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In Esslingen aufgewachsener Erfolgsproduzent von „Soko Stuttgart“ oder „Rentnercops“ plaudert aus seinem Leben und verrät, dass er seinen Kaffee nicht mit Champagner trinkt.

Esslingen Die Mutter hat’s geahnt. Als ein Strafzettel ihres Sohnes ins Haus flatterte, wurde sie hellhörig. Ein Strafzettel wegen Falschparkens in Ludwigsburg? In einer Straße direkt bei der Filmakademie Baden-Württemberg? Aha! Er wird doch nicht, sein Studium der Wirtschaftswissenschaften schmeißen und… Doch - er hat es getan. Oliver Vogel hängte sein BWL-Studium in Augsburg nach acht Semestern an den Nagel, ging zur Filmakademie und machte dort seinen Abschluss. Zum Glück. Denn: „Das ist genau mein Ding“, erklärt der 1968 in Ravensburg Geborene und in Esslingen Aufgewachsene, der Erfolgsserien wie „Soko Stuttgart“, „Das Boot“, „Dr. Klein“, „Rentnercops“ oder die ZDF-Reihe „Dengler“ produziert.

Sonnenbrille, Rolls Royce, Rolex, Starlets. Gibt’s auch! Ist aber die Ausnahme. Produzenten-Klischees. Nichts für Oliver Vogel, wie er sagt: „Ich koche meinen Kaffee wie alle mit Wasser und nicht mit Champagner.“ Gut, Champagner, roter Teppich und Glamour kommen natürlich auch vor. Doch: „Cannes ist nur einmal im Jahr.“ Und zwischen den publicityträchtigen Filmfestspielen steht harte Arbeit an. Zur 50- bis 60-Stunden-Woche kommt ein hohes Maß an Verantwortung. Bis die achtteilige Sky-Serie „Das Boot“ - die Bavaria produzierte auch den Klassiker von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981 - im Kasten war, hatte auch ein Profi wie Oliver Vogel schlaflose Nächte. Nicht nur wegen der Produktionskosten in Höhe von 26,5 Millionen Euro, sondern auch wegen selbst gestellten Qualitätsansprüchen und der Verantwortung für die Mitarbeiter. Denn gerade bei „Das Boot“ lag die Messlatte sehr hoch. Doch trotz der durch den Vorgängerfilm gesetzten großen Maßstäbe wollte, ja musste Oliver Vogel das Projekt umsetzen: Junge Leute, hat er bemerkt, haben wenig Bezug zu Kriegserfahrungen, der eigenen Geschichte, Mauerbau, deutscher Teilung und Kaltem Krieg. Er wollte zeigen, dass Frieden in Europa nicht selbstverständlich ist und wie sinnlos Krieg und falsches Heldentum sind.

Doch so eng sich Oliver Vogel auch mit seinen Filmproduktionen verbunden fühlt, mit einem U-Boot ist er nie gefahren. Er hat Platzangst, gesteht er. Dennoch ist er begeisterter Hobbytaucher. Und trotz zusätzlicher Höhenangst auch leidenschaftlicher Fallschirmspringer. „Man muss mit seiner Angst umgehen können“, meint er. Und: „Wer Angst hat, ist vorsichtiger und achtet auf seine Sicherheit.“ Sicherheit, Bodenständigkeit, geerdete Solidität – die schwäbischen Gene kann er trotz Hollywood- und Film-Aura nicht verleugnen: „In Esslingen ist ein Produzent eine ganz kleine Nummer“, erklärt Oliver Vogel angesichts der in seinen Augen hohen Millionärsdichte in der Neckarstadt. Echt schwäbische Bescheidenheit! Den schwäbischen Zungenschlag hat er dennoch hinter sich gelassen. Durch seine oberschwäbische, aus Ravensburg stammende Mutter, erzählt er, sprach er als Gymnasiast breiten Dialekt. Eine Lehrerin prophezeite, dass dieser Schüler nie das Abitur schaffen werde. Da ging er zum Vater, einem gebürtigen Kölner, in die Sprachschule. So klappte es mit dem Abitur am Georgii-Gymnasium. Und Oliver Vogel machte seinen Weg. Neben dem Studium jobbte er bei Daimler – auch in der Gießerei. Ein Knochenjob, den er wegen Rückenproblemen aufgeben musste. So ging er zum SDR, dem damaligen Süddeutschen Rundfunk, nach Stuttgart. Als Kabelträger, Fahrer, Aufnahmeleiter, Regieassistent und als Autor und Lockvogel für „Verstehen Sie Spaß“. Damals, mit Harald Schmidt, brachte Oliver Vogel ahnungslose Opfer vor der versteckten Kamera in delikate Situationen.

Schwierige Aufgabe. Es dauerte, bis er die „Souveränität vor und hinter der Kamera“ erlernt hatte. Lehrjahre, die ihm heute zu Gute kommen, erklärt der nun in Köln Lebende beim Rundgang durch die etwa 1 600 Quadratmeter großen Studios am Römerkastell in Stuttgart-Bad-Cannstatt, wo „SOKO Stuttgart“ gedreht wird. Ein Dauerbrenner. Auch, so der Produzent, weil die Charaktere gut eingeführt sind und vom Publikum bestens angenommen werden. Zu vielem weiß er eine Anekdote: Der Fußboden in der Rechtsmedizin im TV-Studio sieht zwar so aus, ist aber nicht gefliest. Ein Holzboden, entsprechend bemalt. Sonst würde die Kamera beim Holpern über die Fliesen zu sehr wackeln und unliebsame Geräusche von sich geben. Doch nicht nur das Fachwissen hilft Oliver Vogel bei seiner Arbeit, sondern auch sein prägnantes Lachen: „Bei Rohschnittabnahmen bin ich eine Art Lachometer, ein Gradmesser für den Humor. Wenn ich lache, sind die Gags gut.“ Auch bei einer Folge des Tatorts aus Münster mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl, von der Bavaria Fiction in Köln produziert, hat er schallend gelacht – und gerade diese Folgen der Krimireihe sind ein Publikumsmagnet. Unterhaltung ist sein Job. Aber nicht nur. Er möchte auch Botschaften vermitteln, Menschen vom manchmal harten Alltag ablenken, Verständnis wecken und Dankbarkeit für das Leben im Wohlstandsland Deutschland. Er selbst sieht sich als privilegiert an: „Wir sind im Frieden geboren, leben in einer Demokratie, haben Meinungsfreiheit und können unser Leben selbst bestimmen.“ Obwohl er in seinem Traumberuf als Pilot am harten Aufnahmeverfahren gescheitert ist. Die Psychologin der Fluggesellschaft fragte den damals 18-Jährigen beim Bewerbungsgespräch, was er nun machen würde, da es mit diesem Wunschberuf nicht klappt, ob er sich nun aufhänge „Ich studiere BWL, werde Manager bei Ihrer Fluggesellschaft – und entlasse Sie“. Selbstbewusstsein gehört zum Business. Doch mit der Pilotenausbildung klappte es nicht! Stattdessen möchte Oliver Vogel die Herzen seiner Zuschauer im Flug erobern. Und sich das seiner lebensklugen Mutter erhalten: „Sagen Sie mir ja rechtzeitig, wann der Bericht über mich in der Eßlinger Zeitung kommt“, sagt er zum Abschied. Seine in Oberesslingen lebende Mutter Susi Vogel wolle das im Voraus wissen, denn sie hatte ihm ganz klar gesagt: „Ich möchte nicht von der Nachbarin erfahren, dass ein Bericht über dich in der Eßlinger Zeitung ist.“