Denkendorfs Dominik Janu ist nach einer Krebserkrankung zurück im Team.
Wenn Ralf Wagner, der Handball-Trainer des TSV Denkendorf, an die vergangenen Jahre zurückdenkt, dann erinnert er sich an einen Moment besonders gerne. Es ist keine Meisterschaft und auch kein besonders spektakulärer Sieg. Es ist ein Tag im Jahr 2022, an dem er vor dem Training in die Kabine kam. „Da saß Dominik und hat gesagt: „Ich bin jetzt wieder da.“ Denn ein paar Monate zuvor, im April, hatte Wagner den Spielern berichten müssen, dass ihr Kamerad Dominik Janu an Schilddrüsenkrebs erkrankt war.
Was Janu und Wagner damals noch nicht wussten: Die große Operation, bei der die komplette Schilddrüse entfernt wurde, und die anschließende Radon-Jod-Behandlung waren zwar gut verlaufen, aber es folgte im Jahr drauf eine weitere OP, weil die Tumormarker noch etwas erhöht waren. Jetzt aber ist der 28-Jährige – erneut – wieder da und spielt für das Bezirksklasse-Team der Denkendorfer. Dass er zwischenzeitlich aus dem Kader der Verbandsliga-Mannschaft geflogen ist, liegt einzig daran, dass er im Oktober einen längeren USA-Urlaub gemacht hat – gemeinsam mit Anna Janu (damals noch Klotz), die natürlich auch in Denkendorf Handball spielt, mit der er in Deizisau lebt und die er am 15. Dezember geheiratet hat.
Den Mut schnell wieder gefunden
Seine Anna war Dominik Janu während der schweren Zeit eine wichtige Stütze, ebenso wie seine Familie und natürlich die Handballer. „In dem Moment, in dem ich das Wort ‚Krebs’ gehört habe, ist mir schwarz vor Augen geworden, im Kopf war alles leer“, erzählt Janu, „die ersten Tage waren extrem.“ Denn die Diagnose kam völlig überraschend. Janu ließ sich „einen Hubbel“, wie er beschreibt, am Hals entfernen. Als er eine Woche später zur Nachuntersuchung kam, lag das Laborergebnis vor: Schilddrüsenkrebs.
Janu, der als Projektmanager arbeitet, erzählt ganz offen und ganz ruhig. Auch damals hatte er den Mut sehr bald wieder gefunden. Nicht nur, weil ihm die Ärzte – auch einer aus seinem persönlichen Umfeld – gesagt hatten, dass die Heilungschancen sehr gut seien. „Mir hat extrem geholfen, dass ich ein positiver Mensch bin“, erzählt er, „mir war schnell klar, dass es weitergehen muss, dass es weitergeht.“
So hat ihn auch sein Trainer erlebt. „Es war am Anfang schwer, damit umzugehen. Als die Mitspieler von der Diagnose erfahren hatten, hatten einige Tränen in den Augen“, sagt Wagner, „aber er ist offen damit umgegangen und so bin auch ich auf ihn zugegangen. Er ist ein Mensch, der immer gute Laune hat, kein Grübler.“ Ein guter Handballer, ein Denkendorfer Urgestein dazu, ist Janu auch. Deshalb wird der „Mittelmotor“ im Spiel, wie Wagner ankündigt, auch wieder in der „Ersten“ auflaufen, deren Kapitän er lange war. Bestimmt schon beim EZ-Pokal.
Die Krankheit spielt nicht mehr die Hauptrolle
In der Phase der Operationen und Nachbehandlungen „ist alles andere zur Nebensache geworden“, wie Janu erzählt. „Ich weiß nun noch mehr, wie wichtig die Gesundheit ist“, sagt er, kann aber nicht behaupten, dass er seither deutlich bewusster lebt: „Ich habe es mir vorher schon gut gehen lassen und gemacht, was mir Spaß macht. Auch meine Eltern haben mir viel ermöglicht.“ Ausnahme war die lange Reise während der Handball-Saison. Das hätte es früher nicht gegeben.
Und wie ist es sonst heute? „Ich fühle mich topfit“, sagt Janu. Die Krankheit spielt nicht mehr die Hauptrolle in seinem Leben. Erinnert wird er dennoch jeden Tag daran. Wenn er morgens seine Schilddrüsentabletten nimmt. „Und beim Blick in den Spiegel.“ Denn die Narbe quer über den Hals bis fast zum Ohr ist gut sichtbar.
Im Januar steht noch einmal eine umfangreiche Nachuntersuchung an. Janu ist optimistisch, dass er dann endgültige Entwarnung bekommt. „Sie haben ordentlich was rausgenommen“, erklärt er, zudem deuten einige Blutwerte darauf hin, dass alles in Ordnung ist. Als erstes wird seine Frau Anna von den Ergebnissen erfahren, dann die Familie. Und Dominik Janu wird bestimmt auch seinem Team in der Kabine vor dem Training berichten.