Mitte der 1940er-Jahre konnten Autos noch über den Marktplatz fahren. Heute hält die Ringstraße um die Esslinger Altstadt den Verkehr vom Zentrum fern. Foto: Roberto Bulgrin

Unsere Videoserie "Esslingen Früher und Heute" gibt einen kleinen Überblick, wie das Esslinger Stadtbild sich seit dem 19. Jahrhundert verändert hat. Im letzten Video unserer geht es um die Verbindung zur Beutau, die 90-Grad-Drehung des Beutaubrunnens und der Abriss zahlreicher Gebäude rund um den Marktplatz.

Vom Nadelöhr zur Sackgasse

Im Wesentlichen waren es drei Straßenzüge, die einst das Viertel der Weingärtner und Tagelöhner bildeten. Zusammen ergaben die obere, untere und mittlere Beutau die gleichnamige Esslinger Vorstadt, die durch die Bachstraße direkt vom Marktplatz aus angefahren werden konnte. Doch wie an vielen anderen Orten in der Stadt auch, bedeutete die Ringstraße einen Einschnitt, oder in diesem Fall sozusagen einen „Ab-Schnitt“. Denn durch die neue Straße verlor nicht nur die Frauenkirche ihre Freitreppe, sondern auch die Beutau ihren Anschluss an den Marktplatz.

Veränderung der Lage des Brunnens

Zum historischen Stadtbild von Esslingen gehören 77 Brunnen. Sie plätschern und rauschen nicht nur, sondern sorgen auch für Kühlung. So auch der Beutaubrunnen am Kleinen Markt. Zu Beginn der 1970-er Jahre wurde er durch den Bau der Ringstraße an einen anderen Standort versetzt. Im Zuge des Ausbaus der Ringstraße wurde die Rückwand des Brunnens mitsamt seines Beckens um 90 Grad gedreht. So stand der Beutaubrunnen nicht mehr mit dem Rücken zur Augustinerstraße, sondern zur Oberen Beutau. Der Standort blieb zwar ungefähr derselbe, jedoch rückte der Brunnen ein Stockwerk tiefer an den nördlichen Teil des Kleinen Markts. Diese Ortsveränderung führte den Brunnen an den heutigen Platz am Rand der Unterführung der Ringstraße.

Marktplatz wird von Verkehr überflutet

Mehr als 150 Gebäude - darunter Wohnhäuser, das alte Gebäude der Eßlinger Zeitung und die berühmte Deffner Villa - verschwanden Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre einfach aus dem Esslinger Stadtbild. Ihre Beseitigung sollte Platz für einen Straßenring um die Altstadt sowie für Neckarbrücken schaffen. Was in der jetzigen Zeit kaum mehr vorstellbar ist, war damals die Reaktion der Stadtplaner auf die Dominanz des Automobils.