Im Finale 2020 setzt sich der TSV Deizisau mit Jaric Baumann (links) durch. Foto:  

Der EZ-Pokal zieht endlich in den Sportpark Weil. Deizisau ist Titelverteidiger.

Warten, sagt man, vergrößert die Vorfreude. Fragt man aber Marcel Killat, so hätte es nicht sein müssen, dass er sich so lange gedulden muss, bis er bei der 27. Ausgabe des EZ-Handball-Pokals mitspielen darf. Killat ist der Kapitän des TSV Deizisau. Die Deizisauer sind mit zehn Erfolgen der Rekordsieger des Traditionsturniers, sie sind der Titelverteidiger und damit die Mannschaft, die den Pokal so lange wie keine zuvor in der Vitrine stehen haben durfte, ohne ihn verteidigen zu müssen. „Darauf hätte ich gerne verzichtet“, sagt Killat, „seit dem bislang letzten EZ-Pokal ist so viel passiert. Wir freuen uns jetzt alle auf das Turnier.“ Am 6. Januar ist es so weit, dann startet das dreitägige Event. Endlich. Bei der SG Hegensberg/Liebersbronn, die diesmal die Ausrichtung übernimmt, sind sie bestens vorbereitet.

In den vergangenen beiden Jahren fiel der EZ-Pokal aus – zum ersten Mal in seiner seit 1995 währenden Geschichte, und dann gleich zwei Mal hintereinander. Dazu kommt: Mannschaften, Spieler und Fans mussten nicht nur darauf warten, dass das Turnier endlich wieder stattfinden kann – sie mussten auch darauf warten, dass es zum ersten mal im schick renovierten Sportparks Weil über den Hallenboden geht. Denn der Umzug von der Neckarsporthalle an die B 10 war schon vor zwei Jahren geplant.

Alles ist großzügiger

Im Jahr 2020 war der EZ-Handball-Pokal die letzte große Sportveranstaltung in der Region, ehe das Coronavirus alle Athleten ausbremste. Im Sommer 2021 fand der EZ-Fußball-Pokal statt – damit feierten die Kicker unerwartet lange vor den Handballern ihre Premiere in Weil. Das Gelände kam bei Sportlern und Fans an. Im folgenden Winter jedoch schwappte eine neue Virus-Welle über das Land. Der Spielbetrieb wurde unterbrochen, das Handballturnier erneut abgesagt.

Nun Weil. Die Spannung ist groß, wie die Atmosphäre sein wird. In der Neckarsporthalle führte die Enge auch dazu, dass vor allem am Finaltag auf und hinter der Tribüne kein Durchkommen war. Es war rappelvoll. In Weil ist alles großzügiger. Es gibt Zuschauerplätze auf beiden Seiten des Spielfeldes, es gibt auch hinter der Haupttribüne mehr Platz. Es wird anders sein, aber die Fans werden für Stimmung sorgen und sich von den Mannschaften auf dem Spielfeld anstecken lassen. Und umgekehrt. Denn die Halle wurde auch als Handball-Spielstätte konzipiert. Um eine Zulassung für Bundesliga-Partien zu bekommen, müssten nur ein paar Lampen getauscht werden.

Bundesligisten sind beim EZ-Pokal nicht am Start, aber ein Drittligist und jede Menge weitere Teams auf gehobenem Amateurniveau – und es gibt viele Derbys, die besondere Würze des Mannschaftssports. Das macht auch den EZ-Pokal aus. Eine Veränderung gibt es beim Modus: Es wird mit zwei Sechsergruppen gespielt, die an beiden Vorrundentagen im Einsatz sind.

Man merkt: Die Spieler und ihre Trainer sowie Betreuer haben richtig Bock auf das Turnier. Klar, besagter Drittligist, der TSV Neuhausen, ist der Top-Favorit. Aber das war die Mannschaft des Trainerduos Markus Locher/Alexander Trost auch bei der 26. Ausgabe. Drei Mal in Folge hatten die Maddogs zuvor gewonnen, von den zehn Ausgaben davor acht Mal. Aber im Finale 2020 unterlagen die Neuhausener den Deizisauern mit 15:20. Mit dem Wanderpokal in Händen bauten diese nicht nur ihre Bilanz als Rekordsieger auf zehn Turniergewinne aus, sondern feierten auch zum ersten Mal seit 2009 wieder.

Und wer kommt 2023 – neben den Neuhausenern – für den mit 750 Euro zusätzlich versüßten Sieg infrage? Die Baden-Württemberg-Oberligisten TV Plochingen und TSV Wolfschlugen dürfen ja – zu deren großen Ärger – nicht mitspielen, weil sie in der Liga ran müssen. Aber neben dem Tabellenzweiten Deizisau sind in der HSG Ostfildern, die sogar ganz oben im Tableau steht, und dem TSV Zizishausen zwei weitere Württembergligisten dabei.

Familientreffen der Handballer

„Die Favoritenrolle ist eindeutig an Neuhausen vergeben, aber es gibt noch Ostfildern, Zizishausen, uns und auch Reichenbach – warum sollte es nicht eine der Mannschaften schaffen?“, fragt denn auch Deizisaus Kapitän Killat, der 2020 von den Lesern der Eßlinger Zeitung zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, voller Selbstvertrauen. Überraschungen sind immer drin. Und hinterher wird bei Kaltgetränk und Maultaschen im Foyer über die Spiele diskutiert. Der EZ-Pokal ist auch das große Familientreffen der Handballszene der Region.

Lange Pause, neuer Spielort – vieles aber wird auch 2023 so sein wie immer beim EZ-Pokal. Und das ist auch gut so.