Weihnachtliche Bude von Jörg Mink beim Schloss Solitude. Foto: privat

Das Konzept für den Ersatz-Weihnachtsmarkt steht: 36 Buden sind in der City geplant. Während dort kein Glühwein erlaubt ist, bieten ihn Wirte, etwa am Feuersee, zum Mitnehmen an. Für Schausteller bliebt die Lage dramatisch ernst.

Stuttgart - Stuttgart muss in diesem Jahr auf den Weihnachtsmarkt verzichten – quer durch die City soll aber ein kleiner Ersatz mit 36 Ständen wenigstens für ein bisschen Weihnachtsstimmung sorgen. In den Winterwochen ohne Pandemie locken normalerweise 280 Buden auf einen der größten und ältesten Weihnachtsmärkte von Europa in den Kessel der Stadt. Marcus Christen von in.Stuttgart hat nun einen Plan erstellt, wo und wie viele Schausteller Corona-konform vom 25. November an zum Zug könnten.

„Wenn es tatsächlich 36 Stände werden, sind das mehr, als man uns zunächst in Aussicht gestellt hat“, sagt Mark Roschmann, der Präsident des Schaustellerverbandes Südwest. Dann gehe die Zahl der Betriebe, die um ihre Existenz kämpfen, ein wenig zurück. Doch noch immer sei die Situation in der Branche dramatisch. „Ein Drittel der Schausteller hat bereits Insolvenz angemeldet oder steht kurz davor“, berichtet Roschmann. Jetzt komme es darauf an, dass die öffentlichen Hilfsgelder rasch ausbezahlt werden, wie versprochen, sonst steige die Zahl der Pleiten noch weiter an.

„Man sollte den Glühwein nicht verteufeln“

Stände mit Imbiss und Getränken werden nicht im Ersatz-Weihnachtsmarkt genehmigt. Stattdessen wird man Kerzen, Besen, Socken finden. Man muss genau hinschauen, was geht und was nicht: Die Bratwurst ist verboten, Crêpes und Süßwaren sind erlaubt. Auch auf Glühweinstände muss man in diesem Jahr verzichten, was der Schaustellerpräsident überhaupt nicht verstehen kann. „Man sollte den Glühwein nicht verteufeln“, findet er, „man könnte für Vorrichtungen sorgen, dass jeder nur in Maßen Glühwein trinken kann und dass sich dabei keine Menschen ballen“. Für Mark Roschmann steht fest: „Ein Weihnachtsmarkt ohne Glühwein ist kein Weihnachtsmarkt.“ Das beliebteste Heißgetränk der Wintersaison gibt’s dennoch – wenn auch nicht an den Ständen des Ersatz-Weihnachtsmarktes. Immer mehr Wirte außerhalb des City-Rings bieten Glühwein to go an. Das Trollinger am Feuersee hat damit angefangen.

Jörg Mink hat eine Holzhütte am Schloss Solitude aufgebaut

Auch Jörg Mink auf Schloss Solitude verkauft in einer selbst aufgebauten Holzhütte auf der Parkplatzseite neben Kartoffelsuppe und Bratwurst Winzerglühwein, den er auf der Basis eines Trollingers von Hans-Peter Wöhrwag ansetzt. Beim „Frühling im November“ am vergangenen Wochenende standen viele diszipliniert in einer langen Schlange, um sich mit dem Becher bei Sonnenwetter auf Mauern und Baumstämmen in sicherer Entfernung niederzulassen.

Vom kommenden Freitag an gibt’s im Kulturkiosk im Züblin-Parkhaus „heißen Diehl“. So nennt Jungwinzer Thomas Diehl seinen Glühwein, der in Mehrwegbechern zum Mitnehmen verkauft wird.

Baustelle auf dem Marktplatz wird entfernt

Am 14. November soll die Baustelle auf dem Marktplatz entfernt werden, damit man dort den Weihnachtsbaum und die ersten Buden aufstellen kann. „Dass die Bauarbeiten für den Weihnachtsmarkt unterbrochen werden, hatten wir schon vor langer Zeit mit dem damaligen Bürgermeister Michael Föll vereinbart“, sagt Schaustellerpräsident Poschmann. Es stimme nicht, dass die Pause beim Umbau auf Druck der Einzelhändler komme. Vereinbart sei auch, dass die Sanierung des Marktplatzes im November 2021 fertig sei, damit der Weihnachtsmarkt 2021 genügend Platz hat – und dann hoffentlich ohne Corona-Einschränkungen.