Lona Häcker (Mitte) freut sich über die Auszeichnung – und mit ihr (von links) Sportbürgermeister Yalcin Bayraktar, Trainer Giacomo Camiciotti, EZ-Sportchef Sigor Paesler, Sportamtsleiter Marius Osswald und TSV-Berkheim-Finanzvorstand Katie Schweizer. Foto: /Herbert

Normalerweise wird die Esslinger Sportlerin, der Sportler und die Mannschaft des Jahres bei einer Gala geehrt. Doch weil das wegen der Pandemie zur Zeit nicht möglich ist, wurden die Gewinner im Training überrascht.

Esslingen - Nicht nur, aber auch für Sportlerinnen und Sportler war 2020 ein schwieriges Jahr. Sowohl der Freizeit- wie auch der Leistungssport wurden durch die Corona-Pandemie ausgebremst. Aber es fanden dennoch Wettkämpfe statt. Die Kaderathleten waren sich dabei ihres Privilegs bewusst, dass sie starten durften, während für andere so gut wie alle Sportstätten geschlossen blieben. Über ihre Erfolge durften und dürfen sich die Athleten trotzdem und völlig zurecht freuen – und natürlich auch darüber, dass sie als zusätzlicher Lohn zum Esslinger Sportler, zur Esslinger Sportlerin und zur Esslinger Mannschaft des Jahres gekürt wurden.

Die Jury, bestehend aus Stadtverwaltung, Sportverband und Eßlinger Zeitung, hat virtuell beraten. Und wie schon vor einem Jahr wurden die Pokale nicht im Rahmen einer Gala zur Sportlerehrung, sondern im Training übergeben. Die anderen Meister Esslingens bekommen ihre Auszeichnung erneut per Post zugestellt.

Die Tage von Lona Häcker sind im Vergleich zu denen von anderen 15-jährigen Mädchen mächtig ausgefüllt, Freiräume gibt es kaum. Training, Schule, Training – in dieser Reihenfolge. Deshalb hatte die Turnerin des TSV Berkheim zunächst auch keine allzu große Lust, als sie an diesem frühen Abend noch zusätzlich in die Halle der Schillerschule kommen sollte. Ihre Stimmung aber änderte sich schnell. Zunächst schaute sie ungläubig. Dann lächelte sie, als sie sah, dass da einige Menschen in der Halle auf sie warteten – und was Yalcin Bayraktar in der Hand hielt. Der Sportbürgermeister überreichte Lona Häcker die Auszeichnung als Esslinger Sportlerin des Jahre 2020.

Lona Häcker: Erst der Anfang

Es war ein außergewöhnliches Jahr für jeden Sportler. Auch für Lona Häcker war es kein leichtes. Aber als Kaderathletin durfte sie in Zeiten trainieren, in denen andere das nicht durften. Das weiß sie zu schätzen. Und die Mühe hat sich gelohnt: Bei den deutschen Jugendmeisterschaften im November in heimischer Halle holte sie Gold am Sprung, Silber am Stufenbarren sowie am Schwebebalken und Bronze im Mehrkampf. Auf die Frage danach muss sie nicht lange überlegen: „Ja, das war mein bisher größter Erfolg.“

Der erst der Anfang sein soll. „2020 war sehr erfolgreich, ich hoffe, das geht so weiter“, sagt Lona Häcker und lächelt. Der Triumph bei den Meisterschaften markierte für sie auch den Wechsel zu den Erwachsenen, zu denen frau im Turnen bereits mit 16 Jahren zählt. Sie trainiert am Kunstturnforum in Stuttgart jetzt zusammen mit Elisabeth Seitz, Kim Bui und ihrer Vereinskameradin Carina Kröll, reist gemeinsam mit ihnen zu Wettkämpfen – und hat die großen Vorbilder dort auch als Konkurrentinnen. „Ich wurde sehr nett aufgenommen“, erzählt Lona Häcker, „aber es ist schon eine Umstellung.“

