Die Stadt Esslingen will bis zum Jahr 2040 CO2-neutral sein. Dafür muss der Energieverbrauch gesenkt werden. Anfang Januar ist deshalb eine Energieleitlinie in Kraft getreten, die verbindliche Vorgaben für den Bau und Betrieb städtischer Gebäude macht.
Spätestens im Jahr 2040 will die Stadt Esslingen klimaneutral sein. Dazu muss sie in verschiedenen Bereichen umsteuern. Unter anderem soll der Energieverbrauch in städtischen Gebäuden sinken. Deshalb hat der Gemeinderat eine Energieleitlinie verabschiedet, die seit Anfang Januar in Kraft ist und dafür sorgen soll, dass Bauweisen und Bauprodukte für städtische Gebäude und Infrastruktur klimagerecht weiterentwickelt werden.
Ziel ist es laut Stadtverwaltung, möglichst wenig Energie zu verbrauchen und langfristig den erforderlichen Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken. Dabei müssten sich Bauweisen und Bauprodukte allerdings künftig schneller weiterentwickeln als in der Vergangenheit. Zudem fielen beim klimaangepassten Bauen oft auch zusätzliche Kosten an. Grundsätzlich sollten alle künftigen Neubauten, Sanierungen und Instandhaltungsmaßnahmen für städtische Gebäude in Esslingen zukunftssicher und so optimiert werden, dass im laufenden Betrieb mehr Energie eingespart wird als zuvor, heißt es aus dem Rathaus.
Energieverbrauch soll stärker gesenkt werden als gesetzlich vorgeschrieben
Dabei definiere das Gebäude-Energie-Gesetz die verbindlichen Mindestanforderungen an den Energiebedarf, teilt die Stadtverwaltung mit. Allerdings solle der Mindeststandard möglichst übertroffen werden, und die Gebäude sollten um bis zu 30 Prozent energieeffizienter werden als vorgeschrieben – vorausgesetzt, dass dies wirtschaftlich darstellbar ist. Zudem solle bei allen Neubauten geprüft werden, ob diese als Passivhäuser errichtet werden können. Der Energiebedarf solle vorrangig mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Es seien möglichst recyclinggerechte und leicht zu demontierende Konstruktionen einzusetzen, besonders bei Rohren, Kanälen und Leitungen. Außerdem werde hohe Priorität auf die durchgängige Dämmung und Luftdichtigkeit der thermischen Gebäudehülle gelegt, um sogenannte Transmissionswärmeverluste zu vermeiden.
Im Esslinger Rathaus rechnet man damit, dass die Kosten für die Wärme-, Strom- und Wasserversorgung kommunaler Liegenschaften durch kommunales Energiemanagement und ohne größere Investitionen um 10 bis 20, in Einzelfällen sogar um bis zu 30 Prozent verringert werden könnten – das entspreche einem unteren bis mittleren sechsstelligen Eurobetrag pro Jahr. Weitere Einsparungen aus der Umsetzung der Energieleitlinie, die für alle Beschäftigten der Stadt Esslingen, für Nutzer sowie externe Architekten und Ingenieure bindend sein soll, können laut Stadtverwaltung nicht abgeschätzt werden.
Stadt Esslingen wird laut Stadträten Vorbildfunktion gerecht
Im Ausschuss für Bauen, Mobilität und Klimaschutz kam die neue Leitlinie gut an. So betonte etwa CDU-Rat Herbert Schrade: „Wichtig ist uns, dass die Stadt hier eine Vorbildfunktion hat – und dieser wird hier auch Rechnung getragen.“ Das Konzept könne gut nach innen und außen vertreten werden. Auch Benjamin Baecker (Grüne) lobte: „Wir sind froh, dass die Stadt sich hier ein eigenes Regelwerk gibt.“ Es sei ein gelungenes Werk: „Für uns macht das alles sehr viel Sinn.“ Man sei nun sehr gespannt, wie die Stadt das Konzept umsetze.
Während das beratende Ausschussmitglied Markus Binder erklärte: „Das geht in die richtige Richtung, ist aber sicher nicht überambitioniert und geht nicht weit über das hinaus, was gesetzlich ohnehin gefordert wird“, befand Stadtrat Michael Weinmann (Freie Wähler): „Ich finde es ein bisschen sportlich, aber man braucht ja ein Ziel.“ Interessant sei nun, wie die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Regeln nun anwendeten. Ihn jedenfalls würde eine Bilanz in einigen Jahren interessieren.