Seit Anfang Juni können die 80 Bewohner des Flüchtlingscamps in der Fleischmannstraße in der Weststadt von Esslingen einen kostenlosen Internetzugang nutzen. Das freie WLAN kam zustande durch die Spenden und Sponsorenschaft der Stadtwerke Esslingen (SWE), von Esslinger Bürgern und dem Verein Freifunk Stuttgart.
Während für die meisten Menschen hierzulange der Internetzugang ein selbstverständlicher Teil des Alltags ist, haben die Bewohner von Flüchtlingsunterkünften diese Möglichkeit meist nicht. Sie können oft nur über kostspielige Prepaid-Angebote mit zuhause kommunizieren. „Dabei ist das die einzige Möglichkeit, mit der Familie in Kontakt zu bleiben“, sagt Gerhard Rais, der Sprecher des Leitungsteams der ehrenamtlichen Unterstützergruppe für die Flüchtlingsunterkunft Esslingen-Weststadt/Innenstadt. „Es war relativ schnell klar, dass wir hier im Camp ein Netz benötigen. Wir haben die Bewohner immer in die Stadtbücherei geschickt, wo es freies WLAN und PCs gibt.“
Das Landratsamt, das das Helferteam um Unterstützung gebeten hatte, hielt sich bedeckt: Erst ab 100 Bewohner würde man aktiv. Für Rais und seine Mitstreiter im Helferteam ging es nicht nur um den Kontakt der Bewohner zu ihren Familienmitgliedern und Freunden in der Heimat und auf der Flucht, sondern auch darum, über das Internet moderne und leicht zugängliche Sprachlernangebote zur Verfügung stellen zu können. Herkömmliche Anbieter schieden aus: „Wir hätten mit mehreren Hundert Euro pro Monat an Kosten rechnen müssen“, sagt Thomas Rother vom Leitungsteam.
Für das WLAN in der Fleischmannstraße wurde der Internetzugang der Stadtwerke angezapft. „Der Internetanschluss für unsere Gastankstelle ist bei weitem nicht ausgelastet, also haben wir unsere Kapazitäten geteilt“, erzählt Benjamin Fritz aus der Marketing-Abteilung des Energieversorgers. Mit der Spende einer Esslinger Bürgerin wurde der Rooter gekauft und der Verein Freifunk Stuttgart richtete den freien Zugang ein. Seitdem sind drei kleine Kästchen mit dem Freifunk-Emblem an Containern befestigt. Sie bringen den Kontakt über den Freifunk-Server zustande und leiten Daten weiter. Das alles ging recht flott: Fünf bis sechs Wochen nach den ersten Kontakten zu den Partner lief das Netz. Das WLAN wird rege genutzt. Laut Rother sind täglich rund 40 User dauerhaft online.
Im Internet die Sprache lernen
Der Verein Freifunk ist in der Region bereits etliche Mal aktiv geworden. Phillipe Käufer vom Verein berichtet von 90 Flüchtlingsunterkünften in der Region, die Freifunk mit WLAN ausgestattet hat - vier davon befinden sich im Kreis Esslingen.
In einem nächsten Schritt will das Unterstützerteam versuchen, in der Unterkunft ein Medien-Camp zu errichten, wie Gerhard Rais sagt. Dazu sollen Computer und Drucker aufgestellt werden - umso mehr als die Unterkunft demnächst auf 250 Bewohner erweitert werden soll.
„Es gibt jetzt schon viele Bewohner, die sehr gute Fortschritte im Sprachenlernen machen, das Internet würde ihnen helfen.“ Der Lerneifer zeigt sich laut Rais auch im Fernsehraum. Über Sponsoren sind drei TV-Geräte angeschafft worden. Es läuft ausschließlich deutsches Programm.
Das Helferteam freut sich über weitere Mitmacher. Kontakt: www.fluechtlinge-esslingen.de, info@fluechtlinge-esslingen.de