Frank Nopper lobt das 9-Euro-Ticket und will mehr Förderung im Nahverkehr. In Stuttgart drohen laut OB Kürzungen.
Angesichts drei Millionen genutzter Tickets in der Region Stuttgart hat Oberbürgermeister Frank Nopper das 9-Euro-Ticket positiv bewertet. Viele Stuttgarter hätten den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und neue Ziele für sich entdeckt. Aus Baden-Württemberg seien die Menschen mit dem Ticket zum Einkaufen und Besichtigen nach Stuttgart gekommen: „Dank dieses Tickets ist die Nachfrage wieder auf das Vorpandemie-Niveau gestiegen“, so der OB.
Nopper fordert eine ÖPNV-Offensive
Im ersten Corona-Jahr 2020 hatte der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) rund ein Drittel seiner Fahrgäste im Vergleich zum Vorjahr verloren: 349 Millionen Personen fuhren im Jahr 2019 im VVS-Gebiet mit Bussen und Bahnen, 2020 stürzten die Zahlen auf 240 Millionen ab. Auch im Jahr 2021 erholten sie sich nur leicht. Nopper sitzt dem Aufsichtsrat des VVS und der Stuttgarter Straßenbahnen AG vor. Trotz positiver Bilanz: Das dreimonatige Angebot reicht dem OB nicht. Von Bund und Land fordert er zum Ende des Tickets eine „ÖPNV-Offensive“. In drei Bereiche solle Geld fließen: Die Antriebe der Fahrzeuge auf Elektro und Wasserstoff umzustellen. Die Tarife für Fahrgäste langfristig attraktiv zu halten. Und: Was an Angeboten und Infrastruktur vorhanden ist, soll laut Nopper erhalten, verbessert und ausgebaut werden. Dass Kapazitätsgrenzen im aktuellen Angebot schnell erreicht seien, das habe das 9-Euro-Ticket gezeigt, so der OB. Ohne Geld von Bund und Land gehe das laut Nopper nicht. Die Kommunen allein könnten weder steigende Diesel- und Bahnstrompreise schultern, noch auf alternative Antriebe umstellen. Das gelte laut dem OB auch für finanzstarke Städte wie Stuttgart.
Bleiben Fördermittel aus, drohen Kürzungen
Bleiben Fördermittel von Bund und Land aus, würden Kürzungen im bestehenden Angebot drohen. In Stuttgart könnte das die Schnellbuslinien X2, X4 und X7 betreffen. Das Land habe angekündigt, diese bald nicht mehr finanzieren zu wollen, so Nopper. In der Region Stuttgart finanzieren Stadt und Landkreise Busse und Straßenbahnen. Das Land beteiligt sich mit Förderprogrammen, etwa für Expressbuslinien. Der Verband Region Stuttgart ist für den S-Bahn-Verkehr zuständig. 630 Millionen Euro pro Jahr kostet der öffentliche Personennahverkehr im VVS-Gebiet laut Verband Region Stuttgart. Fahrgeldeinnahmen würden knapp 60 Prozent dieser Kosten decken. Der Rest komme aus öffentlichen Kassen.