Experte rund um Energie: der Bauingenieur Timm Engelhardt Foto: privat

Timm Engelhardt ist Geschäftsführer der Energieagentur des Landkreises Göppingen. Im Interview gibt er Tipps zum Energiesparen – und verrät typische Irrtümer rund ums Heizen, Strom und Fotovoltaik.

Durch den Russland-Ukraine-Krieg haben die mehr als 30 Klimaschutz- und Energieagenturen in Baden-Württemberg an Bedeutung gewonnen. Timm Engelhardt, der Geschäftsführer der Energieagentur in Göppingen, gibt im Interview Spartipps und klärt über klassische Irrtümer auf.

Herr Engelhardt, wie lange wartet man zurzeit auf einen Termin mit Ihnen?

Innerhalb von drei Wochen bekommt man bei uns einen kostenlosen Erstberatungstermin. Für Beratungen, bei denen wir zu den Menschen nach Hause kommen, muss man rund zweieinhalb Monate Vorlauf einplanen. In Kooperation mit der Verbraucherzentrale prüfen wir vor Ort, ob Heizungs- oder Solarthermieanlage effizient arbeiten, wo es Schwachstellen an Gebäuden gibt oder welche Alternativen zum bestehenden Heizungssystem in Frage kommen.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Welche Heizung Klima und Geldbeutel schont

Welche Folgen hat der Ukraine-Krieg?

Die Leute fragen uns jetzt, ob die Versorgung mit Erdgas und Öl gewährleistet ist und welche Heizungssysteme in Zukunft noch bezahlbar sind. Auf diese Fragen können auch wir keine belastbaren Antworten geben, jedoch sieht es so aus, als ob die Energiepreise in nächster Zeit nur eine Richtung kennen – und die geht nach oben. Aktuell empfehlen wir allen Interessenten den Bedarf zu senken, dann fallen Energiepreissteigerungen nicht ganz so ins Gewicht.

Beschäftigen sich nun mehr Menschen mit Energie als vor ein paar Monaten?

Ja, sicher. Früher mussten wir noch mehr Überzeugungsarbeit leisten, warum man den Energieverbrauch reduzieren sollte und der Einsatz von erneuerbaren Energien sinnvoll ist. Die steigenden Rohstoffpreise und die 2021 eingeführte CO2-Abgabe auf fossile Energieträger haben zu einem Umdenken geführt. Durch die niedrigen Darlehnszinsen, die Inflation, die Negativzinsen auf dem Sparkonto und die sehr guten Fördermöglichkeiten, sind die Menschen vermehrt bereit, in ihre Gebäude zu investieren. Das merken Sie leider spätestens wenn Sie mal schnell einen Handwerker benötigen.

Was sind typische Irrglauben?

Viele denken, dass man mit einer Wärmepumpe und einer Fotovoltaikanlage autark ist und sich keine Gedanken über Energiepreise machen muss. Diese Kombination kann sehr gut passen, doch muss die Wärmepumpe zum Haus und den Bewohnern passen und im Winter hat die Fotovoltaikanlage leider die geringste Leistung, aber das Gebäude den höchsten Wärmebedarf. Auch sollte man nicht aus Spargründen aufhören, ganze Teilbereiche in einer Wohnung oder einem Haus zu beheizen. Dies kann dazu führen, dass sich die in der Luft gebundene Feuchtigkeit an kalten Oberflächen niederschlägt und es kann dadurch zu Schimmelbildung kommen.

Welche Tipps kann jeder berücksichtigen, um Energiekosten zu sparen?

Der wichtigste Tipp ist es, den Verbrauch zu reduzieren. Am leichtesten geht das durch eine Dämmung der obersten Geschossdecke sowie der Kellerdecke in einem Gebäude. Handwerklich begabte Menschen können dies sogar selbst machen. Aufwendiger wird es beim Dach, bei den Fenstern und bei der Fassade, da diese Gewerke aufgrund der vielen Schnittstellen zusammengedacht werden sollten. Wenn man seinen Verbrauch reduziert hat, sollte man sich ein Energiesystem überlegen, das gut zum eigenen Haus passt. Leider gibt es für die energetische Sanierung keinen Königsweg und man sollte sich immer individuell beraten lassen.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Hilfe beim Klimaschutz daheim – Energieberater sind gefragt wie nie