Dieses Weihnachten steht im Zeichen des Energiesparens. In Ostfildern etwa wird ganz auf Festbeleuchtung verzichtet, aber auch anderswo wird reduziert. Ein Blick über die Filderebene.
Lichterketten einschalten oder nicht? Angesichts explodierender Energiepreise stellt sich in vielen Haushalten aktuell die Frage, wie viele Stromfresser man sich im Advent leisten will. In Ostfildern ist die Frage klar beantwortet: möglichst keinen. Auf die kommunale Festbeleuchtung wird in diesem Jahr verzichtet. Bereits im Oktober hat der Oberbürgermeister Christof Bolay öffentlich zum Stromsparen aufgerufen. „Es geht darum, ein sehr deutliches Bewusstsein zu schaffen, dass wir vor einem sehr schwierigen Winter stehen könnten“, sagte er in einer Sitzung des Gemeinderats.
In der Konsequenz ist es in diesem Advent dunkler in der Stadt Ostfildern. „In diesem Jahr haben alle vier Bünde der Selbstständigen nach Absprache mit der Stadt darauf verzichtet, Weihnachtsbeleuchtung aufzuhängen“, teilt der Verwaltungssprecher Dominique Wehrle mit, auch die von der Stadt aufgestellten Christbäume gibt es nicht. Wie viel man dadurch tatsächlich spare, sei unklar. Das habe beim Verzicht aber keine Rolle gespielt. „Es geht vielmehr darum, ein Zeichen zu setzen.“
In Leinfelden-Echterdingen geht man mit dem Thema anders um. Die Lichterketten und Leuchtelemente an den Ortsdurchfahrten hängen seit dem ersten Advent, und auch die Bäume stehen. In Summe wurden sechs Stück im Stadtgebiet aufgestellt und mit Lichtern und Kugeln geschmückt, erklärt Andrea Egner, die Leiterin des Amts für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau.
Und doch wurde etwas verändert: Die Brenndauer wurde um 2,5 Stunden reduziert. Morgens zwischen 6 und 8.30 Uhr ist alles aus. „Dadurch wird der Strombedarf für die Weihnachtsbeleuchtung um 30 Prozent gesenkt“, sagt sie. Bereits 2014 sind die Lichterketten über den Hauptstraßen sowie die Mast- und Kugelmotive mit LED-Technik ausgestattet worden.
Auch in Filderstadt sind in diesem Jahr die letzten Lichtlein auf LED umgestellt worden. Bis auf drei Girlanden hängt nun die gesamte Weihnachtsbeleuchtung im Ort, sagt Klaus Pascher, der Tiefbauamtsleiter. Wann sie an- und ausgeht, ist an die Straßenbeleuchtung gekoppelt, „eine Reduzierung geht nicht“. Tatsächlich habe man im Rathaus darüber gesprochen, ob man in diesem Jahr komplett auf den Lichterglanz verzichtet. „Wir haben das Für und Wider abgewogen“, sagt er.
Derweil machen etliche Ostfilderner ihrem Ärger bei Facebook Luft. „Strom sparen kann man auch an anderen Stellen“, findet eine Frau. „Es ist einfach nur ein Armutszeugnis für Ostfildern“, schreibt eine andere. Auch beim Bund der Selbstständigen in Nellingen ist man enttäuscht. „Die Energiekosten für die neue LED-Beleuchtung, die wir vor zwei Jahren neu angeschafft haben, wären laut unserer Berechnung bei unter 100 Euro für die komplette Weihnachtszeit gewesen“, schreibt das Mitglied Sebastian Handrych bei Facebook, man habe aber auf das Aufhängen der Lichter auf eigene Kosten verzichtet, weil die Stadt das Einschalten nicht erlaubt habe. 30 000 Euro habe der Nellinger BDS seinerzeit in seine Energiesparlampen investiert.
Auch im benachbarten Neuhausen wird in diesem Jahr Verzicht geübt. Laut der Verwaltungssprecherin Elke Eberle sind die beiden Weihnachtsbäume auf dem Schloss- und dem Kirchplatz da und erhellt, und auch den begehbaren Adventskalender gibt es wieder, die fest installierte Weihnachtsbeleuchtung an Gebäuden im Ortskern wird aber nicht angeschaltet „Das hat der Bürgermeister so beschlossen“, sagt sie und spricht von einem symbolischen Zeichen in Sachen Energiesparen. Einen Shitstorm habe das nicht gegeben, im Gegenteil. „Von einigen Nutzern im Ortskern haben wir die Rückmeldung erhalten, dass sie auch verzichten wollen aus Solidarität.“ Und überhaupt: Üppig geschmückt werde in der kleinen Gemeinde sowieso nie, da auf der Durchfahrtsstraße regelmäßig Transporte mit Überlänge und Überbreite unterwegs seien.
Was kostet der Lichterglanz in Leinfelden-Echterdingen?
Verbrauch
Was bringt es finanziell, bei der Adventsbeleuchtung zu sparen? Die zuständige Amtsleiterin Andrea Egner rechnet das für Leinfelden-Echterdingen vor. Bisher lag der Strombedarf für die Lichter demnach zwischen dem ersten Advent und dem 6. Januar bei 2473 Kilowattstunden, dies entspricht weniger als 0,3 Prozent des Gesamtbedarfs für die Straßenbeleuchtung. Durch eine Reduzierung der Betriebszeit um 2,5 Stunden in diesem Jahr wird der Verbrauch auf 1719 Kilowattstunden gesenkt.
Kosten
Dennoch rechnet Andrea Egner mit höheren Kosten. Bei der letzten Abrechnung lag der Strompreis nach ihren Informationen bei 22,9 Cent pro Kilowattstunde brutto. Demnach kostete die Festbeleuchtung bisher etwa 570 Euro. „Mit der derzeitigen Preisentwicklung der Stromversorgung können wir künftig mit einem Strompreis von mindestens 35 Cent pro Kilowattstunde rechnen“, sagt sie. Trotz der Stromeinsparung würden die Stromkosten dann bei etwa 600 Euro liegen.