Sozialarbeiterin Birgit Bernthaler (links) und Bereichsleiterin Sabrina Vrbancic freuen sich über die neuen Räume der EHS in der Klingenstraße in Denkendorf Foto: Ulrike Rapp-Hirrlinger

Die Erziehungshilfestelle in Denkendorf ist in neue Räume gezogen. Dort bekommen Kinder, Jugendliche und ihre Familien Beratung und Unterstützung.

Junge Menschen fürs Leben stark zu machen, ist ein Ziel der Erziehungshilfe. Die Erziehungshilfestelle (EHS) Denkendorf gehört zur Erziehungshilfestation „FiND“ mit Anlaufstellen in Filderstadt, Neuhausen und Denkendorf. Sie ist ein Angebot der Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen, die vom Sozialdienst katholischer Frauen der Diözese Rottenburg-Stuttgart getragen wird. 25 Jahre lang war die Denkendorfer EHS im alten Bauhofgebäude in der Sudetenstraße beheimatet. Weil der Bauhof im Herbst an den Ortsrand umzieht und das Gelände zum Wohngebiet werden soll, machte sich die EHS auf die Suche nach einem neuen Domizil. In der Klingenstraße 20 wurde sie fündig.

Man habe unbedingt in Denkendorf bleiben wollen, um den Denkendorfer Familien einen leichten Zugang zu den Angeboten zu ermöglichen, sagt Bereichsleiterin Sabrina Vrbancic. FiND bietet Beratung, Begleitung und Betreuung für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 14 Jahren sowie ihre Familien. Unterstützung gibt es bei Sorgen und Problemen im Elternhaus, der Schule oder in der Freizeit. Der Soziale Dienst des Landratsamts weist die Betroffenen der Einrichtung zu, erklärt Vrbancic.

Häufig haben Eltern wenig Zeit für ihre Kinder

Die Sozialarbeiterin Birgit Bernthaler leitet die Denkendorfer Einrichtung. Die Unterstützung ist gegliedert in vier Bausteine: die Einzelfallförderung, die Elternberatung, die Gruppenarbeit und die Sozialraumarbeit. Durch sie werden Kinder in schwierigen Lebenssituationen individuell begleitet und gefördert. Oft würden verschiedene Bausteine kombiniert, um eine passgenaue Unterstützung zu bieten, erklärt Bernthaler. Derzeit werden sieben Kinder und Jugendliche von Bernthaler begleitet. Dank einer Küche, die der Förderverein „Zukunft für Kinder“ der Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen finanziert hat, bekommen sie auch ein kleines Mittagessen, das Birgit Bernthaler für sie zubereitet.

In der Einzelfallförderung spricht sie mit den jungen Menschen über ihre Probleme und sucht nach Lösungen. In der Gruppe gehe es vor allem auch um das soziale Miteinander. Regeln einzuhalten, Grenzen zu akzeptieren und Frustrationen auszuhalten fällt vielen schwer. Im Zusammenwirken mit den anderen werde dies eingeübt, erklärt Bernthaler.

Die Probleme der Kinder sind vielfältig: ADHS, kognitive Einschränkungen und Probleme in der Kommunikation bringen viele der Kinder und Jugendlichen mit. „Die EHS bietet Zeit und Raum, die Auslöser zu erforschen“, sagt Sabrina Vrbancic. Oft hätten Eltern wenig Zeit für ihre Kinder und könnten ihnen entsprechend wenig Aufmerksamkeit schenken. „Die EHS bietet eine Bezugsperson.“

Stark zugenommen hätten Sprachprobleme, berichtet Bernthaler. Das sei, neben Erziehungsfragen, oft Thema in den Elterngesprächen. Wenn Eltern mangels deutscher Sprachkenntnisse ihre Kinder nicht unterstützen könnten, führe das häufig zu Problemen in der Schule. „Ich versuche deshalb den Eltern immer wieder klar zu machen, wie wichtig es ist, dass sie selbst Deutsch lernen“, sagt Bernthaler.

FiND will einen niederschwelligen Zugang zu Erziehungshilfen ermöglichen. Dabei spiele die Sozialraumarbeit eine bedeutende Rolle, erklärt Vrbancic. Dazu geht Bernthaler nach draußen: Regelmäßig ist die Sozialarbeiterin mit ihren Schützlingen im Kinder- und Jugendzentrum Focus oder im Katholischen Familienzentrum St. Martin zu Gast. Dort stoßen dann andere Kinder zur EHS-Gruppe und neue Kontakte ergeben sich. Im Miteinander würde Sozialverhalten erlernt. „Ich kann dort aber auch Kinder ansprechen und auf das Angebot von FiND aufmerksam machen, betont Bernthaler. Denn man wolle präventiv wirken. Auch im Familienzentrum, das gerade im neuen Kinderhaus Alter Eichwald entsteht, will sie künftig präsent sein. Dieses Netz, an dem auch die örtlichen Schulen und Schulsozialarbeiterinnen beteiligt sind, sei wichtig für die Arbeit der EHS, sagt Vrbancic.

Es gibt keinen Zwang, die Teilnahme ist freiwillig

Während die Teilnahme an den verschiedenen Hilfe-Bausteinen mit dem Sozialen Dienst koordiniert wird, können sich Kinder, Jugendliche oder ihre Eltern für eine unverbindliche Beratung auch direkt an Birgit Bernthaler wenden. In einem Gespräch könne diese dann aufzeigen, welche Hilfsangebote es gebe, sagt Vrbancic. Die Teilnahme an allen Angeboten ist freiwillig. „Niemand ist verpflichtet, hier zu sein“, betont die Bereichsleiterin.

In dem Gebäude in der Denkendorfer Klingenstraße ist neben der Erziehungshilfestelle eine Jugendwohngruppe mit drei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im Alter von 17 und 18 Jahren untergebracht. Sie wurde als fünfte Jugend-Wohngemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen und erste in Denkendorf mit dem Umzug neu eröffnet. Tagsüber sind Fachkräfte vor Ort, nachts gibt es eine Rufbereitschaft. Doch die jungen Männer sollen lernen, möglichst selbstständig zu leben.

Wohngruppen und ambulante Unterstützung

Kinder- und Jugendhilfe
Die Erziehungshilfestation „FiND“ hat Erziehungshilfestellen in Filderstadt, Neuhausen und Denkendorf und ist ein Angebot der Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen. Diese bietet Hilfen für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien unter anderem in Form von Wohngruppen und ambulanten Unterstützungsangeboten wie die Erziehungshilfestellen. Träger ist der Sozialdienst katholischer Frauen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. www.skf-stuttgart.de

Standort Denkendorf
Die Erziehungshilfestelle Denkendorf ist seit kurzem in der Klingenstraße 20 untergekommen. Zuvor hatte sie ihr Domizil im alten Bauhofgebäude in der Sudetenstraße. Kontakt. kiju.neuhausen@skf-drs.de