Wie lange sind die Sporthallen noch auf? Foto: /Oliver Schmidt / Eibner Pressefo

Die Folgen der Pandemie sind noch nicht verarbeitet, schon müssen die Sportvereine die nächste Krise bewältigen. Ob sie dafür noch die Kraft haben, bezweifeln sie. In einem offenen Brief schlagen sie Alarm.

Herausforderungen sind sie als Sportler gewohnt. Doch dieses Mal fürchten die Verantwortlichen von 572 Sportvereinen aus dem Land, dass sie diese Herausforderung nicht auch noch meistern können. Nicht ohne Hilfen der Kommunen, des Landes und des Bundes. Harald Link, Vereinsmanager der Sportvereinigung Böblingen und Vizepräsident des Schwäbischen Turnerbundes, hat im Namen seiner Kollegen die Sorgen und Nöte in einem offenen Brief dargestellt. Er schreibt von einem Verein aus dem Großraum Stuttgart, dem die örtlichen Stadtwerke eine Preiserhöhung von fast 800 Prozent angedroht hätten. Die Kosten für Heizung und Warmwasser würden um bis zu 350 000 Euro steigen. Unbezahlbar. „Woher das Geld kommen soll, weiß niemand.“ Eine Steigerung der Mitgliedsbeiträge scheide nicht nur aussozialen Gründen aus. Die Mitglieder würden in Scharen davonlaufen.

Kosten steigen in irrsinnige Höhen

Ein anderer Sportverein aus der Region Stuttgart findet kein Energieunternehmen mehr. Nun müsse er den Strom am Terminmarkt einkaufen. Für einen irrsinnig hohen Preis. Dies sind zunächst nur zwei Beispiele aus unserem gemeinnützigen Sport in Baden-Württemberg. „Weitere zahlreiche Hochrechnungen mit Vervier- und Verfünffachungen der nächstjährigen Energiekosten von Vereinen liegen uns bereits vor“, schreibt Link, „es ist aus unserer Sicht daher nur eine Frage der Zeit, bis der erste Verein zu extremen Maßnahmen greifen und den Betrieb in seinen Anlagen entweder erheblich einschränken oder Hallen und Sportzentren gleich ganz schließen muss – weil Gas und Strom unbezahlbar geworden sind.“

Angst vor einem kalten Lockdown

Welche gesundheitlichen und sozialen, welche gesellschaftlichen und persönlichen

Folgen ein solcher „kalter Lockdown“ im organisierten Sport hätte, wisse man aus den beiden vergangenen schweren Corona-Jahren nur zu genau. „Das darf sich nicht wiederholen!“, redet Link der Politik ins Gewissen. Aber auch die Vereine ohne eigene Anlagen seien in großer Sorge. „Denn die Städte und Gemeinden ächzen genauso unter den Energiekosten für ihre Einrichtungen“: Womöglich würden der bereits erfolgten Schließung von einzelnen Bädern erst viele weitere Schwimmhallen und im nächsten Schritt dann die kommunalen Sporthallen folgen. Vereinstraining, Sportunterricht, Schwimmkurse – alles könnte nicht mehr stattfinden.

Die Bremse muss her

„Dass die Ministerpräsidentenkonferenz und der Deutsche Städte- und Gemeindebund eine Gas- und Strompreisbremse fordern, unterstützen wir ausdrücklich. Denn derart astronomische Energiepreise sind für kurze Zeit nur schwer und dauerhaft überhaupt nicht zu bezahlen – schon gar nicht von uns gemeinnützigen Sportvereinen.“ Schließlich dürfe man weder Gewinne erwirtschaften noch Rücklagen

für schwere Zeiten anhäufen. „Zudem sind die wenigen Reserven, über die wir verfügen dürfen, durch die schwere Zeit in den vergangenen beiden Corona-Jahren allmählich aufgebraucht.“ Das Wort des Kanzlers, „You’ll never walk alone“, muss auch für den organisierten Sport gelten