Der Mythos EZ-Pokal wird ab diesem Jahr mit den Frauen fortgeschrieben.
Wenn Daniel Fischer und Alexander Scherbaum über Handball sprechen, sind sie kaum zu stoppen. Es ist einfach ihr Thema. Wenn sie in Erinnerungen an den EZ-Pokal schwelgen, gilt das ganz besonders. Fischer und Scherbaum waren beide Torhüter, haben beide oft bei dem Traditionsturnier mitgespielt und sind heute Handball-Abteilungsleiter ihres Clubs. Fischer beim Rekordsieger TSV Deizisau, Scherbaum beim TSV Neuhausen, der dominierenden Mannschaft der vergangenen Jahre.
„Ich habe sogar mal einen Südafrika-Urlaub verkürzt, um beim EZ-Pokal mitzuspielen“, erzählt Fischer, „das sagt glaube ich alles darüber, welchen Stellenwert das Turnier für mich hat.“ Seine Frau Verena war damals nicht begeistert – aber sie kannte ihren Daniel ja. Wie Scherbaum verwendet Fischer immer wieder das Wort „Familie“, wenn er von dem Turnier spricht, das nun in seine schon 29. Ausgabe geht: „Hier trifft sich die Handballfamilie. Man sieht Leute, denen man schon eine Weile nicht mehr begegnet ist, quatscht ein bisschen und schaut bei spannenden Spielen zu.“ Das galt früher als aktiver Handballer und heute als ehemaliger. „Ich treffe jetzt die gleichen Leute, wir sind halt alle älter geworden“, erzählt Fischer und lacht.
Scherbaum erinnert sich auch noch gut: „Man hat sich auf dem Spielfeld getroffen und hinterher wurde es bei einem Bier noch später.“ Dass es heutzutage vielleicht nicht mehr ganz so lange geht, ist dem etwas veränderten Zeitgeist geschuldet. Was laut Scherbaum aber immer noch gilt: „Der EZ-Pokal ist der Inbegriff der Handballfamilie. Es ist eine coole Sache. Man trifft alle und die meisten davon mag man.“
Aber natürlich ging – und geht – es auch ums sportliche Prestige. „Ich habe oft mitgespielt, aber kein einziges Mal gewonnen“, erzählt Scherbaum nur leicht zerknirscht und präzisiert: „Bei unserem ersten Sieg bin ich als Back-up auf der Bank gesessen, habe aber nicht gespielt. Diesen Vergleich hat Daniel klar gewonnen.“ Der bestätigt das gerne: „Ich habe zehn Mal mitgespielt und zehn Mal gewonnen.“ Anschließend ging es zum gemeinsamen Feiern in den „Hirsch“ nach Deizisau.
Seit die beiden nicht mehr selbst auf dem Feld stehen, haben sich die Gewichte verschoben. Drittligist Neuhausen ist auch in diesem Jahr der Turnierfavorit und wenn die Mannschaft ihrer Rolle gerecht wird, schließt sie mit insgesamt elf Turniersiegen zu den Deizisauern auf. Fischer versetzt der Gedanke daran nicht in Unruhe: „Die Neuhausener machen eine super Arbeit und ernten die Früchte dafür. Wen sie gewinnen, gehe ich hin und gratuliere.“
Stefanie Urbisch gehört derselben Handballer(innen)-Generation wie Fischer und Scherbaum an. Beim Thema EZ-Pokal kann sie aber nicht mitreden. „So etwas hätte ich mir zu meiner Zeit auch gewünscht“, sagt die frühere Zweitliga-Spielerin des TV Nellingen. Aber Frauen beim EZ-Pokal gibt es erst ab diesem Jahr – auch zur großen Freude von Urbisch, die mittlerweile der Nellinger Abteilungsführung angehört. „Ich freue mich tierisch auf das Turnier“, sagt Urbisch und findet: „Daraus kann etwas entstehen.“ Die beiden männlichen Kollegen würden es sehr begrüßen. „Der Charakter des EZ-Pokals wird sich möglicherweise verändern, aber es wird ein Mehrwert sein. Das mit Männern und Frauen hat Potenzial, ich fände es toll, wenn es sich etabliert“, sagt Fischer.
Der Mythos EZ-Pokal lebt. Und wird mit Frauen und Männern fortgeschrieben. Urbisch, Fischer und Scherbaum werden es von der Seitenlinie beobachten. Wenn das neue Konzept angenommen wird, werden in ein paar Jahren auch ehemalige Handballerinnen in EZ-Pokal-Erinnerungen schwelgen.