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Handarbeit der besonderen Art ist das Metier der Esslingerin Veronika Mischitz. Die Diplom-Biologin arbeitet als Illustratorin und zeichnet Comics für die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Darin werden wissenschaftliche Themen per Zeichenstrich vermittelt. Für „Klar soweit?“ hat Mischitz erst kürzlich den Preis der Vereinigung deutscher Mathematiker erhalten.

Von Barbara Scherer

Die Kombination von Naturwissenschaften und künstlerischen Fähigkeiten ist so häufig ja nicht. Bei Veronika Mischitz haben diese beiden Schwerpunkte zu einem recht seltenen Berufsbild geführt. Die Diplom-Biologin zeichnet wissenschaftliche Comics für den Blog der Helmholtz-Gemeinschaft. „Klar soweit?“ heißt der Auftritt, in dem Themen wie der Weltklimagipfel, Studien und ihre wissenschaftliche Interpretation, Energie, Quarks, Neutronen, Teilchenbeschleuniger, Masern-Impfung oder auch die gestiegene Krebserkrankungsgefahr beim Verzehr von rotem Fleisch behandelt werden. Mischitz bringt komplexe Themen in einfachen Strichen auf den Punkt, ohne dass ein ernster und wissenschaftlich basierter Hintergrund in Frage gestellt wird.

Dunkle Materie schaut herein

Weihnachten bei den Elementarteilchen: E.Neutron steht an der Türklingel. Laufend kommen „Verwandte“, läuten und poltern ins Haus. Eine Tür fällt mit einem lauten Geräusch zu: Zuknall heißt es im Comic. Dann ist die ganze Teilchenfamilie in der guten Stube versammelt, Große und Kleine purzeln übereinander, schließen sich zusammen, trennen sich wieder, Neutrinos nerven, andere schnattern wild durcheinander - quasselnde Quarks sozusagen. Photonen segeln durch den Raum, dunkle Materie schaut durchs Fenster. Da taucht sogar das Higgs-Teilchen auf, das mit „Na endlich“ begrüßt wird, bevor mit Zisch, Zosch, Zusch und Aaahh kleinste Teilchen durch den Raum gewirbelt werden - der Teilchenbeschleuniger Cern ist in Aktion. Mit dem Comic, der im November 2015 auf dem Helmholtz-Blog erschienen ist, hat Mischitz das sperrige Thema Teilchenphysik angepackt. „Teilchenphysik ist schwer greifbar, man kann sich das nicht so einfach vorstellen“, sagt Mischitz. Der Comic soll auf die unterschiedlichen Eigenschaften der Teilchen hinweisen und ihre Charaktere zeigen. Es gibt freche Quarks, ruhige und ernste: Träge Teilchen beispielsweise sind denn auch dick und behäbig gezeichnet.

Hennig Krause, der bei der Helmholtz-Gemeinschaft den Bereich Social Media und damit auch den Blog betreut, stellt klar: „Der Comic richtet sich nicht an Kinder oder Jugendliche, sondern an Erwachsene, im Prinzip an alle, die es interessiert.“ Die Helmholtz-Gemeinschaft wolle damit auch „Öffentlichkeitsarbeit für die Forschungsarbeit, die sie unternimmt“ , leisten.

Mischitz und Krause gehen gemeinsam auf Themensuche für den monatlich erscheinen Comic im Blog. Oft nehmen sie aktuelle Themen auf. Der Klimagipfel in Paris war ein solcher Anlass. Oder auch die Studie, die den Verzehr von rotem Fleisch als krebserzeugend darstellt. Nach der Festlegung des Themas geht es an die Recherche, wie Mischitz den Arbeitsablauf schildert. Nachdem möglichst viele Informationen eingeholt worden sind, entwirft sie eine Art Drehbuch für den inhaltlichen wie strukturellen Aufbau des Comics.

Dann geht es an die Handarbeit. Mischitz arbeitet ganz traditionell mit Bleistift und Radiergummi auf Papier. Meist zu Hause an ihrem Lichttisch. Was tut sie? „Das Thema auf das Wesentliche reduzieren und trotzdem eine Botschaft übermitteln“, sagt sie.

Ist der Comic auf dem Papier von Krause abgesegnet, wird er eingescannt und im Photoshop anschließend noch bearbeitet. „Klar gibt es Themen, die sich nicht für ein solches Medium eignen“, sagt Krause. Was sich nicht bebildern lässt, könne schwerlich als Comic erscheinen. „Es geht immer um eine Geschichte, die erzählt werden kann.“ Jedoch ohne Anspruch auf eine komplette Wissensvermittlung: „Eine Physik-Prüfung kann man mit Hilfe unseres Comics nicht bestehen“, sagt Krause.

Schon als Kind gezeichnet

Die Diplom-Biologin Mischitz hat schon als Kind gezeichnet und den Stift nie endgültig aus der Hand gelegt. Gemeinam mit einem Kollegen hat sie ihren ersten Comicband „Kleiner Vogel Rot“ herausgegeben. Seit 2014 - so lange gibt es den Wissenschaftscomic „Klar soweit?“ - kann sie Naturwissenschaften und Kunst in einer Arbeit vereinigen. Sie arbeitet außerdem als freiberufliche Illustratorin für einen Schulbuchverlag, sie veröffentlicht in Anthologien und betreibt einen Beautyblog als Frau Kirschvogel.

Im vergangenen Jahr erhielt die Cartoonistin den mit 1000 Euro dotierten Journalistenpreis der Vereinigung deutscher Mathematiker (DMV), der immer für einen besonders gelungenen Einzelbeitrag zur Mathematik vergeben wird. Veronika Mischitz hat ihn für ihren Wissenschaftscomic „Klar Soweit?“ erhalten. „Konkret prämiert wurde der Cartoon ,Zahlen verstehen - Zahlen verdrehen’, der an einem Alltagsbeispiel illustriert, wie wichtig der intelligente Umgang mit Zahlen ist“, sagt Michael Joswig, Herausgeber der DMV-Mitteilungen und Mitglied der Jury.

Die Comics stehen im Internet unter www.helmholtz.de/comic