Die globale Erwärmung führt zu Veränderungen, die die Lebensgrundlage für nachfolgende Generationen gefährden Foto: imago/Christian Ohde

In Filderstadt hat das Umweltschutzreferat einen Bericht zum Thema Generationengerechtigkeit im Klimaschutz vorgelegt. Tenor: Der Zug ist abgefahren. Und nun?

Es war ein edler Wunsch. Im Rahmen der Haushaltsberatung hatte die SPD-Fraktion im Filderstädter Gemeinderat beantragt, die Verwaltung möge erarbeiten, wie im Sinne der Generationengerechtigkeit große Emissionsreduktionen erreicht werden können, um bereits angehäufte Versäumnisse beim Klimaschutz aufzuholen und Handlungsspielräume für kommende Generationen zu bewahren.

Der gewünschte Bericht wurde nun im Technischen Ausschuss vorgelegt, doch die Aussage von Claudia Arold, Leiterin des Umweltschutzreferats, war ernüchternd. „Das Wort Gerechtigkeit lässt sich nicht mehr herstellen. Dafür ist schon zu viel CO2 in die Luft geblasen worden.“ Seit Beginn der Industrialisierung seien mehr als 2500 Gigatonnen Treibhausgase in die Atmosphäre entlassen worden, hauptsächlich aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern und Landnutzungsänderungen. Die damit bisher verursachte globale Erwärmung ist für gravierende Veränderungen verantwortlich, die die Lebensgrundlage für die nachfolgenden Generationen akut gefährden. Bisherige Versäumnisse ließen nicht mehr aufhalten.

Private Haushalte sind einer der größten Verbraussektoren

Laut Claudia Arold ist der Einfluss der Verwaltung selbst begrenzt. Freilich könne man bei der Gebäudeunterhaltung, beim Fuhrpark und Dienstreisen, bei der Straßenbeleuchtung oder bei Beschaffungen aufs Klima achten, zudem hat sich die Verwaltung auferlegt, bis 2032 klimaneutral zu werden. Die Wahrheit ist aber auch, dass der Ausstoß, der durch die Stadtverwaltung entsteht, in Summe eine untergeordnete Rolle spielt.

Private Haushalte sind in Filderstadt einer der größten Verbrauchssektoren bei der Energie, und hier liegen die Emissionswerte auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Während die Ausstöße zwischen 2016 und 2019 im Deutschlandschnitt von 2,4 auf 2,2 Tonnen pro Einwohner im privaten Bereich gesunken sind, stieg die Zahl in Filderstadt auf knapp drei Tonnen pro Kopf. Bemerkenswert: Im gleichen Zeitraum sanken die Ausstöße in den Bereichen Industrie und kommunale Einrichtungen in der Stadt um 17 Prozent oder mehr.

Und nun? Den Kopf in den Sand stecken wollen weder die Verwaltung noch die Stadträte. Es gibt laut Claudia Arnold durchaus Wege, die Entwicklung einzudämmen, und immerhin wurde in Filderstadt 2022 die Klimaresolution verabschiedet. Man hat sich darin verpflichtet, alles in der Macht Stehende zu tun. „Der Weg zur Klimaneutralität kann nur durch schnelle, drastische Treibhausgasemissionssenkungen erfolgen“, heißt es im Bericht. Stichworte: Energieeinsparungen und -effizienz, Ausbau der Erzeugung erneuerbarer Energien, fleischarme Ernährung oder Flächenentsiegelung. Die Stadt könne durch Förderungen und Beratungen Anreize für die Bürgerschaft setzen, etwa für Haussanierungen, eine andere Art der Energienutzung oder auch ein verändertes Mobilitäts- und Konsumverhalten. Zudem soll im zweiten Quartal endlich der lang angekündigte Mobilitätsentwicklungsplan für die Stadt veröffentlicht werden.

Gremium schwankt zwischen Tatendrang und Entsetzen

Die Stadträte schwankten in der Sitzung zwischen Tatendrang und Entsetzen. Möglichst schnell in die Umsetzung zu gehen, forderte Walter Bauer (SPD), „wir haben keine Zeit zu verlieren“. Während Dieter Weinmann (CDU) fand, „es ist nicht so, dass wir noch nichts gemacht haben“, immerhin habe man Stellen geschaffen und die Klimaresolution verabschiedet, sagte Catherine Kalarrytou (Grüne): „Wir machen Kosmetik und beruhigen gleichzeitig unser Gewissen.“ Wichtig sei, dass die Stadt eine Vorbildfunktion einnehme. „Wir dürfen auf dem Weg dorthin keine Tabus haben.“ Jörg Alberth (FDP) mahnte jedoch: „Umweltschutz kostet viel Geld.“ Beim Thema Generationengerechtigkeit müsse man auch die Finanzen im Blick behalten.

Wer stößt in Filderstadt wie viel CO2 aus?