Nachdem die deutschen Meisterschaften Mitte Mai in Leipzig ausgefallen sind, bei denen ihr Start aufgrund einer Rückenverletzung ohnehin fraglich war, ist nun der Ersatztermin im Rahmen der Großveranstaltung „Die Finals 2021“ Anfang Juni in Dortmund Lona Häckers nächstes große Ziel. Eine gewisse Nervosität kommt schon in ihr auf, wenn sie daran denkt. Andererseits sagt sie: „Es erwartet in meinem ersten Jahr niemand von mir, dass ich gewinne.“

Das kann sich in der Zukunft allerdings ändern, denn an Talent und Trainingsfleiß fehlt es Lona Häcker nicht. Und das hat die Esslinger Sportlerin des Jahres 2020 spätestens bei den Jugendmeisterschaften in Berkheim gezeigt: „Ich kann meine Leistung abrufen.“

Maximilian Nickmann: Mit Tricks zum Titel

Maximilian Nickmann will es ganz genau wissen. „Ist der aus Glas?“, fragt er, als er seinen neuen Pokal ganz genau anschaut. Es ist der Pokal, den er als Esslinger Sportler des Jahres 2020 bekommen hat. Er wird auf jeden Fall einen prominenten Platz in seinem Zimmer finden, erklärt der 14-Jährige. Denn Pokale hat er noch nicht so viele. Das liegt aber daran, dass es in seiner Sportart bei Siegen vor allem Medaillen und Urkunden gibt. Und davon hat der Kanute des KV Esslingen schon eine ganze Menge bekommen. Sein bisher größter Erfolg: Deutscher Meister der Schüler im Freestyle-Kanu im vergangenen Jahr auf der Isarwelle in Plattling.

„Das kam überraschend“, sagt Maximilian Nickmann. Damit meint er nicht nur die Auszeichnung, sondern vor allem den Titelgewinn. „Im Vorlauf war es eng und ich war nur Achter“, erzählt er. Aber im Zwischenlauf und im Finale zeigte er starke Tricks und war besser als alle anderen.

Die Neugier, die er auch beim Betrachten des Pokals zeigt, ist typisch für Maximilian Nickmann. Und hilfreich für seinen Sport. „Man kann sehr kreativ sein und immer neue Tricks einstudieren“, sagt er. Überhaupt findet er es nicht nur spannend, im Wasser neue Dinge auszuprobieren. Im Winter spielt er Eishockey und schaffte es da schon in die Landesauswahl. „Und vor dem Training“, erzählt er grinsend, nachdem er aus das Kanu aus dem Neckar geholt hat, „war ich vor dem Rathaus skaten.“ Was er da so tut, kann man auch auf seinem Instagram-Profil „maxi.nkm“ sehen. „Ach du warst das“, sagt Sportbürgermeister Yalcin Bayraktar, der ihm den Pokal überreicht hatte, fügt aber gleich lachend hinzu: „Das ist völlig in Ordnung, ich finde das gut.“

„Das eine ist im Winter, das andere im Sommer“, antwortet Nickmann diplomatisch auf die Frage, ob ihm Eishockey oder Kanu mehr Spaß macht. Auf dem Wasser ist er jedenfalls regelmäßig, seit er ein Jahr alt ist. Zunächst als Mitfahrer bei seinem Vater, mit fünf Jahren hatte er sein erstes Wildwasser-Kajak, mit neun nahm er an seinem ersten Freestyle-Wettbewerb teil – mit 14 wurde er deutscher Meister.

So kann es weitergehen. Maximilian Nickmanns Augen leuchten, wenn er an die kommenden Wettkämpfe denkt. Bei den deutschen Meisterschaften möchte er seinen Titel verteidigen, er hofft auf eine Teilnahme an den Europameisterschaften in kommenden Jahr in Nottingham. Sein großer Traum sind die Weltmeisterschaften. „Am liebsten in Argentinien“, erzählt er. Und warum? „Da gibt es die geilste Welle.“ Das kann man vom Neckar vor dem Klubheim nicht behaupten.

