, betonte Habermann.

Beim bei 1000 Teilnehmern gedeckelten Hauptlauf wurde mit 952 Läufern das Maximum fast erreicht. Auch die Finisherquote mit mehr als 98 Prozent konnte sich sehen lassen. „Wir hatten bei den Planungen mit weniger Teilnehmern gerechnet und freuen uns jetzt sehr darüber, wie gut die Veranstaltung angenommen wurde. Wir wollten trotz aller Befürchtungen ein Zeichen setzen“, sagte Detlef Schnabel, Hauptorganisator bei der TSG Esslingen, die neben der EZ den Eßlinger Zeitung Lauf veranstaltet.

Es waren mit 280 nahezu gleich viele Helfer im Einsatz wie 2019. Die Arbeitsdienste vom Verkauf und der Obst-Ausgabe – die der Pandemie zum Opfer fielen – wurden nicht eingespart, sondern stattdessen in weitere Helferstellen an der Strecke umgewandelt. Denn größte Priorität bei den Verantwortlichen lag auf dem Thema Sicherheit. „Es war noch nie so leicht, Helfer zu finden. Alle freuen sich wieder über ein Stück Normalität. Und es gab auch nur gutes Feedback von den Läufern“, sagte der TSG-Vorstandsvorsitzende Gerald Lietzenmayer.

Den Startschuss zum Hauptlauf gab Thomas Flöss, unterstützt von Esslingens neuem Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der anschließend schnell loslief, und EZ-Geschäftsführer Andreas Heinkel. Auch Flöss lobte die Durchführung: „Das ist ein Aufbruchsignal für Esslingen. Nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus sozialer Sicht.“ Heinkel war froh über die hohe Teilnehmerzahl: „Das zeigt, wie groß das Bedürfnis nach Normalität ist.“ OB Klopfer lief als 304. nach 53:05 Minuten über die Ziellinie und freute sich ebenfalls: „Die Durchführung des Laufs war ein Signal in die richtige Richtung.“

Das eng mit der Stadtverwaltung abgestimmte Hygienekonzept fand viel Zustimmung. Trotz der „Warnstufe“ im Land war die Teilnahme für Geimpfte und Genesene sowie für Ungeimpfte mit einem aktuellen, negativen PCR- oder Schnelltest möglich. Die Zuschauerströme wurden klug durch die TSG-Helfer und einen Sicherheitsdienst geleitet. So war das Betreten rings um den Schelztor-Turm auch für Zuschauer nur unter 3G-Vorgaben erlaubt und wurde streng kontrolliert. Auch der neue Moderator Achim Seiter, der seine Premiere beim EZ-Lauf souverän meisterte, wies Teilnehmer und Zuschauer immer wieder auf das geltende Hygienekonzept hin.

Die wesentlich kühleren Temperaturen spielten den meisten Läufern in die Karten. Es war zwar kalt, blieb aber trocken, und ab und zu ließ sich sogar die Sonne blicken. „Perfekte Bedingungen“, urteilte Klopfer. Wollmützen, Wadenwärmer, Stirnbänder und Handschuhe waren auf der Strecke aber auch keine Seltenheit. Zudem wurde das für die Läufer bereit stehende Wasser nicht abgekühlt, sondern auf Zimmertemperatur gehalten.

Dass es in Esslingen um den Läufernachwuchs gut bestellt ist, bewiesen einmal mehr die Bambini und Schüler. Bei den KSK-Bambiniläufen gingen 138 Mädchen und Jungen an den Start. Bei den Bambini Jungen 1 (Jahrgänge 2016 und jünger) siegte über 400 Meter Johann Wenzel nach 1:37 Minuten. Mohammad Alahmad setzte sich bei den Bambini 2 (Jahrgänge 2014/2015) nach 1:25 Minuten durch. Bei den Mädchen hatten Clara Heinz (1:52 Minuten/2016 und jünger) und Malin Naser (1:25 Minuten in 2014/2015) die Nase vorne.

In den drei AOK-Schülerläufen gingen 439 Kinder an den Start. Beim Schülerlauf 1 (Jahrgänge 2012/2013) über 1,1 Kilometer teilten sich Jakob Meinert und Finn Burkard mit jeweils 6:34 Minuten den Sieg. Bei den Mädchen gewann Arina Grechukhina in 7:19 Minuten. Bei den Schülerläufen 2 (2010/2011) und 3 (2006 bis 2009) waren 2,5 Kilometer zu absolvieren. Es siegten Wim Peters in 6:00 Minuten und Lars Redle in 9:20 Minuten, bei den Mädchen Emilia Gramlich in 6:31 Minuten und Nele Pfister in 10:33 Minuten.

Wie schon 2019 gab es eine gemeinsame Einsatzzentrale, wo die Schnittstellen zwischen TSG, EZ und Deutschem Roten Kreuz (DRK) zusammenliefen. So saßen die Verantwortlichen einträchtig in einem Appartement in der sechsten Etage eines Wohngebäudes direkt gegenüber der Schelztorhalle, das das Wohnbauunternehmen Metzger + Co kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.

Das DRK vermeldete nur sechs Hilfsleistungen. Zum Vergleich: 2019 waren es 47. „Das war ein sehr ruhiges Jahr“, sagte Bereitschaftsleiter Markus Oßwald vom DRK Esslingen. Vier Behandlungen wurden im Zielbereich durchgeführt und zwei auf der Strecke. Hinzu kamen zwei Transporte von der Strecke ins Ziel. Insgesamt waren 55 Rettungskräfte, ein Notarzt und drei Rettungswagen im Einsatz. „Es waren weniger Rettungskräfte als sonst, da es ja auch weniger Teilnehmer waren“, erklärte Oßwald. Auch auf die kühleren Temperaturen stellte sich das DRK ein: Die Zelte wurden beheizt, es gab mehr Decken und jeder Posten auf der Strecke hatte ein Fahrzeug zur Verfügung, um für Verletzte eine warme Versorgungsumgebung zu gewährleisten.