Leonard Cohens „Suzanne“ begleitet Eugen Schultheiß (links) seit jungen Jahren. Für Podi­um-Festivalchef Joosten Ellée ist diese Leidenschaft Verpflichtung Foto: Roberto Bulgrin

Das Esslinger Podium Festival lädt Musikliebhaber ein, ihre Lieblingssongs mit anderen zu teilen. Eugen Schultheiß stellt am Samstag Leonard Cohens „Suzanne“ vor.

Für Pablo Casals war Musik „die göttliche Art, dem Herzen schöne, poetische Dinge zu erzählen“. Man muss kein weltberühmter Cellist sein, um so zu empfinden. Wohl jeder, der sich am Klang erfreuen kann, kennt Kompositionen, die ihn tief berühren, die Freude schenken, Glücksgefühle wecken, Erinnerungen lebendig werden lassen, Trost spenden oder mit prägenden Menschen und Momenten des eigenen Lebens verbunden sind. Das Team des Esslinger Podium Festivals will solche Herzensstücke mit seinem Publikum teilen.

Das neue „Wunschkonzerte“-Format hat Anfang Mai im Alten Rathaus Premiere gefeiert, und die Reaktionen waren so begeistert, dass daraus eine feste Größe werden soll. Das nächste „Wunschkonzert“ beginnt an diesem Samstag um 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus Pliensauvorstadt in der Weilstraße 8.

Esslinger Podium wagt Brückenschläge

Familiäre Atmosphäre beim ersten „Wunschkonzert“ im Mai. Foto: Roberto Bulgrin

Joosten Ellée, dem künstlerischen Leiter des Podium-Festivals, liegt dieses Format am Herzen: „Wir finden es sehr reizvoll, die Musik, die wir aufführen, nicht nur selbst auszuwählen, sondern unser Publikum einzubeziehen. Die Geschichten hinter jedem Herzensstück sind oft sehr berührend und zeigen, was Musik für die Menschen bedeuten kann.“ Musikalisch setzt das Podium-Team keine Grenzen. „So gelingen Brückenschläge zu anderen Genres und Epochen“, erklärt Joosten Ellée. Und er folgt seinem Anspruch, das Festival zu öffnen und näher an die Stadtgesellschaft zu rücken.

Der Aufruf, eigene Herzensstücke vorzuschlagen, fand beim Publikum große Resonanz. Aus einer Fülle von Vorschlägen hat das Podium-Team drei sehr unterschiedliche Titel für das „Wunschkonzert“ am Samstag ausgewählt: Sezen Aksus „Ne Ağlarsın”, Leonard Cohens „Suzanne” und Nenas „99 Luftballons”. Wer einen Titel eingereicht hat, darf zunächst im Gespräch mit Joosten Ellée seine ganz persönliche Geschichte hinter der Musik erzählen. Dann wird das Herzensstück von den Musikern Tasuku Noguchi (Saxofon), Robert Menczel (Gitarre) und Anna Stelzner (Kontrabass) interpretiert. „Mit verbindenden Stücken ergänzen wir die eingebrachte Musik zu einem emotional facettenreichen Konzertabend“, sagt Ellée. „So treten die Musikerinnen und Musiker und die Stadtgesellschaft in einen einzigartigen Dialog – ganz ohne Worte.“

Ein Esslinger mit Faible für Leonard Cohen

Festivalleiter Joosten Ellée wird durch den Abend führen. Foto: Roberto Bulgrin

Einer von denen, die am Samstag Einblick in ihr musikalisches Schatzkästlein geben, ist der Esslinger Eugen Schultheiß. Als bekennender Podium-Fan ist er gespannt, wie die Musiker seinen Lieblingssong interpretieren werden: Leonard Cohens „Suzanne“ aus dem Jahr 1966. Der kanadische Sänger, Songschreiber, Autor und Maler erzählt darin von seiner (unerfüllten) Liebe zu einer faszinierenden jungen Frau, die jedoch mit einem anderen verheiratet und deshalb für ihn unerreichbar war. Eugen Schultheiß kann Cohens Gedanken sehr gut nachvollziehen, schließlich fühlte auch er sich in jungen Jahren zu einer Frau hingezogen, die für ihn ebenfalls unerreichbar war. Die Erinnerung daran ist noch sehr lebendig.

„Ich weiß noch gut, wie ich 1971 zum ersten Mal Leonard Cohens wunderschönen Song gehört und mich in jeder Zeile mit meinen Gefühlen wiedergefunden habe“, erzählt Eugen Schultheiß. „Es ist faszinierend, wie Cohen seine Gedanken und Empfindungen in Worte gefasst hat. Man merkt, dass er nicht nur Musiker, sondern auch Schriftsteller ist. Seine Stimme ist ebenso unverwechselbar wie seine Art, zu singen. Seine Texte und seine Musik gehen einem nicht mehr aus dem Sinn.“ Schultheiß freut sich darauf, seine Gedanken zu Leonard Cohen und „Suzanne“ mit anderen zu teilen. „Wenn ich diesen Song höre, werden ganz tiefe Erinnerungen und Gefühle wieder geweckt“, erzählt er. „Ich finde die Idee der ‚Wunschkonzerte’ großartig, weil man seine Musik und seine Gedanken mit anderen teilen kann.“