Junge Frauen aus dem Jugendspielclub der WLB machen mit einer Performance auf die Gewalt aufmerksam, die Frauen und Mädchen tagtäglich erfahren müssen. Foto: Roberto Bulgrin

Jede dritte Frau in Deutschland hat mindestens einmal in ihrem Leben physische oder sexuelle Gewalt erlebt. Mit roten Bänken setzen Städte in der ganzen Welt ein Symbol gegen diese Form der Gewalt – jetzt auch in Esslingen.

Die Stadt Esslingen hat ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt: Im Maille-Park wurde am Samstag eine Rote Bank eingeweiht. Die Beauftragte für Chancengleichheit bei der Stadt Esslingen Jitka Sklenářová sagte, die rote Bank sei ein Mahnmal, „das uns erinnert, wachsam zu sein, hinzusehen und zu handeln“. Sie stünde dafür, „häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt entschlossen zu bekämpfen“. Jede dritte Frau in Deutschland habe mindestens einmal in ihrem Leben physische oder sexuelle Gewalt erlebt.

Und nicht nur das: Dem Bundeskriminalamt zufolge erleiden mehr als 700 Menschen in Deutschland jeden Tag häusliche Gewalt. Mehr als zwei Drittel der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich, während die Täter meist Männer sind. Jeden zweiten Tag stirbt eine Frau durch Partnerschaftsgewalt.

Weltweite Initiative

Die Rote-Bank- Initiative wurde bereits in vielen Städten weltweit umgesetzt. Die Idee geht zurück auf die Aktion „Panchina rossa“ aus Italien. Dort steht sie seit 2016 in öffentlichen Räumen als Symbol gegen häusliche Gewalt. Die Bank solle auch Hoffnung geben, sagte Sklenářová. Auf der Bank ist eine Plakette befestigt, die auf Notrufnummern und Kontaktdaten von Hilfsorganisationen führt. Die wichtigste Nummer ist die der Polizei: 110. Das Frauenhaus in Esslingen und der Verein Frauen helfen Frauen sind weitere wichtige Anlaufpunkte. Des Weiteren helfen unter anderem der Weiße Ring und Wildwasser Esslingen.

Jitka Sklenářová: Die rote Bank „erinnert uns, wachsam zu sein“. Foto: Roberto Bulgrin

Für die Einweihung der Bank hatten Frauen aus dem Jugendspielclub der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB) eine Performance vorbereitet. In der Ich-Form berichteten sie betont sachlich und gerade deshalb eindrucksvoll von Schicksalen aus aller Welt, auch von Frauen, die zu Tode gekommen sind. Nach jedem Bericht tauchten sie ihre Hände in einen Eimer mit roter Farbe und beschmierten damit ihre weißen T-Shirts mit einer langsamen Bewegung.

Im Anschluss las die WLB-Schauspielerin Lily Frank aus dem Buch Akteneinsicht von Christina Clemm. Darin erzählt Clemm Geschichten von Frauen, die körperlicher und sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren. Frank las die Geschichte einer Einwanderin vor. Der gewalttätige Partner drohte ihr unter anderem damit, dafür zu sorgen, dass sie ausgewiesen würde, sollte sie ihn verlassen.

Weitere Veranstaltungen im November und Dezember

Das Engagement der Stadt hört nicht mit dem Aufstellen der Bank auf. Sklenářová verwies auf die UN-Kampagne „Orange the World“ gegen Gewalt an Frauen und Mädchen vom 25. November bis zum 10. Dezember. Esslingen wird sich in diesem Jahr an den sogenannten Orange Days beteiligen. Die Stadt kooperiert hier mit dem Soroptimist International Club Esslingen, der City Initiative Esslingen und der WLB. Zum Auftakt gibt es in der WLB eine Soiree mit Musik, Lesungen und einer Podiumsdiskussion.