Nicht nur an Plätzen und in Parks, sondern an normalen Straßen in Stuttgart könnten schmale Beete entstehen. Foto: dpa/Marijan Murat

Ganz Stuttgart ein Garten? Das ist die Vision hinter „Endless Garden“. Die Start-up-Gründer wollen einen schmalen Streifen zwischen Häusern und Gehweg öffnen und dort Beete anlegen. Für die Planung bekommen sie Geld – und Skepsis.

Der Titel klingt wie der eines Kunstwerks: „Endless Garden“, also endloser Garten. Dieser soll sich durch ganz Stuttgart ziehen – so die Version des Start-ups Geopol. Die Gründer haben die Idee entwickelt, zwischen Hausfassaden und Gehweg den Asphalt zu öffnen und dort auf einem schmalen Streifen Beete für Pflanzen anzulegen. „Unser Ziel ist eine grüne Ader durch die Stadt“, sagt Simon Wuttig (34), einer der Gründer.

In den Beeten, die je nach Gehweggröße auch nur 20 oder 30 Zentimeter breit sein könnten und rund 30 Zentimeter tief, können freilich keine richtigen Bäume wachsen, aber Wildblumen sowie kleine Büsche mit nicht so tiefen Wurzeln. Als Schale um die Pflanzenbeete wollen sie sogenannte Geopolymere verwenden; ein von Geopol selbst entwickeltes Bindemittel, das 75 Prozent weniger CO2 emittiert als Zement, aber trotzdem ewig hält und nicht verwittert wie Holz.

Vier positive Effekte durch endlosen Garten

Mit ihrem endlosen Garten erhoffen sie sich vier Dinge, erklärt Wuttig. Erstens eine größere „Schwammfunktion“ in der Stadt, also dass das Regenwasser besser aufgenommen und gespeichert werden kann. Zweitens eine angenehmere Temperatur durch mehr Grün und weniger Versiegelung. Drittens einen Lebensraum für Tiere. Und viertens eine Verbesserung der psychischen Gesundheit von Menschen. Denn das steht fest: Menschen sind zufriedener, wenn sie mehr Grün und weniger Beton-Grau sehen.

Damit das Ganze Realität werden kann, sind die Gründer auf eine enge Zusammenarbeit mit mehreren Ämtern der Stadt Stuttgart angewiesen. Erste Gespräche gab es bereits. Denn das Ziel ist es, ein Standardverfahren zu entwickeln, wenn private Eigentümer oder auch Garten- und Landschaftsbauer solche Beete vor einem Haus errichten wollen.

Manche sorgen sich vor nassen Häusern

Für ihre Planung und Umsetzung werden sie vom Klima-Innovationsfonds der Stadt finanziell gefördert – zumindest, sofern am Ende etwas daraus wird. Denn die Finanzierung ist an drei Meilensteine gekoppelt. Einen davon müssen sie bis Juni 2025 erreichen: eine Potenzialanalyse, die Fertigstellung der modularen Begrünungsanlage und die Abstimmung eines Genehmigungsprozesses mit der Stadt. Wenn sie dies schaffen, gibt es Geld.

In einer Sitzung des Ausschusses für Klima und Umwelt des Gemeinderats hatten Stadträte Skepsis an dem Projekt formuliert. Gerhard Veyhl (Freie Wähler) erwähnte den Schützenplatz und das dortige Problem mit Nässe an den Häusern. Er fragte: „Wurde das berücksichtigt?“ Diesbezüglich beruhigen die Gründer: Die Pflanzen sollen gegossen werden mit Regenwasser, das von den Fallrohren in Tonnen gesammelt werde. Zudem werde eine Art Noppenfolie zwischen Hauswand und Beet eingebracht, sodass das Gebäude nicht mit der Beetfeuchtigkeit in Kontakt komme. „Wir gehen das mit Architekten an“, betont Simon Wuttig.