Die Holzlatte an der Mauer zeigt die Ausmaße der zunächst geplanten Anlage. Jetzt wird sie in der Höhe 1,5 Meter niedriger und steiler aufgestellt. Foto: Claudia Barner

Der Waldenbucher Gerd Landenberger will mit einer Fotovoltaik-Anlage im Garten mehr Solarstrom produzieren. Weil der Gemeinderat zunächst grundsätzlich diskutieren wollte, hat der Bauherr die Pläne jetzt abgespeckt.

Der Waldenbucher Gerd Landenberger hat schon vor 20 Jahren in Solarstrom aus eigener Produktion investiert und eine Fotovoltaikanlage auf der Südseite seines Hausdachs installiert. „Es war die richtige Entscheidung. Heute sehen wir, dass die Zukunft fossiler Energieträger in Frage steht und uns der Klimawandel zu konsequentem Handeln zwingt“, sagt der Hausbesitzer. Deshalb hat er sich auch beizeiten von seiner Öl-Heizung verabschiedet und ist auf eine Wärmepumpe umgestiegen. Jetzt will Gerd Landenberger einen Schritt weitergehen und in seinem Garten eine zusätzliche Fotovoltaik-Anlage aufstellen.

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„Eigentlich keine große Sache“, meint der Hausbesitzer. Doch da hat er sich getäuscht. Sein Bauantrag stand im Technischen Ausschuss des Gemeinderats nun schon zum zweiten Mal auf der Tagesordnung. In der ersten Runde Mitte März hatte der Bürgermeister Michael Lutz die Pläne zum Anlass genommen, um auszuloten, wie mit ähnlichen Fällen künftig umgegangen werden soll. Anstelle einer Abstimmung gab es die Empfehlung an die Stadträte, sich erst einmal umfassend zu informieren.

Vor-Ort-Termin im Garten

Gerd Landenberger nahm den Ball auf und lud das kommunalpolitische Gremium samt dem Bürgermeister zu einem Vor-Ort-Termin in seinen Garten ein. „Fünf Stadträte waren da“, berichtet er. Zu Demonstrationszwecken hatte der Waldenbucher auf seinem terrassierten Grundstück über dem Panoramaweg ein Holzgerüst aufgebaut und den Interessierten die Hintergründe seines Bauantrags erklärt. „Wir haben hier einen Steilhang, der Richtung Süden zeigt und ideale Voraussetzungen für Solarpaneele bietet. Die Anlage ist auf dem unteren schmalen Streifen geplant und stört dort niemanden“, argumentierte er.

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Die Ratsfraktionen kamen bei ihren internen Beratungen nun offenbar zu einem ähnlichen Ergebnis. „Ist es nicht ziemlich egal, was man in seinen Garten stellt? Andere parken dort ihr Wohnmobil“, erklärte der FWV-Sprecher Sven Wauri. Eine Blendwirkung auf die Nachbarn sei nicht zu erwarten, und von der Nürtinger Straße aus sei die PV-Anlage nicht zu sehen.

Zunächst sollen Dächer genutzt werden für Fotovoltaik

Eine Schwemme von Folgefällen erwarten die Freien Wähler nicht. „Wir denken, die Bereitschaft, seinen Garten zu opfern, ist nicht allzu ausgeprägt“, so Wauri. Außerdem wolle man darauf achten, dass zunächst das Dach genutzt werde. Letztlich aber sei es unverzichtbar, erneuerbare Energien zu fördern, um sich unabhängiger von Energieimporten aus dem Ausland zu machen. Auch beim SPD-Stadtrat Walter Keck ging der Daumen nach oben. „Wenn wir schon an solch kleinen Vorhaben scheitern, können wir die Energiewende vergessen. Wir müssen ein Stück weit umdenken und werden uns auf kommunaler Ebene noch öfter mit solchen Dingen auseinandersetzen müssen“, bekräftigte er. Grüne und CDU stimmten dem Projekt letztlich ebenfalls zu. Verwirklicht wird es jetzt allerdings nur in abgespeckter Form.

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Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen

Gerd Landenberger hatte seinen Antrag kurz vor der Sitzung von 36 Quadratmetern PV-Fläche auf 24 Quadratmeter reduziert und einen steileren Neigungswinkel gewählt, um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Die aktuelle Version sieht anstelle einer Ausdehnung von 4,5 mal acht Metern nun eine Modulfläche von drei mal acht Metern vor und ist laut Landesbauordnung in diesem Umfang genehmigungsfrei. „Das ist schade“, findet der Bauherr, der mit seiner ganz persönlichen Energiewende nun langsamer vorankommt als geplant. Sein Fazit nach drei aufreibenden Wochen lautet: „Schnelles Handeln beim Umstieg auf regenerative Energien wäre wichtig. Aber wir stehen uns mit unserer Bürokratie in Deutschland immer wieder selbst im Weg.“