Die Esslinger Sektkellerei Kessler steht derzeit vor einem Problem: Die meisten Produkte sind nicht lieferbar. Und das hat ganz verschiedene Gründe.
Leer sind die Lager der Sektkellerei Kessler am Esslinger Marktplatz bei Weitem nicht, gibt Geschäftsführer Christopher Baur Entwarnung. Sektliebhaber müssen sich nur etwas gedulden, denn die nächste Chargen sind bald fertig. Dass wegen der hohen Nachfrage an Weihnachten und Silvester viele begehrte Schaumweinsorten derzeit nicht lieferbar sind, beschäftigt die Menschen in der Region sehr. Dies zwang den Traditionsbetrieb sogar dazu, das Kessler Karree 18 in Esslingen sowie den Flagship-Store in Stuttgart bis Mitte Januar zu schließen. „Das ist aber kein großes Drama“, sagt Baur. „Man muss nur wissen, dass wir nicht kurz nachproduzieren können.“
Die Gründe für die Lieferlücke sind vielfältig. Schon vor einigen Tagen habe sich abgezeichnet, dass es eng werden könnte, erklärt Baur. Doch dass Kessler seine Prestige-Linie (Kessler Hochgewächs, Hochgewächs Rosé und Jägergrün) sowie die Klassik-Linie (Kessler Rosé, Brut und Sec) nicht liefern kann, sei überraschend gekommen. Mit diesen Produkten macht Kessler den weitaus größten Teil seiner Einnahmen. „Die Leute haben uns die Produkte so schnell aus den Regalen gegriffen, so schnell konnten wir gar nicht gucken“, erklärt Baur. Generell gilt: Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Der Kessler-Chef meint: „Das spricht auch dafür, dass gerade in unsicheren Zeiten authentische Traditionsmarken wie Kessler sehr attraktiv sind.“
Kessler wächst und wächst
Auch in der Vergangenheit sei es hin und wieder vorgekommen, dass einzelne Produkte eine Zeit lang nicht lieferbar waren. Neu ist das Ausmaß des Engpasses. „Grundsätzlich waren wir in unseren Hauptlinien immer lieferfähig“, erklärt Baur. Bis jetzt.
Schuld an der Lücke sind auch zum großen Teil die Nachwehen der Coronazeit. Bis der Sekt trinkfertig ist, dauert es bei den Hauptlinien zwischen zwölf und 24 Monate. Das heißt: Die Produktion des Schaumweins, der momentan getrunken wird, wurde teils vor zwei Jahren geplant. Damals, im Winter 2020, bestimmte die Pandemie das Leben – und damit die Unsicherheit. Trotzdem produzierte der Traditionsbetrieb im vergangenen Jahr etwa 1,8 Millionen Flaschen Sekt, das ist deutlich mehr als vor der Coronazeit, erklärt Baur.
Auf der einen Seite verzeichnet Kessler seit Jahren ein starkes Wachstum, auf der anderen Seite ist der Betrieb aufgrund seiner Größe limitiert. Rund 15 Mitarbeiter kümmern sich in der Produktion um den Nachschub. Dieses gute Dutzend ist im Dezember stark von der Erkältungswelle getroffen worden. Teilweise konnte die Hälfte der Beschäftigten wegen Krankheit nicht arbeiten.
Guter Sekt braucht seine Zeit
Schritt für Schritt kommen die Mitarbeiter nun wieder zurück. Im Kellern reifen derweil die Sekte, die bald ausgeliefert werden sollen. „Wir produzieren das ganze Jahr“, sagt Geschäftsführer Baur. In den Tanks der Lieferanten lagern die Grundweine, die von der Esslinger Kellerei nach und nach bestellt werden. Aus dieser Basis wird der begehrte Sekt hergestellt. All das benötigt Zeit. „Aber es ist nicht so, dass unser Keller leer ist“, sagt der Geschäftsführer.
Baur ist zuversichtlich, dass die meisten Produkte aus dem Sortiment bald wieder lieferbar sind. Und wenn die Bars in Esslingen und der Stuttgarter Calwer Straße am 16. Januar wieder öffnen, sollte man fast jeden Sekt wieder bestellen können.