Ein junger Mann testet einen Lime-Scooter. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko - Lichtgut/Max Kovalenko

Per App kann künftig jedermann per E-Scooter durch Stuttgart fahren. Das Angebot soll dem Auto Konkurrenz machen.

StuttgartJashar Seyfi ist gerade noch damit beschäftigt, die Fragen der Pressevertreter zu beantworten, da kurven bereits die ersten elektrischen Tretroller über den Schlossplatz. Seit diesem Donnerstag stehen hundert dieser E-Scooter in Stuttgart und warten über das Stadtgebiet verteilt darauf, per App für kurze Fahrten gemietet zu werden. Dahinter steht die US-amerikanische Firma Lime, deren Deutschlandchef Seyfi ist. Nach Vereinbarungen mit der Stadt sollen demnächst zwei weitere Unternehmen folgen. Lime hat seine Scooter bereits in sechs deutschen Städten verteilt. Stuttgart ist die siebte Stadt, in einem Monat sollen es insgesamt 13 Orte sein. Das Versprechen des Anbieters: Die Tretroller sollen praktisch, günstig und umweltfreundlich sein.

Die Nutzung der Scooter mit dem Lime-Aufdruck ist denkbar einfach. Man braucht lediglich die App des Anbieters auf sein Smartphone zu installieren. Das Programm liest den QR-Code ein, mit dem jeder der Roller versehen ist – und los geht die Fahrt. Ähnlich wie bei verschiedenen Carsharing-Angeboten zeigt die App dem Nutzer außerdem direkt an, wo in der Nähe der nächste E-Scooter steht. Um diesen vor der Fahrt zu entsperren, wird eine Gebühr von einem Euro berechnet. Pro angefangener Minute auf dem Roller kommen zusätzlich 25 Cent dazu.

Bereits nach wenigen Minuten auf dem Elektro-Roller kommt man somit zum Beispiel auf den Preis eines Stadtbahn-Tickets. Jashar Seyfi will das Scooter-Angebot allerdings nicht als Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr sehen. „Am liebsten ist es uns, wenn jemand mit dem E-Scooter zur nächsten Haltestelle fährt, die Bahn nimmt und dann von der Haltestelle wieder die letzten Meter zum Ziel mit dem Scooter fährt.“ Mit einem Fahrradticket darf man die Roller auch in die Stadtbahn mitnehmen. „Uns schwebt aber vor, in der Stadt so viele Scooter zu verteilen, dass man immer einen in der Nähe findet“, sagt Seyfi. Langfristiges Ziel von Lime ist es, dem Auto als Fortbewegungsmittel in der Stadt Konkurrenz zu machen. Ob es dazu kommt, muss sich erst noch zeigen. Mit der Stadt ist ausgemacht, dass die Anzahl der Scooter in Stuttgart erhöht werden kann, wenn diese ausreichend nachgefragt werden.

Um sich für den Umgang mit den elektrischen Tretrollern fit zu machen, bietet Lime zusätzlich zu den Scootern auch Sicherheitstrainings an. Auch in Stuttgart plant das Unternehmen ein solches Angebot. Notwendig, um die E-Scooter fahren zu können, ist dieses aber nicht. Jeder, der mindestens 14 Jahre alt ist, darf mit den Geräten durch die Gegend düsen. Auch eine Helmpflicht gibt es für die Scooter nicht. Seyfi empfiehlt dennoch, einen Schutzhelm zu tragen – immerhin kann man mit den Rollern bis zu 20 Kilometer in der Stunde schnell fahren. Auf den Bürgersteig darf man mit einem E-Scooter nicht. Genau wie Fahrräder müssen sie auf Fahrradwegen oder Radstreifen fahren oder, wenn das nicht möglich ist, auf die Straße ausweichen. Fußgängerzonen wie die Königstraße sind komplett tabu.

Hat man die Scooter-Fahrt beendet, kann man die Roller einfach am Straßenrand stehen lassen. Dabei muss man nur darauf achten, dass die App das Parken der Scooter in dieser Gegend erlaubt. Damit soll verhindert werden, dass zum Beispiel die Parks in der Stadt mit den Leihrollern völlig zugestellt werden. Mitarbeiter von Lime sollen außerdem regelmäßig kontrollieren, dass die Roller keine Zufahrten oder Gehwege versperren.

Darüber hinaus sammeln sie die Roller nachts ein und bringen sie in ein zentrales Lager, wo sie von Zeitarbeitern gewartet und wieder aufgeladen werden. Bis zu 50 Kilometer weit kommt ein E-Scooter der aktuellen Generation von Lime mit einer Akkuladung. Wie sich die Reichweite im hügeligen Stuttgart verhält, kann Seyfi noch nicht sagen. „Das werden wir in den nächsten Monaten herausfinden und aus den Erkenntnissen lernen.“