Äpfel sucht Andreas Heimerdinger in diesem Jahr vergeblich. Foto: dpa/Patrick Pleul

Im vergangenen Jahr konnten sich Obstbaumbesitzer kaum retten vor Äpfeln und Birnen. Allerorten verfaulte das Fallobst damals unter den Bäumen. Wie sieht es dieses Jahr aus? Stimmen von der Filderebene.

Filder - Was im vergangenen Jahr zu viel auf Andreas Heimerdingers Streuobstwiese gewachsen ist, wächst in diesem Jahr zu wenig. „Die Apfelernte fällt diesmal komplett aus“, sagt der Mann aus Bonlanden. Vor einem Jahr konnte er sich vor Birnen, Äpfeln und Zwetschgen auf seinem zehn Ar großen Grundstück kaum retten. „Und jetzt habe ich auf der ganzen Fläche grade einmal zwölf Zwetschgen gefunden“, sagt Heimerdinger, „das reicht nichtmal für einen halben Kuchen“.

Ungewöhnlich sei es nicht, dass auf ein üppiges Obst-Erntejahr ein schlechtes folge. „Solche Wellen gibt es immer wieder“, sagt Heimerdinger. Die ersten kleinen Früchte sind schon Anfang Mai dem Frost zum Opfer gefallen. Außerdem hat es insgesamt zu wenig geregnet. Darauf führt der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) die unterdurchschnittlichen Obst-Erträge zurück. „Nach der starken Ernte 2018 brauchen die Streuobstbäume offensichtlich in diesem Jahr Erholung“, sagt der VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger. Laut dem Verband gab es 2018 bundesweit 1,1 Millionen Tonnen Streuobstäpfel, in diesem Jahr werden nur etwa 350 000 Tonnen erwartet.

Die Unterschiede scheinen aber regional groß zu sein: Während sich die Baumbesitzer auf den Fildern nach dem Rekordjahr 2018 diesen Herbst offenbar mit einer schmalen Apfelernte begnügen müssen, fällt die Prognose landesweit besser aus. So hat das Landwirtschaftsministerium von Baden-Württemberg mitgeteilt, dass die Obstbauern mit einer überdurchschnittlichen Apfelernte rechnen. So werden im Erwerbsobstanbau rund 370 000 Tonnen erwartet – das sind zwar 20 Prozent weniger als 2018 aber immer noch elf Prozent mehr als im Durchschnitt aus den Jahren 2013 bis 2018. Hinzu kommen wohl 150 000 Tonnen im Garten- und Streuobstanbau. Den Großteil der Ernte machen die Sorten Elstar, Jonagold, Gala und Braeburn aus.

2018 ist er mit der Ernte nicht mehr hinterhergekommen

Andreas Heimerdinger ist zwar enttäuscht von den mageren Erträgen, aber als Hobbygärtner nicht finanziell abhängig von seinem Obst. „Wenn ich darauf angewiesen wäre, wäre es schon herb“, sagt er. Als er im vergangenen Jahr mit der Ernte nicht mehr hinterhergekommen ist, hat er gelbe Markierungsbänder der Stadt Filderstadt an seinen Bäumen angebracht – ein Signal für jeden, dass dort geerntet werden darf. Trotz der schlechten Ausbeute wird er das in diesem Jahr vermutlich wieder machen. „Zwei Birnbäume haben ein paar Früchte, aber mit der Menge kann ich nicht viel anfangen“, sagt Heimerdinger. Deshalb will er diese jemandem überlassen, der sich darüber freut. „Aber das dauert ja noch ein bisschen, bis die reif sind“, sagt er.

Beim Getreide sieht es in diesem Jahr nicht ganz so dramatisch aus. Klaus Brodbeck ist sogar recht zufrieden. „Wir hatten schon schlimme Befürchtungen, weil das Jahr so trocken angefangen hat“, sagt der Möhringer Landwirt. Im vergangenen Jahr hat die lange Trockenphase im Mai dem Getreide ordentlich zugesetzt. Dramatische Ernteausfälle konnte nur der gute Lösslehmboden auf den Fildern verhindern. „Die Wassersituation war auch dieses Jahr nicht befriedigend“, sagt Brodbeck, „aber insgesamt haben wir im Getreidebereich einen guten Durchschnittsertrag“.

Verschiedene Einschätzungen zur Getreideernte

Auch der Landesbauernverband spricht von einer durchschnittlich guten Getreideernte. „Die Hitzewelle hat beim Getreide Ertrag gekostet, aber nicht in befürchtetem Umfang“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Als nächstes wird Klaus Brodbeck seinen Mais ernten. Der hat noch etwas Zeit, den Regen der vergangenen Wochen aufzunehmen. „Beim Mais sind die Erwartungen groß“, sagt Brodbeck.

Michael Gehrung, Obmann der Plieninger Bauern, ist mit der Getreideernte unzufrieden: „Bei der Gerste war die Ernte schlecht, und dem Weizen hat Qualität gefehlt, im Schnitt ist die Ernte aber besser als letztes Jahr.“ Getreide sei jedoch im Gegensatz zum Filderkraut nicht ganz so wichtig für die Region, meint Gehrung. „Ob die Krauternte gut wird, kommt darauf an, ob es jetzt noch regnet“, sagt er. Eine Prognose sei nicht möglich.