Zehn Tore – Yannik Taxis macht ein starkes Spiel. Foto: Rudel - Rudel

Mehr als Lob brauchen die Deizisauer jetzt Punkte

DeizisauDie Handballer des TSV Deizisau sind dem Abstieg aus der Baden-Württemberg Oberliga ein Stück näher gekommen. Das Schlusslicht unterlag dem Tabellenführer TVS Baden-Baden mit 37:39 (16:19) – angesichts der Tabellensituation keine unerwartete Niederlage. Doch viel mehr als das gute Gefühl, dem klaren Favoriten mächtig Paroli geboten zu haben, herrschte die Ernüchterung vor, wieder ohne Punkte dazustehen. Denn die braucht die Mannschaft dringend – egal, wie der Gegner heißt.

„Es war genauso schwer, wie wir es erwartet hatten“, sagte Baden-Badens Trainer Ralf Ludwig und wollte diese Worte keinesfalls als Höflichkeitsfloskel des Siegers gegenüber dem Underdog verstanden wissen. „Deizisau war vor dem Spiel die drittbeste Angriffsmannschaft der Liga und hatte ein Torverhältnis von nur minus 24. Die Mannschaft hat viel mehr Qualität, als es der Tabellenplatz aussagt.“ Deizisaus Coach Daniel Mayr hört solche Worte fast an jedem Wochenende. „Wir brauchen nichts mehr zu lernen, wir brauchen Punkte“, erklärte er und es klang eine Spur bitter.

Es ist tatsächlich verrückt: Die Deizauer haben von den bislang 24 Saisonspielen 16 verloren. Und es scheint keinen Unterschied zu machen, ob der Gegner ganz vorne oder ebenfalls weit unten steht. Die Mannschaft kämpft, die Mannschaft macht vieles richtig und vieles falsch, sie macht viele Tore – bekommt aber noch mehr, und verliert.

Natürlich war Baden-Baden die bessere Mannschaft, tat sich bei den Abschlüssen leichter, hatte viel mehr Ruhe und Abgeklärtheit im Spiel. Die taktische Variante mit Simon Bornhäußer, der gleichzeitig offensiv deckte und bei Ballgwinnen blitzschnell Tempogegenstöße setzte, war gut anzusehen.

Doch auf der anderen Seite war Yannik Taxis mindestens genauso schnell unterwegs. Der beste Spieler der Partie trug das Trikot des Verlierers. Die Deizisauer setzten der Klasse und der breiter besetzten Bank der Baden-Badener viel Kampfgeist und Leidenschaft entgegen. „Wir haben dem Tabellenführer einen großen Fight geliefert. Das zeigt, dass die Mannschaft intakt ist“, sagte Mayr. „Und dass wir mit Top-Mannschaften mithalten können“, ergänzte sein Assistent Boris Rehn. Mithalten reicht aber nicht mehr. Die Angriffsleistung war top. Wenn da nur nicht die Löcher in der Abwehr wären. Vor allem am Ende war es teilweise vogelwild. Auf beiden Seiten. Von „Wildwest-Handball“, sprach TVS-Coach Ludwig, der nur froh war, gewonnen zu haben.

Dass Taxis so viel Gelegenheit hatte, sich in Szene zu setzen, lag auch an der personellen Misere, die die Deizisauer zurzeit knüppelhart trifft. Patrick Kleefeld, sein Partner auf Linksaußen, musste als Mittemann ran. Und machte seine Sache ebenfalls sehr gut. „So ungewohnt ist es nicht für mich, in der vergangenen Saison habe ich das schön öfters gespielt“, sagte Kleefeld und legte die Stirn in Falten: „Wir sind immer wieder dran, dann machen wir zu viele Fehler und bekommen keinen Zugriff in der Abwehr mehr.“

In Zahlen liest sich das so: Die Deizisauer lagen lediglich beim Stand von 2:1 einmal vorne. Sie hielten den Abstand nicht zu groß. Wenn er mal auf fünf Tore wuchs, kämpften sie sich wieder heran – um dann wieder weiter in Rückstand zu geraten. In der zweiten Hälfte gelang ihnen vom 26:26 bis 30:30 fünf Mal in Folge der Ausgleich – aber nie die Führung. Am Ende war Deizisau geschlagen. 37:39. Nur. Aber eben geschlagen. „Wir müssen auch mal so einen Überraschungssieg landen, wenn wir noch eine Chance auf den Klassenverbleib haben wollen“, sagte Manager Arne Staiger schon in der Pause, noch die Trommel zum Anfeuern in der Hand. Der Punkteabstand zum rettenden Ufer ist immer noch nicht groß. Aber es sind nur noch sechs Spiele. Der Abstieg rückt näher.

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