Die Deponie in Backnang-Steinbach soll den Schwieberdinger Froschgraben bei der Entsorgung von Bauschutt entlasten. Foto: /Edgar Layher

Weil der Landkreis Ludwigsburg das Material aus den Nachbarkreisen nicht mehr aufnehmen will, steuern die Lastwagen künftig die Deponie in Backnang-Steinbach an. Auch die Deponie Eichholz in Winnenden spielt im Konzept eine Rolle.

Bei der Entsorgung von Bauschutt hat sich der Rems-Murr-Kreis bisher einen schlanken Fuß gemacht. Denn die mineralischen Abfälle wurden in der Vergangenheit mit dem Lastwagen in den Nachbarkreis Ludwigsburg gekarrt. Dort zwischen Schwieberdingen und Vaihingen an der Enz befindet sich die Deponie Froschgraben, bisher regionsweit die einzige Anlaufstelle für das nicht mehr gebrauchte Material.

Mit dem über die B10 abgewickelten Mülltourismus ins Strohgäu aber soll Schluss sein – der Landkreis Ludwigsburg will sich über kurz oder lang nur um seine eigenen Bauschutt-Abfälle kümmern. Deshalb hat der Verband Region Stuttgart am Donnerstag offiziell die Suche nach neuen Deponiestandorten gestartet – vom ausgedienten Dachziegel bis zum ausgebaggerten Tonmergel sollen Häuslesbauer eine ebenso standortnahe wie kostengünstige Lösung präsentiert bekommen.

Regionsweit soll nach Deponiestandorten gesucht werden

Ob das so reibungslos funktioniert wie erhofft, steht in den Sternen. Die FDP in der Region verspricht sich vom Suchlauf ein endlich geordnetes Verfahren, bei dem es keine Verlierer gibt. „Wir erwarten, dass daraus ein Modell entsteht, wie kreisübergreifende Fragen einvernehmlich gelöst werden können“, gibt der Fraktionsvorsitzende Kai Buschmann aus Remseck zu Protokoll. Nächsten Schritte sind eine Bedarfsprognose über die zu erwartenden Abfallmengen und ein Kriterienkatalog für die Standortsuche. Beides muss mit dem Umweltministerium und dem Stuttgarter Regierungspräsidium als zuständiger Planfeststellungsbehörde abgestimmt werden.

Weil das seine Zeit dauern wird, haben sich die Kreise allerdings bereits auf eine Übergangslösung verständigt. Um mindestens 30 000 Tonnen soll der Schwieberdinger Froschgraben durch die Zusage des Rems-Murr-Kreises entlastet werden, für die Entsorgung von Bauschutt, Schlacken und mineralischen Abfällen sowie Bodenaushub die Deponie in Backnang-Steinbach zu nutzen. Gedacht ist laut dem Entwurf der entsprechenden Vereinbarung nur an Material, das auch im Rems-Murr-Kreis anfällt.

Anders sieht es beim zweiten Ablagerungsort im Rems-Murr-Kreis aus, der Deponie in Winnenden-Eichholz. Dort ist für die 2025 startenden Nachsorgemaßnahmen vorgesehen, auch Material aus den Nachbarkreisen aufzunehmen, falls es für die Verwendung eine behördliche Genehmigung gibt. Geplant ist die erste Bauphase ab Juli, spätestens September. Insgesamt sollen 24 400 Tonnen verbaut werden, die Hälfte davon aus der Region. Ab 2028 werden in Winnenden weitere 57 000 Tonnen Bauschutt benötigt, zumindest in der bisher nicht abschließend konkretisierten Zukunftsperspektive.

Das bisher im Froschgraben bei Schwieberdingen abgelagerte Material aus dem Rems-Murr-Kreis belief sich im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre auf etwa 10 000 Tonnen je Kalenderjahr. Im Jahr 2023 gab es zwischen Großerlach und Plüderhausen exakt 962 Bauprojekte, regionsweit wurde an 5038 Stellen gebaggert. Zahlen für 2024 liegen aktuell noch nicht vor, dürften aber durch die kriselnde Baukonjuktur niedriger ausfallen.

Im Froschgraben kamen jährlich mehr als 200 000 Tonnen an

Die Stuttgarter Abfalltochter AWS plant laut den Unterlagen eine Freigabe der Deponie Einöd für die Entsorgung von Abfällen bis zu einer Menge von 60 000 Tonnen je Kalenderjahr. Auch für eine noch darüber hinaus gehende Gestattung zeigt sich der Entsorgungsbetrieb gesprächsbereit – die Rede ist von 10 000 Tonnen zusätzlich je Kalenderjahr. Der Landkreis Ludwigsburg hatte den Ende 2024 auslaufenden Vertrag mit dem Regionalverband aufgekündigt und im Falle einer Zwangszuweisung mit rechtlichen Schritten gedroht.

Neben dem Schwerlastverkehr ist den Rathauschefs rund um Schwieberdingen seit Jahren ein Dorn im Auge, dass andere Landkreise bei der Ausweisung von Deponiestandorten die Hände in den Schoß gelegt haben. Im Froschgraben kamen bisher mehr als 200 000 Tonnen pro Jahr an.