Macher und Beschicker des Esslinger Weihnachtsmarkts sind kurz vor dem Abbau der Buden zufrieden. Die Umsätze übersteigen das Vorjahr– dank besseren Wetters und zunehmendem internationalen Interesse.
Menschen aus aller Welt entdecken zunehmend nicht mehr nur die ehrwürdigen europäischen Metropolen und ihre historischen Sehenswürdigkeiten, sondern zunehmend auch die besonderen Weihnachtsmärkte des Kontinents als Reiseziele. Davon profitiert die Mittelstadt Esslingen. Der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt habe in den einschlägigen Rankings Top-Platzierungen, sagt Michael Metzler, Geschäftsführer der Esslinger Markt und Event GmbH (EME) hörbar stolz. Neben gestiegener Aufmerksamkeit in klassischen und sozialen Medien hat wohl auch das Wetter dazu beigetragen, dass die Geschäfte in den vergangenen Wochen besser liefen als im Vorjahr.
Michael Metzler zieht eine positive Bilanz. Dabei sei das Jahr von Unsicherheiten geprägt gewesen aufgrund der schwierigen konjunkturellen Lage in Deutschland und den Befürchtungen, dass die im Jahresverlauf konstatierte Kaufzurückhaltung der Menschen sich bis in die Adventszeit zieht. „Im Nachgang muss man sagen, dass das keine Rolle gespielt hat“, sagt Metzler. Ihm zufolge sind deutlich mehr Besucher nach Esslingen gekommen als 2023. Das möge einerseits am besseren Wetter liegen – 2023 hatte es einige Regentage gegeben. „Wir haben aber auch das Gefühl, dass die Leute bewusst solche Angebote suchen, um aus dem Alltag auszubrechen“, so Metzler.
Viele Besucher auch an Wochentagen
Seit Jahren schätzt der städtische Eigenbetrieb EME die Besucherzahlen auf jährlich etwa eine Million. Gemessen werden diese allerdings nicht – das sei nicht möglich, sagt Metzler. Allerdings seien die Umsätze ein gutes Indiz und auch subjektive Eindrücke. Laut Petra Pfeiffer, Leiterin des Veranstaltungsmanagements bei der EME, seien zudem im Vergleich zu früher auch Montage und Dienstage, früher eher schwach im Geschäft, gut besucht gewesen.
Niemand habe sich bei Einführung des Mittelalterthemas vor 26 Jahren vorstellen können, dass der Esslinger Markt eine Entwicklung nehme, die deutschlandweit so herausragend sei, sagt Metzler. Fahrt aufgenommen hat die überregionale Aufmerksamkeit wohl, als die Esslinger zum zweiten Mal in Folge von der Londoner „Times“ unter die Top Adventsmärkte Europas gelistet wurden. Auch die ARD berichtete dieses Jahr. Und zu den Aufgaben der EME gehört es längst, Influencer über den Mittelalter- und Weihnachtsmarkt zu führen und in Social Media auf Posts zu reagieren von Besuchern aus aller Welt. Touristen betrieben im Advent sogenanntes Weihnachtsmarkt-Hopping, sagt Metzler. Besonders stark vertreten seien Schweizer Besucher, es kämen auch viele Spanier, Franzosen und Italiener. Er ist überzeugt: „Die Internationalisierung ist noch nicht am Ende.“
Beschicker sind mit Umsätzen zufrieden
„Mit den Besucherzahlen und den Umsätzen sind alle zufrieden“, bestätigt Marktbeschicker Heiko Hahn die Aussagen der EME. Er betreibt die Taverne „Zum Wilden Hahn“ und ist seit 2001 im Advent in Esslingen mit einem Stand vertreten. Die Umsätze seien in diesem Jahr wieder auf Vor-Corona-Niveau. Allerdings gingen die Gewinne allgemein seit Jahren zurück angesichts steigender Kosten, räumt Hahn ein.
Die steigende Beliebtheit des Marktes bringt für Organisatoren und Beschicker aber auch Herausforderungen. Hotels, Restaurants und Parkhäuser sind ausgelastet, teilweise sei es schwer, für die eigenen Leute Schlaf- oder Stellplätze zu bekommen. „Wir haben schon jetzt Anfragen von Besuchern in der Stadtinformation, wo sie im nächsten Jahr übernachten können“, erzählt Pfeiffer.
Mit Blick auf die Zukunft will die EME auch für die kommenden Weihnachtsmarktjahre am Altbewährten und der Qualität des Angebots festhalten. Allerdings übt Metzler Kritik an der Deutschen Bahn: Er wünsche sich, dass diese mehr in die Bahnhofsinfrastruktur investiere. In diesem Winter hätten die Schließfächer nicht funktioniert, weshalb die Stadtinformation für zahlreiche verzweifelte Touristen eine eigene Gepäckaufbewahrung habe improvisieren müssen.
Der diesjährige Mittelalter- und Weihnachtsmarkt dauert bis Sonntag, 22. Dezember, 20.30 Uhr. Ein Highlight kurz vor Schluss stellte der Fackelumzug zur Burg an diesem Donnerstag dar.