Foto: Eßlinger Zeitung

Der Adventskalender der Eßlinger Zeitung öffnet dieses Jahr Türchen in die Vergangenheit. Erleben Sie anhand dieser Bilder des Stadtarchivs, wie das Esslinger Stadtbild sich seit dem 19. Jahrhundert verändert hat. Heute: von Gaswerk und Güterbahnhof zur Neuen Weststadt.

Esslingen - Die Stadt ist im Wandel. Mehrere Baukräne ragen dort in den Himmel, wo bald der neue Campus der Hochschule entstehen soll. Andere Teile der Neuen Weststadt sind bereits fertig gestellt und eingeweiht. Doch wie sah die gleiche Gegend vor 65 Jahren aus? In den Tagen bis Weihnachten bietet die Eßlinger Zeitung jeden Tag einen Blick durch ein Fenster der Zeit.Mit ausgewählten Bildern aus dem Stadtarchiv wird deutlich, welche Veränderungen die Jahre mit sich brachten. Historische Gebäude fielen beispielsweise dem Bau der Ringstraße zum Opfer, doch es gibt auch Stellen, die verschönert wurden. Zum Auftakt blickt der Adventskalender von den Weinbergen auf Esslingen hinab. In den folgenden Tagen und Wochen werden dann auch Details im Stadtbild unter die Lupe genommen.

Der Güterbahnhof, der im 19. Jahrhundert als Folge der Industrialisierung in Betrieb genommen wurde, lag westlich des Esslinger Bahnhofs. Dort standen mehrere Schuppen und früher auch ein spezieller Lastenkran. Damit wurden einst Waren von Karren auf die Züge geladen. Seit 2011 ist nun der Umbau im Gange.

Mit dem städtebaulich einzigartigen Projekt Neue Weststadt soll der Güterbahnhof nun einen würdigen Nachfolger bekommen.

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Nach und nach entstehen auf dem 100 000 Quadratmeter großen Areal fast 500 Wohnungen und Gewerbeflächen. Auch die Hochschule Esslingen verlegt ihren Standort Flandernhöhe auf das Areal des ehemaligen Bahnhofs.

„So wird das hässliche Entlein der Stadt zum stolzen Schwan werden“, sagte der ehemalige Oberbürgermeister Jürgen Zieger bei der Eröffnung eines Baublocks im Juni diesen Jahres. Insgesamt umfasst das Projekt fünf solche Blöcke, die nach und nach fertiggestellt werden.

Tatsächlich ist das Projekt insbesondere energetisch bislang einmalig in Deutschland – das Quartier ist so konzipiert, dass es komplett klimaneutral funktionieren soll.

Um dies zu schaffen, wurde unterirdisch eine Energiezentrale errichtet, in der sogenannter grüner Wasserstoff durch die Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff hergestellt werden soll. Die nötige Energie für dieses Verfahren soll durch die Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern geliefert werden. Die Abwärme wird dann direkt zum Heizen genutzt, der Wasserstoff wiederum als Energiespeicher und zur Stromversorgung. Insgesamt kann so ein Wirkungsgrad von 80 Prozent erreicht werden. Zum Vergleich: Solaranlagen für sich erreichen in der Regel maximal einen Wirkungsgrad von 25 Prozent.

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Zur Zeit steht auf dem Bahnhofsvorplatz ein Informationszentrum, das Interessierten genaue Einblicke in das Energieversorgungskonzept und andere Bereiche der Planung der Neuen Weststadt bietet.

Ein weiteres auffälliges Merkmal auf dem Bild von 1956 sind die kugelförmigen Gebilde. Auch diese Gastanks der Stadtwerke dienten früher als Speicherort für Energie, ähnlich wie es in Zukunft der grüne Wasserstoff tun soll.

Schon 1855 wurde in Esslingen eine Gasanstalt errichtet, um Energie für die Straßenbeleuchtung und die Fabriken bereitzustellen. Zunächst wurde sogenanntes Stadtgas, das zu Beginn aus Kohle und später aus Propan und Butan gewonnen wurde, verwendet. Das Erdgas kam erst 1983 nach Esslingen. Seit 2008 wurden die Kugeln nicht mehr als Gasspeicher genutzt, das Erdgas kommt heute per Pipeline direkt aus den Fördergebieten. 2016 wurden die Tanks in einer aufwendigen Aktion entfernt. Die große Kugel wog dabei insgesamt 280 Tonnen. Zudem musste im Vorfeld des Abrisses sichergestellt werden, dass die Behälter kein Gas mehr enthielten. Sonst hätte es beim Einsatz der Schneidbrenner zu Stichflammen oder Explosionen kommen können.

Letzten Endes lief jedoch alles nach Plan. Die Kugeln konnten Stück für Stück abgetragen werden. Der Stahl war dabei noch so hochwertig, dass er wieder in den Rohstoffkreislauf eingespeist wurde.

Doch nicht nur das Material der Gastanks findet an anderer Stelle eine neue Funktion: Auch die Stadtwerke werden ihr Areal in der Fleischmannstraße räumen und in einen derzeit entstehenden Neubau im Gebiet Neckarwiesen ziehen. Anschließend soll m derzeitigen Stadtwerke-Gebäude eine Zeit lang die Stadtbücherei unterkommen, während deren Standort im Bebenhäuser Pfleghof erweitert und modernisiert wird.

Während sich bei den Stadtwerken und auf dem ehemaligen Güterbahnhof also sehr viel verändert hat, gibt es auch Stellen in der Stadt, die  von der Zeit nahezu unberührt blieben. So ist etwa der Schornstein mit der Aufschrift „Dick“ bis heute standhaft. Und auch sonst hat sich im linken Bereich der Bilder scheinbar wenig getan, viele der Gebäude erkennt man wieder.