Nico Deuschle stellt im April den ersten festen Mitarbeiter ein. Bisher wuppen er und Minijobber die stundenweise Abholung. Foto: Horst Rudel

Über den Boom der Balkonkraftwerke sagt Nico Deuschle: „Es läuft gut.“ Der 42-Jährige aus Deizisau (Kreis Esslingen) hat im April 2022 in seiner Freizeit eine Firma aufgebaut, die mit Stecker-Solargeräten handelt.

Nico Deuschle hatte den richtigen Riecher. Und das genau genommen schon vor zehn Jahren. Damals hat sich der heute 42-Jährige aus Deizisau (Kreis Esslingen) ein Balkonkraftwerk zugelegt. Er wohnt zwar in einem Einfamilienhaus, aber die Dachfläche habe den falschen Winkel, sagt er. Deshalb das Minikraftwerk auf der Garage. Antreiber sei damals nicht die Energiewende gewesen, sagt Deuschle, sondern sein Pedelec-Akku. Er wollte ihn via Sonnenstrom laden. Aus der Spielerei von damals ist inzwischen eine Geschäftsidee geworden.

Diese Geschäftsidee hat Nico Deuschle einen Nebenjob beschert. An einem Samstagvormittag steht er in einer Halle im Gewerbegebiet von Deizisau, seiner Heimat. Es ist kalt, da bringt auch der Fleecepulli wenig – dafür ein paar warme Gedanken. Und darum geht es: um Sonnenenergie. Hinter, neben und um Nico Deuschle herum lagern Balkonkraftwerke, zwei sind aufgehängt, damit man sieht, wie’s geht. Der 42-Jährige verkauft seit April nebenberuflich Stecker-Solargeräte. Wie viele im Monat, das will er nicht sagen. Was er sagt: „Es läuft gut.“ Die Balkonkraftwerke seien „in aller Munde“.

Die Abholer der Module verstopften die Wohnstraße

Im Hauptberuf ist Nico Deuschle Feuerwehrmann. Und so gut der Nebenher-Handel mit den Modulen funktioniert, so kann er sich trotzdem nicht vorstellen, komplett umzusatteln. „Auf keinen Fall“, sagt er. „Die Feuerwehr ist mein Traumberuf.“ Im April 2022 hatte er in seiner Garage als Abholstation für Alpha Solar aus München angefangen. Weil aber samstags all die Abholer die Wohnstraße verstopften, hat sich Nico Deuschle in einen Teil einer Halle eines Bekannten eingemietet. Er hat auch dort bereits vergrößert. Gleichzeitig ist er Abholstation für Alpha Solar geblieben, die Panels stehen separat vor der Halle.

Inzwischen bietet Pluginsolar, die Firma von Nico Deuschle, sieben eigene Abholstationen an: von Bad Aibling über Tuttlingen bis Nürnberg. Die Kontakte entstehen schnell in der Community. Die Zentrale wickelt die Bestellung nebst Papierkram ab, die Abholstation übergibt auf Provision. Am Standort Deizisau stellt er ab April einen festen Mitarbeiter ein, bisher wuppen er und Minijobber den Abholbetrieb im Gewerbegebiet stundenweise. Was sie merken: „Die Befestigung ist ein großes Thema.“ Jeder Balkon, jede Fassade sei anders. Deuschle arbeitet mit einem Montageteam zusammen, das dann allerdings extra kostet. Theoretisch könne das Balkonkraftwerk auch jeder selbst anbringen.

An einem Samstag würden bis zu 30 Leute kommen, um ihre bestellten Module abzuholen. Eigentlich gibt es Zeitfenster, aber die wenigsten halten sich dran. Und so vergeht auch an diesem Vormittag kein Moment, in dem kein Auto mit offenem Kofferraum vor der Halle steht. Ein älteres Paar ist eben mit seinen zwei Modulen abgedüst. Jetzt steht ein Kollege von Nico Deuschle vor seinem aufgeklappten Großraumwagen, mit dem er insgesamt 15 Paneele transportieren will. Für ein Mehrfamilienhaus, erzählt der Kollege, er habe all seine Nachbarn angesteckt.

Die Kunden von Nico Deuschle sind oft aus der Gegend, aber nicht nur. Es kämen Leute aus ganz Deutschland, erzählt der 42-Jährige. Sogar aus dem Elsass. Sie werben zwar über Instagram und Facebook, aber die meisten kämen durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Vielleicht weil der Kumpel dauernd von seinem neuen Balkonkraftwerk schwärmt oder weil der Nachbar Sonne am Balkon einsammelt. Wie entwickelt sich die Nachfrage? „Wir sind mitten im Boom“, sagt Nico Deuschle.