Beim Radverkehr ist noch viel zu tun. So ist etwa die Markierung in der Fahrradstraße (Hindenburgstraße) laut Stadträten nicht überall ideal. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Mit großer Erleichterung haben die Räte im Ausschuss für Technik und Umwelt am Mittwoch den lang ersehnten Statusbericht zum Radverkehr aufgenommen. Immer wieder war in den vergangenen Monaten der Stillstand bei diesem Thema kritisiert worden. Nun komme endlich wieder Bewegung in die Sache, lobten die Räte unisono. Zumal es viel zu tun gibt: Die Liste der Vorhaben für die kommenden zwei Jahre ist lang - was davon tatsächlich umgesetzt werden kann, steht allerdings noch in den Sternen. Zumal am Mittwoch eine Entscheidung über die Vorhaben auf Dezember vertagt wurde.

In vielen Fällen - vor allem bei größeren Projekten - ist die Stadt abhängig von Förderzusagen oder der Möglichkeit, Grundstücke zu kaufen. So etwa beim geplanten Radweg auf dem Bahndamm als Ersatz für den gesperrten Weg am Neckarufer. Hier ist die Verwaltung in Verhandlungen mit der Bahn über den Kauf des Grundstücks - auf dem in Zukunft eventuell auch der geplante Neckaruferpark realisiert werden könnte. Doch das Ergebnis ist noch offen.

Auch ob die Stadt beim interkommunalen Radleihsystem RegioRad Stuttgart einsteigen kann, ist noch unklar. Esslingen hat sich als Optionskommune gemeldet. Das heißt, theoretisch könnte die Stadt schon 2018 bei dem Programm dabei sein, das die Einrichtung von Stationen mit ausleihbaren Fahrrädern und Pedelecs in Stuttgart und weiteren 20 Kommunen vorsieht. Doch man müsse nun aufs Gas drücken und schnell ein Konzept erarbeiten, sagt Christine Locher, die im Stadtplanungsamt für die Radverkehrsplanung zuständig ist. Denn andere Kommunen stünden ebenfalls schon in den Startlöchern. Dafür brauche sie jedoch das Ja der Räte, die den Beschluss über die von der Stadt vorgeschlagenen Vorhaben aber am Mittwoch noch nicht fassen wollten.

Um auch unabhängig von Förderanträgen und Verhandlungsergebnissen schnell Verbesserungen für den Radverkehr zu erzielen, will sich die Verwaltung in der nächsten Zeit schwerpunktmäßig auf die Hauptverkehrsstraßen und hier insbesondere auf die Steigungsstrecken konzentrieren. Mit Schutzstreifen, Fahrradstreifen, Radwegen, streckenweisen Temporeduzierungen oder eventuell auch der Freigabe der Busspur für Radler will die Stadt hier für mehr Sicherheit im Radverkehr sorgen.

Diese Aussichten wurden von den Ausschussmitgliedern mit viel Lob quittiert. Als Chance für einen Neuanfang nach einer langen Phase, in der wenig passiert sei, wurde die Vorstellung der Pläne bezeichnet - ebenso wie das Treffen der AG Rad am kommenden Montag, das nach längerer Pause von Radverbänden und Räten massiv eingefordert worden war. Zudem äußerten die Räte eine ganze Flut von Anliegen, die ihrer Meinung nach dringend angepackt werden müssen. „Es hat sich in den vergangenen zwei Jahren viel Unmut aufgestaut“, erklärte die SPD-Rätin Heidi Bär die Stimmungslage bei dem Thema. Insbesondere bei einem Punkt herrschte große Einigkeit: Die Markierung und Beschilderung in der Fahrradstraße (Hindenburgstraße) müsse dringend verbessert werden.

Geplante vorhaben für 2018 und 2019

Es gibt eine Reihe von Vorhaben, bei denen die Stadt sich vorstellen kann, sie in den kommenden zwei Jahren umzusetzen, sofern der Ausschuss für Technik und Umwelt das Paket billigt. Bei einigen größeren Projekten musste oder muss der Gemeinderat zusätzlich zustimmen, kleinere Arbeiten wird die Stadt erledigen, sobald sie möglich sind. Eine Garantie, dass all diese Vorhaben tatsächlich in der Zeit umgesetzt werden, könne man aber nicht geben, heißt es aus dem Rathaus - zumal es bei einigen Projekten von den Ergebnissen der Vorplanung oder von der Aufnahme in Förderprogramme abhänge, ob sie überhaupt realisiert werden können. Ein Überblick:

Vorhaben für 2018: Kaufmann-Areal, Krummenackerstraße: Geh- und Radweg; Champagne-Radweg, Hohenheimer Straße, Friedhof bis Ostfildern; Geh- und Radweg von Hengstenberg-Areal Richtung Mettingen: Entwurfsplanung; Wehrneckarstraße: Geländererhöhung und Öffnung in Gegenrichtung; Hindenburgstraße: Neumarkierung Fahrradstraße; Neckartalradweg im Neckaruferpark: Entwurfsplanung für Förderantrag; Mülberger Straße: Nadelör für Bus- und Radverkehr verbessern, Entwurfsplanung für Förderantrag; Hohenheimer Straße: Prüfung Einrichtung eines Schutzstreifens von Brückenstraße bis Friedhof

Vorhaben für 2019: Plochinger Straße: gegebenenfalls Einrichtung Schutzstreifen; Maille- und Wehrneckar-Knotenpunkt: Vorplanung und Entwurfsplanung für Förderantrag; Brückenstraße: Vorplanung und Entwurfsplanung für Förderantrag; Mutzenreisstraße zwischen Berkheim und Hohenheimer Straße: Vorplanung und Entwurfsplanung für Förderantrag; Schorndorfer Straße: Prüfung Einrichtung Tempo 30 und/oder Schutzstreifen; Ortsdurchfahrt Mettingen: Prüfung Schutzstreifen/Fahrradstreifen

Vorhaben für 2018 und 2019: Geiselbachstraße: Schutzstreifen bergauf im unteren Abschnitt; Fleischmannstraße: Radverkehrsachse in Richtung Neue Weststadt; Neckartalradweg: Wegsanierung

Fortlaufende Aufgaben: Radmarketing-Aktionen; Digitale Erfassung der Infrastruktur für den Radverkehr; Waldwege mit fahrradfreundlichem Belag ausstatten; Fahrradbügel und Fahrradboxen aufstellen; Wegweisung aktualisieren und erweitern; Einbahnstraßen für Radler öffnen