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Neben der eventuellen Abwahl von VfB-Präsident Wolfgang Dietrich am Sonntag steht auch die Wahl des neuen Sportvorstandes an. Zwei Kandidaten stehen zur Wahl.

Stuttgart

Stuttgart – Wenn am Sonntag die Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart stattfindet, wird sich vieles um die mögliche Abwahl von Wolfgang Dietrich als Präsident drehen. Dabei soll der Vorstand eigentlich vervollständigt werden. Gesucht wird der Nachfolger von Thomas Hitzlsperger, der Ende Februar zum Sportvorstand aufgerückt ist. Zwei Kandidaten stehen zur Wahl:

Werner Gass

Er stand für Kampf, Leidenschaft, Einsatz. Schienbeinschoner trug er keine. Die herunterhängenden Stutzen waren sein Markenzeichen. „Ich hatte halt einfach zu dünne Waden“, sagt Werner Gass mit einem Augenzwinkern. 36 Jahre nach seinem Karriereende als Spieler der Amateure des VfB hat der 65-Jährige immer noch eine drahtige, durchtrainierte Figur. Er muss schließlich Vorbild sein: Seit er sein Sportgeschäft in Geislingen (an dem lange Zeit auch Jürgen Klinsmann beteiligt war) nach 27 Jahren aufgegeben hat, konzentriert er sich voll auf sein zweitens geschäftliches Standbein als Personal-Trainer. Das füllt ihn aus, dennoch geht der frühere Außenverteidiger noch einmal in die Offensive – als Kandidat beim VfB. Gass weiß, dass er in dem Amt nicht die ganz großen Räder drehen würde. Das ändert nichts daran, dass er sagt: „Es ist eine Ehre für mich, vorgeschlagen geworden zu sein.“ Er oder Mutschler werden unter anderem für die Fußball-Jugend bis zur U 15 zuständig sein. Wenn man ihn fragt, wird er seine Meinung auch zu den Profis äußern – oder zur zweiten Mannschaft. Für die war Gass von 1975 bis 1983 750-mal im Einsatz. Hinzu kamen 33 Einsätze bei den Profis. Der Unterbau liegt Gass am Herzen. „Dass die Zweite jetzt in die Oberliga runter musste, hat mich genauso hart getroffen wie der Abstieg der Profis“, versichert er. „Man hat diese Mannschaft am langen Arm verhungern lassen. Wir müssen sie aber stärken und wieder wie früher junge Spieler an die Profimannschaft heranführen.“

Rainer Mutschler

Rainer Mutschler kennt sich aus an der Mercedesstraße. 17 Jahre lang, von 2000 bis 2017, war er Geschäftsführer der VfB Marketing GmbH und saß im erweiterten Vorstand des Clubs. „Der VfB“, weiß er deshalb, „hat eine wichtige gesellschaftliche Position und Funktion.“ Und er wolle dabei helfen, diese „zu erhalten und zu vertiefen“.

Vor zwei Jahren hat Mutschler den VfB verlassen. Er wohnt in Kressbronn, beruflich ging es zu den Towerstars Ravensburg. Beim Eishockey-Zweitligisten war der 59-Jährige Leiter Marketing und Sponsoring, nach einem Jahr folgte der Schritt in die Selbstständigkeit als Unternehmensberater. In Mutschlers „großem Erfahrungsschatz aus dem Spitzen- und Breitensport“ sowie in dessen „Netzwerk und Fachwissen“ sah der Vereinsbeirat des VfB die Gründe, ihn für das Amt im Präsidium vorzuschlagen. „Ich bin überzeugt“, sagt der gelernte Bankkaufmann, „dass der VfB viel mehr darstellt als den Profibetrieb.“ Am Sonntag steht Mutschler zur Wahl – sein VfB-Comeback hat er aber schon gegeben: Kurz nach der Nominierung kam schon wieder ein VfB-Funktionär auf ihn zu: Hitzlsperger wollte den früheren Ski-Bundestrainer für das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des VfB gewinnen. Zum Angebot, dessen administrativer Leiter zu werden, konnte Rainer Mutschler nicht nein sagen. Ein Rückzug als Kandidat für das Präsidium war aber kein Thema: „Ich hatte ja mein Wort gegeben.“