Mit Ausnahme von Harthausen gibt es nun in allen Filderstädter Teilorten eine Papiertonne. Foto: dpa

Bislang galt im Filderstädter Ortsteil Sielmingen eine Sonderregel bei der Papierabfuhr. Vereine haben Altpapier gesammelt und sich damit etwas dazuverdient. Jetzt wird hier, aber auch anderswo im Landkreis Esslingen umgestellt.

In Sielmingen wird 2023 die blaue Papiertonne eingeführt. Dieser Tage ist etlichen Bewohnern des Filderstädter Stadtteils ein Brief des Abfallwirtschaftsbetriebs Esslingen (AWB) ins Haus geflattert. Demnach werden all jene, die eine kostenlose blaue Tonne bestellen, diese vor ihrem Haus vorfinden. Sie wird dann ab Januar einmal im Vier-Wochen-Rhythmus geleert, ebenfalls kostenfrei.

Mit Ausnahme von Harthausen haben die anderen Stadtteilen in Filderstadt die Abfalleimer schon lang, in Sielmingen jedoch haben bisher Vereine das Altpapier eingesammelt und sich mit der Abgabe des Rohstoffs etwas dazuverdient. „Die Vereine, die bisher in Sielmingen die Papiersammlung durchgeführt haben, schaffen es leider nicht, die Sammlungen im bisherigen Umfang künftig durchzuführen“, heißt es in dem AWB-Schreiben. Wolfgang Pascher, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine, differenziert jedoch. „Natürlich hätten die Vereine gern weitergesammelt“, sagt er – und schiebt nach: „Das Problem ist das Modell.“

Mehrere Vereine im Wechsel

Zur Erläuterung: Vor Corona haben mehrere Vereine im Wechsel einmal im Monat die Haushalte angefahren und Zeitungen, Karton und mehr mit Traktoren und anderen Fahrzeugen abgeholt, seit Ausbruch der Pandemie jedoch wurde auf eine zentrale Sammelstelle am alten Festplatz umgestellt. Im Amtsblatt gab es zusätzlich eine Telefonnummer für alle jene, die das Papier nicht anliefern konnten. Zu diesen Leute ist dann ein Holdienst ausgeschwärmt. „Das hat sich in unseren Augen bewährt“, sagt Wolfgang Pascher.

Ulrich Fechter, der kaufmännische Leiter beim AWB, erklärt jedoch, dass man die Lösung mit dem zentralen Sammelplatz wegen Corona als Ausnahme gesehen hat. „Das haben wir toleriert, wir haben aber alle Vereine im Landkreis informiert, dass wir das 2023 nicht mehr fortführen.“ Der AWB hat ein eigenes Bringsystem, nämlich die Recyclinghöfe. Die Vereine das gleiche machen zu lassen, das sei schlichtweg unwirtschaftlich.

Vereine sind traurig, ihnen entgeht viel Geld

„Wir sind traurig, aber so ist es halt“, sagt Wolfgang Pascher. Die Straßensammlung könnten die Sielminger Vereine tatsächlich so nicht mehr leisten – weil Fahrzeuge fehlten, wegen der Benzinpreise oder aus anderen Gründen. Den Clubs entgeht so viel Geld. Im Jahr hätten sie sich durch die Sammlungen mehrere Hundert Euro dazuverdient, „das fällt weg, und das ist natürlich ärgerlich“, sagt Wolfgang Pascher.

Ulrich Fechter vom AWB hat Verständnis. „Es ist für uns auch schade, wir arbeiten gern mit Vereinen zusammen“, sagt er. Allerdings: Kreisweit kommen die Aktionen von Ehrenamtlichen immer seltener zustande. „Es wird massiv weniger.“ Hätten Vereine in Spitzenzeiten bis zu 6000 Tonnen Papier pro Jahr zusammengetragen, seien es mittlerweile nur noch etwa 3500. Neben Sielmingen werde auch Holzmaden ab Januar mit der blauen Tonne arbeiten, Lichtenwald habe sie bereits im Lauf dieses Jahres eingeführt.

Ein Türchen lässt Ulrich Fechter den Sielminger Vereinen offen. Zum einen seien sie angefragt worden, ob sie bei der Verteilung der neuen Tonnen helfen wollen. „Sie kriegen da einen Obolus dafür“, sagt er, außerdem hätten sie die Möglichkeit, unabhängig von der neuen Papiertonne zwei, drei Sammlungen pro Jahr auszurichten. Ulrich Fechter stellt klar: „Das lassen wir zu.“