Marita Thoma verpasst Mieles Pfoten noch den letzten Schnitt. Foto: Marion Brucker

Marita Thoma betreibt seit mehr als 20 Jahren in Esslingen einen Hundesalon. Den wird es auch weiterhin geben, wenn die 66-Jährige demnächst in Ruhestand geht. Was hat sie an dem Beruf so fasziniert?

Wenn die Temperaturen steigen und die Sonne scheint, blüht nicht nur die Natur auf, sondern, wie andere Lebewesen, auch Mensch und Hund. Sie entledigen sich gleichermaßen ihres „Winterpelzes“. Die Kleidung wird luftiger, das Fell kürzer. Marita Thoma kennt sich aus. „Im Frühjahr ist viel los“, sagt die Hundefriseurin aus Esslingen. Seit 21 Jahren sorgt sie dafür, dass Vierbeiner pico bello aussehen. Jetzt geht sie in Rente.

Miele steht da wie ein Lämmchen. Ihre Besitzerin Tiziana Napoli bringt die einjährige Toy-Pudelhündin regelmäßig zum Scheren in Marita Thomas Hundesalon Picco Bello. Thoma hat in ihrem Berufsleben viele Hunde-Haartrends kommen und gehen sehen. „Einen sportlichen, praktischen Schnitt erhält Miele“, erklärt sie.

Vorbei die Zeit, als der Pudel ein klassischer Hund für ältere Damen gewesen sei, die ihm Bommel schneiden ließen und ein Krönchen auf dem Kopf. Der Pudel ist zum Familienhund geworden. Das hänge auch damit zusammen, dass immer mehr Menschen Allergiker seien. Ein Pudel mit seinem lockigen Haar sei auch für diese Menschen geeignet. Außerdem sei er ein Familienhund. Napoli, Mutter zweier Teenager, pflichtet ihr bei. Auch wenn die Familie durch Zufall auf den Pudel gekommen ist.

Kein Zufall war die Wahl des Hundesalons. „Meine Mutter und meine Schwester lassen hier auch ihre Hunde scheren“, erzählt Napoli. „Sie macht es einfach toll“, sagt sie über Thoma. Zudem sei es schwierig, einen Hundesalon zu finden. „Es hat sich schon vor Corona abgezeichnet, dass es mehr Bedarf gibt“, sagt die Hundefriseurin. Ihre Kundschaft umfasse alle Altersgruppen, von jungen Leuten über Familien, die sich erstmals einen Hund angeschafft haben, bis hin zu älteren Menschen, die bereits ihren dritten Hund bei ihr scheren ließen.

Marita Thoma (links) hat mit Iffet Yükselay eine Nachfolgerin gefunden. Während Thoma deren Hund hält, freundet sich die künftige Salonbetreiberin schon mal mit der Hündin Miele an. Foto: Marion Brucker

Auf die Idee, Hundefriseurin zu werden, war die Bauzeichnerin nach einer längeren Familienphase gekommen. Ihr Beruf hatte sich weiterentwickelt; und sie wollte fortan nicht nur vor dem Computer sitzen. Als sie ihren damaligen Malteser scheren lassen wollte, stellte sie fest, dass es schwierig war, in Esslingen einen Hundesalon zu finden. Sie erkannte den Bedarf, aber eine Fortbildung zur Hundefriseurin gab es damals kaum. „Danach war ich für zwei Monate in Gießen in einem Hundesalon“, erzählt sie. Anschließend kaufte sie ein Ladengeschäft in Esslingen.

Dort überlässt Tiziana Napoli ihre Hündin den erfahrenen Händen von Thoma. In anderthalb Stunden wird sie sie wieder abholen. „Miele kommt gerne hierher. Sie spürt, dass das Scheren eine Entlastung ist.“ Wie Napoli bleiben auch die anderen Frauchen und Herrchen in der Regel nicht dabei. „Die Hunde sind lieb und brav“, sagt Thoma. Selten müsse sie einen Maulkorb anlegen, gebissen worden sei sie noch nie.

Ein vergessener Hund

Dafür gab es lustige Erlebnisse. Beispielsweise sei einmal ein Hund von seinem Besitzer im Salon vergessen worden. Thoma nahm ihn mit nach Hause – wo ihn das Herrchen tags darauf abholte. Miele aber darf pünktlich mit ihrem Frauchen rechnen – und mit dem nächsten Termin.

Denn Marita Thoma hat mit Iffet Yükselay eine Nachfolgerin gefunden. Die ausgebildete Friseurin aus Stuttgart hat sich zusätzlich zur Hundefriseurin ausbilden lassen. Fast ein Jahr lang hat sie einen Hundesalon zum Mieten gesucht – und damit ungefähr genauso lange wie Thoma eine Nachfolgerin. Während sich die 66-jährige Thoma nun auf ihren Ruhestand ab April und damit auf mehr Zeit für ihre Familie und den eigenen Hund freut, möchte die 33-jährige Yükselay in ihrem „Traumjob“ durchstarten.