Die Esslinger eSports-EM hat vier Tage lang für Begeisterung bei Spielern und Fans gesorgt. Am Ende triumphierte das Zweier-Team „Espada FC“ und sicherte sich Preisgeld in Höhe von jeweils 500 Euro. Eine Neuauflage des Events scheint durchaus möglich.

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Esslingen - „Ich kann nicht mehr! Das ist doch nicht normal, ihr seid nicht normal!“ Noch knapp zehn virtuelle Minuten, in Echtzeit entspricht das etwas mehr als 60 Sekunden, waren im Finale der Esslinger eSports-EM zwischen dem Team „Espada FC“ und dem Duo „JuMa“ zu spielen, als E-Sport-Experte Khaled Naim, der vier Tage lang als emotionaler Moderator mit Mehmet Keser und am Finaltag mit E-Sport-Profi, Content Creator und Twitch-Streamer Niklas Luginsland durch das von der Eßlinger Zeitung und den Stadtwerken Esslingen ausgerichtete „FIFA-21“-Turnier auf der Gaming-Konsole Playstation 4 geführt hatte, voller Begeisterung diese beiden Sätze herausrief. „Ich auch nicht“, schallte es aus der Mitte der Halle, wo die Spieler an Gamingtischen saßen, von einem der Zocker, nämlich Selim Gücyeter, zurück.

Polen wird Europameister

Unmittelbar zuvor war unter großem Jubel das 4:2 für die Nationalmannschaft Polens gefallen, die von dem Zweier-Team Gücyeter, der aus Kirchheim unter Teck nach Esslingen gekommen war, und Ilya Rathke aus Aichwald gesteuert wurde. Es war die Entscheidung für den „Espada FC“, der im Finale gegen Julius Riether und Marius Micklitz, die als Team „JuMa“ die Schweiz steuerten, am Ende sogar noch einen Treffer nachlegte und dank einer starken Leistung im zweiten Durchgang des Finales verdient 5:2 triumphierte.

Dass der Turniersieg für den 20-jährigen Rathke und den 17 Jahren alten Gücyeter, die beide mit Trikots des türkischen Topklubs Galatasaray Istanbul angetreten waren, beileibe kein Selbstläufer war, bestätigten die beiden bereits vor ihrem Halbfinale gegen das ebenfalls stark eingeschätzte Team „Wuselig“, bestehend aus den beiden 17-jährigen Esslinger Lokalmatadoren Nick Köstler und Jonah Sailer. „Das Spiel wird knapp. Das ist bisher unser stärkster Gegner“, sagte Gücyeter, der nach eigenen Angaben gar nicht so häufig „FIFA“ spielt, sondern in seiner Freizeit eher Spiele wie „Rocket League“ oder Spiele aus der „Call of Duty“-Reihe zockt, im Vorfeld der Partie.

Im Livestream: So lief der Finaltag der eSports-EM

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Xbox-Spieler überzeugen auf der Playstation 4

Ein Hindernis auf dem Weg ins Finale stellte das Duo „Wuselig“ für den „Espada FC“ allerdings nicht dar. 3:0 hieß es am Ende für Polen gegen Irland – und das obwohl die späteren Turniersieger zu diesem Zeitpunkt bereits „völlig fertig“ waren. Die Chance für das Team „JuMa“ im Finale? Zunächst sah es für Julius Riether und Marius Micklitz mit der „Nati“, also der Schweizer Nationalmannschaft, gut aus, denn schon früh erzielten die beiden zwei Tore. „Klar, die Führung war schön, aber wer „FIFA“ kennt, weiß, dass da trotzdem noch alles passieren kann“, erklärte Micklitz. Dass sich seine Vorahnung bestätigte, trübte die Stimmung bei „JuMa“ nur vorübergehend. „Direkt nach dem Spiel waren wir schon frustriert. Wenn man es so weit geschafft hat und sogar führt, will man das Turnier natürlich auch gewinnen“, sagte der 18-Jährige. Mit einem Tag Abstand sei es zwar immer noch schade, das Finale verloren zu haben. „Wir sind aber eigentlich Xbox-Spieler und haben zusammen noch nie an einem „FIFA“-Turnier teilgenommen. Deshalb ist es ein Wunder, dass wir es überhaupt ins Finale geschafft haben“, sagte Micklitz, der sich wie sein Teamkollege Riether über einen Gutschein in Höhe von 300 Euro freuen durfte.

