Die Stadt Plochingen spart durch Energiemanagement Ressourcen und Geld. An manchen Stellen steigt der Energieverbrauch aber auch an.
Auch in Plochingen sind in den vergangenen Jahren die Kosten für Wärme und Strom gestiegen. Aber die Stadt profitiert von bereits umgesetzten Maßnahmen wie dem Blockheizkraftwerk im Gymnasium und den städtischen Photovoltaik-Anlagen: Sie hätten dafür gesorgt, dass die Kosten selbst auf dem Gipfel der Energiekrise „nicht ins Uferlose“ kletterten, stellte der Energiemanager Thomas Silberhorn fest. Er präsentierte an seinem vorletzten Arbeitstag bei der Stadt Plochingen seinen Bericht dem Ausschuss für Bauen, Technik und Umwelt.
Seit 2010 in Eigenregie engagiert
Seit 2004 hat sich der Wärmeverbrauch der städtischen Liegenschaften halbiert; der Stromverbrauch ist um rund ein Drittel gesunken: Diese Zahlen gelten auf den Quadratmeter Fläche bezogen, aber auch absolut gesehen ist der Verbrauch geringer als vor 20 Jahren, obwohl neue Gebäude – wie das Feuerwehrhaus oder neue Kitas – hinzukamen. Die Stadt betreibt seit dem Jahr 2006 aktives Energiemanagement, zunächst durch die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, ab 2010 in Eigenregie. Von 2011 bis 2021 wurden im Zuge des Energiecontractings mit einem Dienstleister verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehört das Gas-Blockheizkraftwerk im Gymnasium, das das gesamte untere Schulzentrum versorgt. Es habe, so Silberhorn, in der Energiekrise zu den „Gewinnern“ gezählt. Denn die Stadt hatte einerseits noch einen relativ günstigen Vertrag fürs Gas und profitierte gleichzeitig von einer hohen Einspeisevergütung für den Strom aus dem BHKW.
Die Stadt machte so trotz Wartungskosten ein Plus von knapp 200 000 Euro, rechnete Silberhorn vor – und das in einer Zeit, als die Strompreise auf dem Markt explodierten. Die eigenen Photovoltaik-Anlagen verringern den Bedarf der Stadt an „Fremdstrom“ und damit die Kosten. Das Rathaus und die angrenzende Kita verbrauchen beinahe 99 Prozent des Stroms, der auf ihrem Dach erzeugt wird, selbst. Ebenso beziehen das Kinderhaus Johanniterpark oder das neue Stadtwerke-Gebäude Strom vom eigenen Dach.
Gegenüber 2004 zwei Drittel weniger CO2-Emissionen
Im laufenden Jahr sollen weitere PV-Anlagen in Betrieb gehen, die teils schon installiert, teils beauftragt sind, so auf dem Dach der sanierten Gebäudeteile des Gymnasiums oder auf dem Kinderhaus Beethovenstraße. Auch kleine Maßnahmen kommen zum Tragen, so hat der Austausch von älteren Leuchtmitteln in verschiedenen städtischen Gebäuden gegen LED den elektrischen Leistungsbedarf um 67 Prozent reduziert.
Während nach der „Corona-Delle“ der Verbrauch leicht anstieg, ist er mittlerweile wieder gesunken. Der über die Jahre geringere Verbrauch schlägt sich in den CO2-Emissionen nieder: Sie liegen derzeit bei einem Drittel im Vergleich zum Jahr 2004. Dazu trägt allerdings auch bei, dass die Stadt ausschließlich Ökostrom bezieht, den sie mit einer Null bei den Emissionen ansetzt.
Hygienespülungen erhöhen Verbrauch
Neue Technik hilft also, sparsam mit Ressourcen umzugehen. Gleichzeitig steigen aber in vielen Bereichen die Standards, was den Verbrauch wiederum erhöht: Die neue Brandschutzanlage oder die Lüftungen im sanierten Gymnasium fressen ebenso Strom wie die neuen Medien, die im Einsatz sind. Im unteren Schulzentrum geht der Strombedarf deshalb nach oben, was nach Einschätzung von Silberhorn so bleiben wird. Der Wärmebedarf sinke aber durch die Sanierung. Ebenfalls etwas angestiegen ist in den vergangenen Jahren der Wasserverbrauch, der im Energiebericht ebenfalls betrachtet wird. Dabei spielen unter anderem die „Hygienespülungen“ in den Sanitäranlagen des Gymnasiums eine Rolle: So werden Leitungen, durch die 72 Stunden lang kein Wasser geflossen ist, automatisch durchgespült.