Das Team des Jugendhaus Z in Filderstadt erntet viel Zuspruch für die Entscheidung, gewisse Marken auszusortieren. Hier präsentiert die Leiterin Rebecca Eisenreich die Alternative. Foto: Caroline Holowiecki

Das Team im Filderstädter Jugendhaus Z hat einige Lebensmittel aus dem Sortiment genommen. Der Grund: Manche Konzerne sollen nicht mehr unterstützt werden. Auch anderswo wird bewusst eingekauft.

Im Jugendhaus Z in Filderstadt wird keine Coca-Cola ausgeschenkt, außerdem werden keine Produkte mehr gekauft, die zum Lebensmittelkonzern Nestlé gehören, etwa Schokoriegel. Das hat das Jugendhaus-Team dieser Tage bei Facebook verkündet.

Zum einen wolle man Limos nicht mehr beim ausländischen Marktführer mit einem Jahresumsatz von 37 Milliarden US-Dollar beziehen, sondern lieber bei einem kleineren deutschen Produzenten, der auch in der Region abfüllt. Nestlé wiederum sei dadurch, dass der Konzern in wasserarmen Gegenden das Grundwasser abpumpe und in Flaschen verkaufe, nicht unterstützenswert, außerdem holze der Konzern für Palmöl den Regenwald ab und experimentiere mit Mäusen, liest man beim Z online. „Da gibt es einige Punkte, die wir nicht mehr vertreten wollen“, sagt die Jugendhausleiterin Rebecca Eisenreich.

Kaffee aus fairer Produktion

Für die Entscheidung erntet das Z viel Lob, und auch in anderen Jugendhäusern wird nicht Beliebiges serviert. „Bei uns ist es relativ ähnlich, wir haben auch keine Coca-Cola“, sagt Lucas Dreher, der Leiter des Ostfilderner Zentrums Zinsholz. Nach Möglichkeit würden regionale Getränke ausgegeben, der Kaffee stamme aus fairer Produktion. „Ich denke, in einem Jugendhaus ist das relativ wichtig, wir haben eine Vorbildfunktion“, sagt er. So sieht es auch Rebecca Eisenreich. Man wolle im Z zum Nachahmen bewegen.

Nicht nur junge Leute machen sich Gedanken über ihren Konsum. Im Filderstädter Rathaus kommen nur Filderstädter Apfelsaft und regionales Wasser ins Glas, erklärt Silke Köhler, eine Sprecherin der Stadt, „es gibt im Rathaus nichts anderes als fairen Kaffee“. Die Kommune ist seit 2015 Fairtrade-Stadt und hat sich verpflichtet, entsprechende Waren zu fördern. So kommen zertifizierte Produkte wie Tee, Süßigkeiten oder Blumen bei Empfängen oder in Präsentkörben zum Einsatz.

Saft aus der Heimat, Brezeln vom hiesigen Bäcker

Auch in Leinfelden-Echterdingen gilt: möglichst fair und möglichst regional, erklärt Ingrid Krebs, die Leiterin des Amts für Schulen, Jugend und Vereine. Das örtliche Jugendhaus wird aktuell neu gebaut und soll 2023 eröffnen. Sollte der Jugendgemeinderat dann Änderungen fürs kulinarische Angebot wollen, werde man das wohlwollend begleiten. „Ich finde es toll, wenn junge Menschen sich Gedanken machen“, betont sie.

Saft aus der Heimat, Brezeln vom hiesigen Bäcker, Kooperationen mit örtlichen Lieferanten: Laut dem Sprecher Dominique Wehrle ist das auch in Ostfildern gang und gäbe. Schwieriger wird es allerdings, wenn Externe ins Spiel kommen. Vorschriften, was in den stadteigenen Veranstaltungsorten auszugeben ist, mache die Verwaltung nicht. Dort seien die jeweiligen Veranstalter für die Bewirtung zuständig.

Der Caterer, mit dem die städtische Veranstaltungsgesellschaft in der Filderstädter Filharmonie kooperiert, hat zwar diverse Colas im Sortiment, bietet diese aber nur auf Kundenwunsch an, etwa bei Tagungen, sagt Helene Sonntag, die Filharmonie-Geschäftsführerin. „Ansonsten sehen wir von solchen Getränken ab.“ Der Caterer sei aktuell dabei, sein Warenangebot zu prüfen, und auch sie selbst gibt sich selbstkritisch. Bei Nachhaltigkeit oder Regionalität könne man sich immer optimieren. „Ich glaube, diese Krise macht es gerade noch präsenter“, sagt sie in puncto Klima, aber auch in Sachen Lieferketten.