Neuhausens Simon Kosak mit Gebrüll auf dem Weg zum Tor, Lukas Lohmann kann nicht eingreifen und Hannes Grundler dreht schon ab. Foto:  

Drittligist Neuhausen schafft beim 24:14 gegen Titelverteidiger TSV Deizisau den höchsten Finalsieg der Turniergeschichte. Gelungene Premiere in Weil.

So viel Spannung gab es selten beim EZ-Pokal – mit Ausnahme des Endspiels. Die Handballer von Titelverteidiger TSV Deizisau hatten keine Kraft mehr und der TSV Neuhausen schaffte mit 24:14 (12:6) den höchsten Finalsieg in der Geschichte des Traditionsturniers. Anschließend tanzten die Neuhausener ihr Siegertänzchen und ließen Trainer Markus Locher in Sekt duschen.

Als Belohnung gab es für den Drittligisten den Wanderpokal der Eßlinger Zeitung sowie einen Scheck über 750 Euro, Württembergligist Deizisau freute sich über 500 Euro. Das kurzfristig per Siebenmeterwerfen ausgetragene Spiel um Platz drei und 300 Euro gewann die HSG Ostfildern mit 5:3 gegen den TSV Zizishausen, der 200 Euro bekam.

Sektdusche und Siegertänzchen waren wie immer beim EZ-Pokal – ansonsten aber war vieles neu: Es wurde zum ersten Mal in der Halle des Sportparks Weil gespielt. Das Fazit: Es hätte kaum besser sein können. Die 3 500 Zuschauer an den drei Turniertagen sorgten für echte Pokalstimmung, die Spieler zeigten hochklassigen Handballsport und erzielten 977 Tore – die 27. Ausgabe war eines der besten EZ-Pokalturniere aller Zeiten. Dafür sorgten bei der Veranstaltung, die von Kaufland und der Volksbank Mittlerer Neckar unterstützt wird, auch Ausrichter SG Hegensberg/Liebersbronn, der mit seinen vielen, vielen ehrenamtlichen Helfern für einen nahezu perfekten Ablauf sorgte.

„Top“ Stimmung

„Es war top“, fand auch Neuhausens Kapitän Hannes Grundler, „am Anfang habe ich mich gefragt, ob die Stimmung so rüberkommt wie zuvor in der Neckarsporthalle, aber am Ende war es cool, ein geiles Ding.“ Eine Klasse für sich war – zumindest im Endspiel – auch die Leistung der Maddogs. „Im Finale war es der Handball, der uns ausmacht“, sagte Grundler, „natürlich wollten wir den Pokal holen, aber es tut uns auch gut für die 3. Liga, in der wir im Kampf gegen den Abstieg noch viel vorhaben.“ Vor drei Jahren beim zuvor letzten EZ-Handballpokal waren die Neuhausener den Deizisauern im Finale noch mit 15:20 unterlegen.

Neuhausens Trainer Markus Locher strahlte ebenfalls. „Im Finale sind wir so aufgetreten, wie man auftreten muss. Dass es der höchste Endspielsieg überhaupt war, macht mich euphorisch.“ Die Neuhausener wussten aber auch, dass sie den Vorteil hatten, während des Turniers durchwechseln zu können und damit die Belastung zu steuern. Auch darin lag das hohe Ergebnis im Finale begründet. In ihrem letzten Gruppenspiel waren sie noch den Ostfildernern mit 14:16 unterlegen. Deizisaus Trainer Stefan Eidt war enttäuscht über den Ausgang des Endspiels. „Der Akku war einfach leer, es waren anstrengende Tage“, sagte er, zog jedoch sofort ein positives Gesamtfazit: „Insgesamt können wir zufrieden sein. Wir haben am letzten Tag zwei gute Spiele gemacht und ein etwas schlechteres Finale.“

In diesem lagen die Deizisauer schnell mit 0:5 und 3:10 zurück. Die Neuhausener hatten sogar noch Luft, um die Fans mit einem Kempa-Tor von Patrik Letzgus nach Zuspiel von Roman Fleisch zum zwischenzeitlichen 12:5 zu unterhalten. Sie spielten ihre große Stärke, das Tempospiel, gegen immer müder werdende Deizisauer voll aus.

Im Halbfinal-Duell der beiden Württembergliga-Spitzenteams hatten sich die Deizsauer erst mit 24:23 nach Siebenmeterwerfen gegen Ostfildern durchgesetzt. Auch wenn viele Zuschauer der HSG in einem möglichen Endspiel eine Überraschung zugetraut hätten, war deren Coach Marco Gaßmann mit Platz drei sehr zufrieden: „Es war eine starke Leistung. Wir sind auf der letzten Rille dahergekommen. Die, die noch da waren, haben super gekämpft.“ Weil auch den Zizishausenern sichtlich die Kraft ausging, einigten sich die beiden Teams darauf, den Drittplatzierten von der Linie aus zu ermitteln. Auch Zizishausens Trainer Georgios Chatzigietim war „absolut zufrieden. Wir konnten das Turnier als Vorbereitung nutzen. Ich hätte gerne das Finale erreicht, mit einem Quäntchen mehr Glück hätten wir das auch geschafft. Aber wir gehen mit einem guten Gefühl in die Rückrunde“.

Die vermeintlich Kleinen überzeugen

Die meisten Teams dürften gestärkt ins Ligajahr starten. Denn das war auffällig: Auch die vermeintlich Kleinen überzeugten, lieferten enge Spiele und schafften überraschende Ergebnisse. So wurde Bezirksliga-Tabellenführer HSG Ebersbach/Bünzwangen vom Bezirksehrenvorsitzenden Kurt Ostwald als beste unterklassige Mannschaft des Turniers mit 200 Euro belohnt. So richtig in die Herzen der Fans aber spielte sich das A-Jugend-Bundesligateam des TV Bittenfeld. Der TVB-Nachwuchs bot erfrischenden und schnellen Handball, besiegte in der Vorrunde die Deizisauer und den Verbandsligisten Team Esslingen, der auch deshalb ausschied. So reichte es dem TVB für den Viertelfinaleinzug, wo aber gegen Ostfildern Endstation war. „Es hat Spaß gemacht. Es war toll, dass wir uns so gut präsentieren konnten“, sagte Trainer Ulf Hummel, „wir kommen gerne wieder.“

Überhaupt waren sich alle einig: Es war ein hochklassiges und packendes Turnier. So sagte Neuhausens Coach Locher: „Das Niveau wird gerade in der Verbandsliga von Jahr zu Jahr höher. Da müssen auch wir als Drittligist an unser Limit gehen, um hier zu gewinnen.“ Spätestens im Finale allerdings waren die Neuhausener beim EZ-Handballpokal 2023 unschlagbar.

Vom EZ-Pokal berichten: Sigor Paesler, Andreas Pflüger, Dominic Berner, Kerstin Dannath, Stefanie Gauch-Dörre, Max Bruns, Steffen Wahr, (Text und Online), Herbert Rudel (Fotos).

Liveticker zum Nachlesen: www.esslinger-zeitung.de/sport/ez-pokal-handball