U18-Team SSV Esslingen: Glaube an die Nachfolger

So viel Zurückhaltung hätte man dem U18-Wasserballteam des SSV Esslingen gar nicht zugetraut. Dreizehn junge Kerle – und keiner drängt sich in den Vordergrund, als Sportbürgermeister Yalcin Bayraktar mit einer gläsernen Trophäe vor ihnen steht. „Ihr seid die Mannschaft des Jahres 2020 aus Esslingen“, sagt er. Die Spieler werfen sich ungläubige Blicke zu. Kapitän Zoran Bozic nimmt den Pokal entgegen und bedankt sich. Die Spieler lächeln nun, sie scheinen sich zu freuen.

Weshalb sie sich an diesem Tag im Vereinsschwimmbad auf der Neckarinsel treffen sollten, hatte den Wasserballern im Vorfeld niemand gesagt. „Deshalb kam das sehr unerwartet“, erklärt Torwart Boris Tepic. Dabei hat das Team den Preis mehr als verdient – auch wenn die Spieler ihre Leistung etwas relativieren. Geehrt wurden sie nämlich für ihren dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften in Hannover. „Wir waren echt froh, dass wir dieses Turnier spielen konnten“, sagte Bozic. Wäre ihnen das nicht ermöglicht worden, hätte die Mannschaft an gar keinem Wettbewerb teilnehmen können.

„Für uns war 2020 wegen der Coronapandemie besonders schwer“, erklärt Bozic. Etwa einen Monat lang habe das U18-Team nicht im Wasser trainieren können. Mit Online-Training, das Athletik- und Kraftübungen beinhaltete, hielt sich die Mannschaft gemeinsam fit. „Das war eine sehr gute Lösung“, meint Tepic. Kapitän Bozic ist dankbar für den Aufwand, den der SSVE betrieben hat, um seinen Teams das Training zu ermöglichen. So galt und gilt ein strenges Hygiene-Konzept auf dem Gelände des eigenen Freibads, zur Zeit müssen sich Spieler und Besucher am Eingang einem Schnelltest unterziehen. Laut Tepic konnten die U18-Wasserballer durch diesen Einsatz fast täglich trainieren.

Was die Platzierung bei den deutschen Meisterschaften im vergangenen Oktober angeht, hätte das Team gerne mehr herausgeholt. Im Halbfinale unterlagen die Esslinger den White Sharks Hannover mit 5:8. Sie hätten eine starke Vorrunde gespielt, im Halbfinale aber nicht die volle Leistung abgerufen, erklären die beiden Spieler. Am Ende gewannen die White Sharks das Turnier – und gegen den Titelträger zu verlieren, das ist dann doch wieder verkraftbar. Einige U18-Spieler aus dem vergangenen Jahr verstärken inzwischen die erste Mannschaft.

Dem Team, das nun nachkommt, trauen Bosic und Tepic viel zu. Es besteht aus vielen Spieler des ehemaligen U16-Teams, das den dritten Platz der Mannschaft des Jahres 2020 belegt hat. Bozic hofft, dass die neue U18 den Meistertitel holt.

Sportler des Jahres

1. Maximilian Nickmann

(Kanu/KV Esslingen)

2. Jeronim Etemi

(Karate/Turnerschaft Esslingen)

3. Nils Richter

(Schach/TSV RSK Esslingen)

Sportlerin des Jahres

1. Lona Häcker

(Turnen/TSV Berkheim)

2. Anna Schlesinger

(Eiskunstlauf/ESG Esslingen)

3. Alina Sigel

(Eiskunstlauf/ESG Esslingen)

Mannschaft des Jahres

1. U 18 des SSV Esslingen

(Wasserball)

2. KSV Esslingen

(Judo)

3. U 16 des SSV Esslingen

(Wasserball)