Mit der Software können polizeiliche Einsätze noch besser geplant werden. (Symbolbild) Foto: dpa/Silas Stein

Damit die Flucht nicht zur tödlichen Falle wird: Die Polizei will mit einer neuen Software Katastrophen wie bei der Duisburger Loveparade verhindern. Bei der EM 2024 soll das Programm zum Einsatz kommen.

Terroranschlag auf Weihnachtsmarkt, Blitzeinschlag auf Festivalgelände, Explosion im Konzertsaal: Solche Horrorszenarien können dazu führen, dass Menschenmassen in Panik geraten. Um dies zu vermeiden und Fluchtwege zu berechnen, will sich Baden-Württemberg auf der am Mittwoch beginnenden Innenministerkonferenz (IMK) für den großflächigen Einsatz einer neuen Software einsetzen: „Escape“ heißt das Programm, das unter Mitwirkung der Stuttgarter Polizei entwickelt wurde. Um Katastrophen wie bei der Duisburger Loveparade zu verhindern, will die Polizei damit künftig vor Großveranstaltungen die Bewegung von Menschenmassen am Computer simulieren.

Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, will sich Innenminister Thomas Strobl auf der IMK dafür einsetzen, dass die Software in einer weiterentwickelten Form bald im polizeilichen Regelbetrieb zum Einsatz kommt. Bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland soll das Programm erstmals eingesetzt werden, und zwar an allen zehn Spielorten, wie der CDU-Politiker sagte.

Wie kommen möglichst viele Menschen möglichst schnell und sicher vom Gelände? Wo gibt es Engstellen und Nadelöhre? Mit der Software können Personenströme großflächig auch von parallel stattfindenden Veranstaltungen simuliert und in die Einsatzplanung eingebunden werden. Ein derartiges Tool stehe der Polizei etwa bei der Optimierung von Fluchtwegen nicht zur Verfügung, hieß es aus dem Ministerium. Nach der EM 2024 soll die Software „grundsätzlich ein fester Bestandteil der polizeilichen Einsatzplanung“ sein.

Mit der Software können polizeiliche Einsätze noch besser geplant werden

Es sei eine Herausforderung für die Polizei, wenn bei großen Veranstaltungen eine enorme Anzahl an Besuchern schnell einen Ort verlassen müsse, sagte Strobl. „Die tragischen Bilder der Love Parade 2010 in Duisburg sind vielen von uns immer noch präsent.“ Mit der Software könnten polizeiliche Einsätze noch besser geplant werden. „Das ist ein ganz wichtiger Baustein, damit Großveranstaltungen noch sicherer werden und die Polizei eine entsprechende Lage noch besser steuern kann.“

Bei der Innenministerkonferenz will Baden-Württemberg zudem auf Fördermittel für das Projekt durch das Bundesforschungsministerium drängen. Sollte das nicht funktionieren, sollen die Innenministerien von Bund und Ländern nach Vorstellung des Südwestens das Projekt finanziell stemmen.

Am 24. Juli 2010 waren am einzigen Ein- und Ausgang der Loveparade in Duisburg 21 Menschen in einem Gedränge erdrückt worden. Mindestens 652 Loveparade-Besucher wurden damals verletzt.