Der Siegerentwurf des Büros UTA Architekten und Stadtplaner Stuttgart für das Projekt Eppingerstraße in Fellbach Foto: UTA

Auf einem Areal nahe des Bahnhofs soll ein Wohnquartier entstehen, das die Anforderungen der Internationalen Bauausstellung Stadtregion Stuttgart besonders gut erfüllt. Dafür wird unter anderem mit Recyclingbeton gearbeitet.

Die Macher der Internationalen Bauausstellung 2027 in der Stadtregion Stuttgart hatten manchen Rückschlag zu verkraften. Im Dezember wurde bekannt, dass das Otto-Quartier, eine historische Industriefläche beim Wendlinger Bahnhof (Kreis Esslingen), zwar zu einem modernen Stadtquartier entwickelt werden soll – allerdings nicht mehr als Projekt der IBA’27: Die Zusammenarbeit zwischen Projektträgern und IBA habe nicht funktioniert. Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass die EnBW beim Großprojekt am Stöckach Stuttgart die „Notbremse“ zieht – ein „Schlag ins Kontor“, klagte Stuttgarts OB Frank Nopper.

Einst stand hier eine Kofferfabrik

Doch es gibt auch positive Nachrichten für die IBA, etwa in Fellbach. Dort präsentierten Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, der Leiter des Stadtplanungsamts Christian Plöhn und Vertreter des Investors, des Siedlungswerks Stuttgart, die Ergebnisse eines Realisierungswettbewerbs für die Bebauung an der Eppingerstraße. Dort, in Nähe des Fellbacher Bahnhofs, standen früher Wohn-, Geschäfts- und Fabrikgebäude. Ältere Mitbürger erinnern sich noch an die Kofferfabrik Hertter, deren letzte Gebäude im Jahr 2018 abgerissen wurden.

Unter dem Motto „Wohnen mit Zukunft“ soll hier ein innovatives Quartier mit 34 Wohneinheiten entstehen. Das Vorhaben ist ein Fellbacher Vorzeigeprojekt zur Bauausstellung in vier Jahren. Im 30-köpfigen Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Wolfgang Riehle saß deshalb neben Gabriele Zull auch der IBA’27-Intendant Andreas Hofer. Die Bauausstellung im Jahr 2027 soll auch in der Wohnbebauung mutige gestalterische Wege aufzeigen.

Der Umgebung „nicht zu nah auf die Pelle rücken“

„Es handelt sich um ein kleines, längliches Grundstück mit 2125 Quadratmetern Fläche und war von Anfang an Baustein unserer Wohnbauoffensive“, erläuterte Zull, mit dem grundlegenden Ziel, im Innenbereich zu bauen, „um die Landschaft zu schonen“. „Es gab nicht viel Spielraum für eine gute Lösung, gerade wenn es um eine Nachverdichtung geht“, ergänzte Plöhn. Seine Einschätzung zum Siegerentwurf: „Das Ziel, der Umgebung nicht zu nahe auf die Pelle zu rücken, ist optimal erreicht.“ Für das Siedlungswerk ist die Eppingerstraße in Fellbach bereits das fünfte Projekt für die IBA’27.

Christoph Welz, einer der Geschäftsführer, sprach von den „hohen Ansprüchen“ im Wettbewerb, „das hat uns einiges abverlangt“. Doch nun werde „im Turbogang durchgestartet, um 2027 fertig zu werden“.

Neun Architekturbüros hatten ihre kreativen Lösungsansätze für das Quartier vorgestellt. Den Wettbewerb gewonnen hat das Stuttgarter Büro UTA Architekten und Stadtplaner GmbH. Die Tiefgarage – sie wird über eine schmale Einfahrt an der Esslinger Straße erschlossen, vorgesehen ist ein Stellplatz pro Wohnung – und die Erschließungskerne sollen massiv aus Recyclingbeton konstruiert werden, die restlichen Gebäudeteile sind in Holzbauweise vorgesehen. Die Fassaden sind mit einer prägenden Holzverschalung geplant. Das Konzept umfasst Lösungen für den Raum an der Eppingerstraße sowie der Gestaltung von attraktiven privaten und gemeinschaftlichen Gartenflächen auf der anderen Grundstücksseite. Die Konzeption sieht zwischen drei und fünf Geschossen vor und nimmt auch Rücksicht auf bestehende gegenüberliegenden Gebäude.

Bewohner-Café und ein „Nachbarschaftsplätzle“

Vorgesehen sind Eigentumswohnungen (55 Prozent) und öffentlich geförderte Mietwohnungen (45 Prozent), dazu kommen eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung und eine weitere für Menschen mit Fluchterfahrungen. Die Wohngemeinschaften sollen als ein selbstverständlicher Bestandteil in die Hausgemeinschaft integriert werden. Im Quartiersraum sollen ein Bewohner-Café und ein „Nachbarschaftsplätzle“ für gemeinsame Aktivitäten entstehen. Viel Grün im Freien und ein „Urban-Gardening-Konzept“ dienen der Aufenthaltsqualität der Hausgemeinschaft.

In den in Holzhybridbauweise konzipierten Entwürfen werden auch günstige Budget-Wohnungen, beispielsweise für Alleinerziehende, geplant. Durch ein innovatives Energiekonzept soll die Wohnanlage klimaneutral betrieben werden. Baubeginn könnte, so hieß es bei der Präsentation des Siegerentwurfs, im Jahr 2025 sein.

IBA’27-Festival in diesem Sommer

Projektbühnen
Stuttgart-Rot, Backnang und Fellbach sind die Anker des vom 23. Juni bis 23. Juli dauernden Festivals, mit dem die Öffentlichkeit auf die Internationale Bauausstellung 2027 aufmerksam gemacht werden soll. In den drei Städten werden Projektbühnen aufgebaut.

Backnang
In der Gerberstadt wird zur Erläuterung des Vorhabens „Quartier Backnang-West“ am Freitag, 7. Juli, die Projektbühne „Bauen“ errichtet.

Fellbach
Die Veranstaltung in der Stadt am Fuße des Kappelbergs am Freitag, 14. Juli, trägt den Titel „Produzieren“. Dabei geht es um Fragen wie: „Kann man auf einer Fabrik Gemüse anbauen und in einem Wohnhaus Zahnräder fräsen?“