Die Begegnung scheint früh entschieden, doch dann drehen die MadDogs auf
NeuhausenDes wird heut nix meh“ – als während der Halbzeit des Handball-Drittligaspiels zwischen dem TSV Neuhausen und dem TuS Fürstenfeldbruck dieser Satz aus dem Mund eines Neuhausener Fans kam, erntete er dafür breite Zustimmung. Mit 8:15 lag die Mannschaft zurück und schien gegen einen selbstbewussten und souverän agierenden Gegner chancenlos. Einige Minuten später, Neuhausen hatte auf 15:17 aufgeholt, sagte eine Zuschauerin kopfschüttelnd: „Des het i jetzt net denkt.“ Es kam noch besser: Die MadDogs gewannen dieses denkwürdige Handballspiel mit 26:25. Wozu es zwei Betrachtungsweisen gibt:
Das Spiel: Neuhausens Trainer Eckardt Nothdurft tat sich selten so schwer, nach einem Spiel Worte zu finden. Wobei eine nüchterne Analyse nach dieser Achterbahnfahrt der Emotionen auch nicht angebracht gewesen wäre. Auf die Bemerkung, dass wohl kaum jemand in der Halle noch an einen Neuhausener Sieg geglaubt hatte, sagte er: „Wir wahrscheinlich auch nicht. Es war ja nicht so, dass eine Strategie dahinter war.“ Das stimmte zwar nicht ganz, denn nach dem Wechsel hatte der Coach einige Änderungen vorgenommen, die Wirkung zeigten. Aber richtig erklärbar war die Wende tatsächlich nicht.
Leon Pabst, der nach dem Wechsel gemeinsam mit Lukas Lohmann ein bärenstarkes Defensivzentrum bildete und mit dem jungen Partner auch wichtige Tore erzielte, versuchte es so: „Es war nach der Halbzeit eine ganz starke Charakterleistung der gesamten Mannschaft.“ Und: „In der Halbzeit haben wir uns gesagt, dass wir nichts zu verlieren haben. Lukas und ich haben so noch nie zusammengespielt, uns aber vorgenommen, dass wir kämpfen wie die Tiere.“
Nachdem Fürstenfeldbruck von 4:4 auf 10:4 davongezogen war, schien bereits früh eine Vorentscheidung gefallen zu sein (22.). Beide angestammten Abwehrvarianten (5:1 und 3:2:1) hatten nicht funktioniert, so versuchten es die Neuhausener mit einer 6:0-Variante – was sie seit dem desaströsen Saisonauftakt in Pfullingen nicht mehr gespielt hatten. Dazu kam der Mut der Verzweiflung. Und ein Gegner – Nothdurft konnte da aus eigener Erfahrung durchaus mitfühlen –, der immer mehr den Faden verlor, je näher die Neuhausener herankamen. Von 10:17 verkürzten die MadDogs – durch drei Lohmann-Tore – auf 15:17. Später glich Pabst zum 23:23 aus (54.), Louis Mönch und Timo Durst trafen zur 26:24-Führung. Noch ein bisschen zittern – und der erste Heimsieg der Saison war perfekt.
Die Folgen: Es war der erste Heimsieg der Neuhausener, erst der zweite Erfolg im siebten Saisonspiel. Mit einer Niederlage hätte man auf den Fildern wohl schon früh den Abstiegskampf ausrufen müssen. So aber stehen die Neuhausener mit 5:9 Punkten immerhin auf Platz elf und können behaupten, dass sie ein schweres Auftaktprogramm noch einigermaßen ordentlich überstanden haben. Für die stark gestarteten Fürstenfeldbrucker war es die zweite Saisonniederlage.
Während Trainer Nothdurft eher zurückhaltend war, was die Folgen dieses emotionalen Sieges für die kommenden Spiele betrifft („das muss man jetzt mal abwarten“), ballte Pabst, klatschnass geschwitzt und euphorisch, die Faust: „Den Schwung müssen wir unbedingt mitnehmen.“ Am Sonntag geht es zum Tabellenvierten HBW Balingen/Weilstetten II, Nothdurfts Ex-Club. Dieses Spiel wird wieder eine neue Geschichte schreiben.