Ein Netzwerker mit internationalen Verbindungen und Gast bei der Rems-Murr-IHK: Christian Herzog, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Landes. Foto: Gottfried Stoppel

In neuem Format hat die IHK-Bezirkskammer Rems-Murr ihre Mitglieder zur moderierten Talkrunde eingeladen. Es gab Kleinkunst und ausgiebigen Austausch im Fellbacher Goldbergwerk – und klare politische Bekenntnisse.

„Endlich dürfen wir wieder miteinander feiern“, so hat es auf der Einladung zum Jahresempfang der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr gestanden. Dieser fand erstmals nicht mehr als Neujahrsempfang statt, sondern mit komplett neuem Veranstaltungskonzept mit Fokus auf Unterhaltung und Gesprächsgelegenheit für Unternehmer im Goldbergwerk in Fellbach.

„Willkommen im neuen Format“ hat denn auch Moderator und Sportreporter Michael Antwerpes im Saal des multifunktionalen Gastrotempels zugerufen. Nach langer Zeit der Abstinenz von persönlichen Treffen sei es wichtig, so der Moderator, endlich wieder im Gespräch die unternehmerischen Netzwerke zu pflegen. Aktivität sei wieder und nach wie vor gefragt, hieß es dann in der Anmoderation mit IHK-Bezirkskammerpräsident Claus Paal. Nach dem Motto: „Weniger reden, mehr angehen, weniger Bedenkenträger, mehr Macher.“

Ein Krisenjahr ist vorüber

Im Schnelldurchgang wurde im Gespräch auf der Bühne das Geschehen im vergangenen Jahr in Erinnerung gerufen. Bestimmend als Rahmenbedingung, so Paal, war „natürlich der Überfall auf und der Krieg in der Ukraine“. Bei allem Interesse an wirtschaftlichen Erfolgen sei es angesichts der aktuellen Entwicklungen wichtig dafür zu sorgen, „dass unsere Demokratie nicht vor die Hunde geht“. Entsprechend hätten sich auch viele IHK-Aktivitäten um Kriegs- und Krisenhilfen gedreht. Etwa mit Sammlungen von Hilfsmitteln, Transport in die Ukraine, bei Unterstützung von Geflüchteten bis hin zur Bereitstellung von Unterkünften.

Was die wirtschaftliche Seite der kriegs- und pandemiebedingten Krisen und deren Auswirkung etwa bei Energieversorgung, Kostenentwicklung und Personal angehe, habe man bisher die befürchtete „große Insolvenzwelle“ nicht verzeichnet. Die Lieferkettenprobleme, so Paal, seien aber längst nicht ausgestanden. Und zum eigentlich längst absehbaren Fachkräftemangel sagte der Kammerpräsident im Goldbergwerk nur: „Jetzt merkt es jeder.“

Sorge um das Unternehmertum

Was man daraus lernen könne,wollte der Moderator wissen. Da fand der Rems-Murr-Kammerpräsident deutlich kritische Worte für Erwartungen und aktuelle Praxis der staatlichen Förderung. Er sehe das Niveau kritisch, so Claus Paal. Auch in Krisenzeiten sei mehr Eigeninitiative gefragt samt der Bereitschaft, selbst mit eigenem Vermögen ins Risiko zu gehen. Seine geäußerte gesellschaftliche Befürchtung: „Uns geht das Unternehmertum verloren.“

Mit dem Angebot an alle, Verbindungen in die ganze Welt herzustellen, trat schließlich im Goldbergwerk beim inhaltlichen Teil des Empfangs Christian Herzog mit auf das Podium. Er ist Geschäftsführer der Baden Württemberg International (BD-I), der Wirtschaftsförderung des Landes. Baden-Württemberg sei nach wie vor eine Exportwirtschaft, sagte er. Gefragt seien da vor allem Kontakte in allen Bereichen industrieller Innovationen bis hin zu Nutzungsformen von KI oder zur Wasserstoffproduktion.

Was sagt die IHK zu China?

Wie man sich da aktuell zu China aufstellen wolle, wollte Moderator Antwerpes wissen. „Ich bin dafür, hier eher auf die Werteseite zu setzen“, sagte Pall unumwunden. Ansonsten bestehe auch hier die Gefahr, dass Demokratie und Freiheit verloren gingen. Ganz an China werde man qua Größe nicht vorbeikommen, meinte Herzog. Die Wirtschaftsmacht zu isolieren werde nicht gelingen. Andererseits seien ohnehin die wichtigsten Handelspartner Baden-Württembergs die Schweiz, Frankreich und dann die USA – in dieser Reihenfolge .

Abschluss und unterhaltsamer Höhepunkt im neuen Format des IHK-Empfangs war vor dem kommunikativen Buffet im Erdgeschoss des Goldbergwerks der Auftritt des zweifachen deutschen Meisters der Mentalmagie und Gewinner des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2021, Andy Häussler. Er bewies gleich in drei Aufgabenbereichen, wie er Gedanken seiner Gäste liest und nebenbei noch andere verblüffende Fähigkeiten an den Tag legt. Beeindruckend etwa, wie er aus der aus dem Publikum zugerufenen Zahl 61 ein magisches Zahlenquadrat anfertigt, bei dem jede Zeile ob hoch, quer oder diagonal am Ende tatsächlich die gleiche Quersumme ergibt – nämlich 61.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Ansatz
 Die Bezirkskammer Rems-Murr der IHK will den eigenen CO2-Fußabdruck konsequent reduzieren. Sie hat für 2022 erstmals eine Treibhausgasbilanz für die von ihr verursachten CO2-Emissionen vorgelegt.

Perspektive
Die Bezirkskammer sei Pionier innerhalb der IHK Region Stuttgart, die anderen Standorte sollen folgen, sagt Kammerpräsident Claus Paal. „Wir streben ganz klar einen klimaneutralen Geschäftsbetrieb an.“ Basierend auf den Daten aus dem Jahr 2021 ergaben sich etwa 66 Tonnen CO2-Emissionen. Die Treibhausgasbilanz dient als Ausgangsbasis für die Bilanzen der Folgejahre und zur Identifikation wichtiger Stellschrauben, um künftig CO2-Emissionen zu vermeiden und zu reduzieren. Die erste Bilanz gebe „wichtige Hinweise darauf, in welchen Bereichen im Unternehmen das größte Einsparpotenzial steckt“.