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500 Euro pro Spieler für den Turniersieg

Für das Sieger-Duo „Espada FC“ gab es jeweils sogar 500 Euro für den Turniersieg, die Drittplatzierten von „Wuselig“ nahmen Gutscheine im Wert von je 200 Euro mit nach Hause. Auch für Dominik Pedro und Sven Marques vom Team „Los Fenomenos“ endete der letzte Turniertag versöhnlich. Die beiden Calwer waren nach überragenden Auftritten in der Gruppenphase als großer Turnierfavorit gehandelt worden, fanden aber bereits im Achtelfinale im späteren Turnierdritten „Wuselig“ ihren Meister und schieden aus. Dank insgesamt 21 erzielter Treffer gab es für die beiden dennoch einen Preis. Als Torschützenkönige der eSports-EM bekamen sie jeweils einen Gutschein über 100 Euro.

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Über die Verwendung ihres Gewinns herrschen bei den „Espada“-Jungs Rathke und Gücyeter schon recht konkrete Vorstellungen. „Ich werde meinen Gutschein bis zum Black Friday aufheben. Dann will ich mir einen neuen Laptop kaufen“, sagte Gücyeter, der sich das Finale des Turniers unter anderem zusammen mit seiner Familie noch „drei oder vier Mal“ angeschaut hat. Gücyeters Teamkollege Ilya Rathke will seinen Gutschein nutzen, um sich einen Gamingmonitor mit einer sogenannten Facecam, also einer Kamera zu kaufen, mit der er sich beim „FIFA“ spielen selbst filmen kann. Denn Rathke streamt unter dem Namen „Fifaskilz“ regelmäßig auf der Plattform „Twitch“.

Wie sehr der 20-Jährige „FIFA“ liebt, stellte er mit seiner Beschäftigung nach dem anstrengenden Turniertag unter Beweis. „Ich habe abends, nachdem ich zu Hause war, noch 17 Spiele in der Weekend League gemacht“, sagte Rathke lachend. Erfolgreich war er übrigens auch hier: 16 Mal ging er als Sieger vom Platz.

Rege Nutzung der Livestreams und -chats

Sportlich bot das Turnier für die beiden Ausrichter, die Eßlinger Zeitung und die Stadtwerke Esslingen, zwar nur wenig Anlass zur Freude, denn beide Teams schieden bereits in der Gruppenphase aus. Die Rückmeldungen der Teilnehmer zu dem Turnier, das als Hybridveranstaltung aus Präsenzveranstaltung mit strengen Hygieneauflagen inklusive Corona-Testpflicht und Digitalevent mit Livestreams, durch die die in der Halle fehlenden Zuschauer trotzdem unmittelbar mit dabei sein konnten, fielen dafür umso erfreulicher aus. „Vielen Dank für das krasse Turnier und danke, dass wir dabei sein durften!“ Sätze wie dieser waren von den Spielern oft zu hören und in den rege genutzten Chats der Livestreams zu lesen.

Ob eine Wiederholung des Turniers geplant sei, wollten viele Zuschauer von Steffen Koch, Projektleiter der eSports-EM bei der EZ, deshalb wissen. „Das Turnier ist super gelaufen“, erklärte Koch und machte den Fans Hoffnung: „Deshalb gehen wir davon aus, dass wir wieder etwas in der Richtung machen werden. Wie das Format aussehen wird, wissen wir noch nicht – aber wir lassen uns etwas einfallen.“