Die Teebeutel und für das Experiment benötigte Utensilien wurden Norbert König vorab zugeschickt. Foto: Frank Wahlenmaier

Im Rahmen des Projekts Expedition Erdreich waren Teebeutel drei Monate in einem Garten in Leinfelden-Echterdingen verbuddelt. Nun sind sie ausgegraben worden und liefern Daten.

Leinfelden-Echterdingen - Norbert König aus Leinfelden-Echterdingen hatte in den vergangenen drei Monaten wahre Schätze unter der Erde in seinem Vorgarten liegen. Die Rede ist nicht etwa von Gold oder Edelsteinen, sondern von ganz normalen Teebeuteln.

Die Besonderheit dieser mit Grün- oder Rooibostee gefüllten Beutel ist, dass sie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung wertvolle Daten wie beispielsweise pH-Wert oder Körnung des Bodens liefern. „Dafür wurde mir zu Beginn des Experiments ein Paket mit den benötigten Utensilien zugeschickt“, sagt König. Das Ministerium möchte nämlich in Zusammenarbeit mit dem „BonaRes“-Zentrum für Bodenforschung und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung eine digitale Landkarte erstellen, damit später jeder Bürger einsehen kann, wie es um die Bodenqualität an den gemessenen Standorten in Deutschland steht.

4500 Hobbyforscher für Projekt angemeldet

„Expedition Erdreich“ nennt sich dieses Projekt, zu dem sich rund 4500 Hobbyforscher angemeldet haben. Dafür haben sie, genau wie Norbert König, insgesamt zwölf ihnen zugeschickte Teebeutel an zwei unterschiedlichen Standorten ihrer Wahl vergraben. Das entspricht 54 000 Behälter deutschlandweit. Es ist das erste derart umfassende Bürgerprojekt in der Bodenforschung in Deutschland.

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„Die getrockneten Teeblätter sind für die Mikroorganismen im Boden ein dankbares Futter“, sagt Luise Wunderlich vom Redaktionsbüro des Wissenschaftsjahres, welches im Rahmen der Bioökonomie steht. Die winzigen Bakterien schaffen es nämlich, durch das feinmaschige Gitter der Teebeutel an ihr Festmahl zu gelangen. Je mehr Kleintiere im Boden, desto besser die Qualität der Erde, so die Faustregel. Denn der Gewichtsverlust der Teebeutel ist das, was die Forscher, die die Daten auswerten, interessiert.

Und das ist bei dem Experiment herausgekommen

Auf der eigens eingerichteten Internetseite für die Expedition steht geschrieben, dass eine Zersetzungsrate zwischen 20 bis 30 Prozent als mittel und von über 40 als hoch angesehen wird. Nach 90 Tagen hat Norbert König die Teebeutel, wie vorgesehen, nun wieder ausgegraben und die Werte dem Bundesministerium übermittelt. Aber wie fleißig waren denn nun die kleinen Helfer in seinem Vorgarten?

Nachdem König die sechs Teebeutel ausgegraben und von Erdkrümeln so wie Wurzeln befreit hatte, legte er sie auf eine vom Ministerium mitgeschickte Waage, um den Gewichtsverlust zu eruieren. „Der Verlust bei den Grünteeblättern liegt bei 58 und beim Rooibos-Tee bei 34 Prozent“, berichtet der pensionierte Physiker. Die Mikroorganismen im Filderboden haben also ganze Arbeit geleistet. „Es scheint wohl so, als ob die Kleintiere auf den Fildern Grüntee bevorzugen“, sagt König. Dass die Bodenqualität auf den Fildern so außerordentlich gut ist, dürfte den Wissenschaftler nicht wundern. Schließlich baut er in seinem Garten für die Region bis dato untypische Früchte wie Kiwis an – und das mit Erfolg. „Letztes Jahr habe ich über 30 Kilo geerntet“, erzählt er.