Markus Babbel, Jürgen Kohler und Dieter Eilts (im Hintergrund) mit dem Europameister-Pokal. Foto: imago images / Laci Perenyi/Laci Perenyi

Der letzte Titel bei einer „Euro“ liegt schon ein Viertel Jahrhundert zurück – aber die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat bei den kontinentalen Turnieren häufig gut abgeschnitten.

Zu den Topfavoriten gehört Deutschland bei der Fußball-EM 2024 nicht, zum Kreis der erweiterten Titelkandidaten könnte man die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann aber durchaus zählen. Zwar hat die deutsche Auswahl bei den vergangenen drei Turnieren keine gute Figur gemacht – auch bei der vergangenen „Euro“ war schon im Achtelfinale (0:2 gegen England) Schluss.

Dennoch muss sich Deutschland mit seiner Bilanz nicht verstecken. Dreimal hat sich Deutschland schon den Europameistertitel gesichert.

Europameister 1972, 1980 und 1996

1972: Bei der EM in Belgien schlug die deutsche Elf im Finale Russland (damals noch UDSSR) klar mit 3:0. Für Deutschland traf zweimal Gerd Müller (27./58.) sowie Herbert Wimmer (52.). Die Mannschaft von Trainer Helmut Schön gilt als besonders Spielstark und ging als „Jahrhundertelf“ in die Geschichte ein.

1980: Acht Jahre später stand Deutschland erneut im Finale. Gegner im Finale von Rom: Belgien. Deutschland war spielbestimmend, ging früh durch Horst Hrubesch (10.) in Führung – kassierte dann aber einen unberechtigten Elfmeter. Den 1:1-Ausgleich markierte René Vandereycken (72.). Hrubesch ließ die Deutschen spät abermals Jubeln (88.), als er nach einer Ecke per Kopf traf.

1996: Im Mutterland des Fußballs schalteten die Deutschen Gastgeber England im Halbfinale nach Elfmeterschießen aus. Gegen Endspielgegner Tschechien hatte die DFB-Elf schon in der Vorrunde (2:0) gewonnen – war also klarer Favorit. Eine Schwalbe von Karel Poborský führte zu einem Strafstoß für die Tschechen, Patrik Berger verwandelte (59.). Joker Oliver Bierhoff glich aus (73.) – und erzielte in der Verlängerung das erste und einzige Golden Goal (95.) der Fußballgeschichte.

Ganz nah dran am Titel war die deutsche Mannschaft ein paar weitere Male. Die EM-Endspiele in der Übersicht:

  • 2021: Italien – England 1:1 n.V., 3:2 i.E (in London)
  • 2016: Portugal – Frankreich 1:0 n.V. (Paris)
  • 2012: Spanien – Italien 4:0 (Kiew)
  • 2008: Spanien – Deutschland 1:0 (Wien)
  • 2004: Griechenland – Portugal 1:0 (Lissabon)
  • 2000: Frankreich – Italien 2:1 n.V. (Rotterdam)
  • 1996: Deutschland – Tschechien 2:1 n.V. (London)
  • 1992: Dänemark – Deutschland 2:0 (Göteborg)
  • 1988: Niederlande – Sowjetunion 2:0 (München)
  • 1984: Frankreich – Spanien 2:0 (Paris)
  • 1980: Deutschland – Belgien 2:1 (Rom)
  • 1976: Tschechoslowakei – Deutschland 2:2 n.V., 5:3 i.E. (Belgrad)
  • 1972: Deutschland – Sowjetunion 3:0 (Brüssel)
  • 1968: Italien – Jugoslawien 2:0 (Rom/Wiederholungsspiel – Hinspiel 1:1)
  • 1964: Spanien – Sowjetunion 2:1 (Madrid)
  • 1960: Sowjetunion – Jugoslawien 2:1 (Paris)

Diese Turniere fanden schon in Deutschland statt

Deutschland ist nach der WM 1974, EM 1988 und WM 2006 zum vierten Mal Gastgeber eines großen Fußball-Turniers. Es lässt sich festhalten: Es hat sich viel geändert.

WM 1974

Das Jahr 1966 markiert 21 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen großen Durchbruch für die deutsche Sportdiplomatie. Am 16. April 1966 und drei Monate, bevor München den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 1972 bekommt, wird Deutschland als Ausrichter der WM-Endrunde 1974 gewählt. Gespielt wird in neun Städten: Hamburg, Hannover, Gelsenkirchen, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Stuttgart, München - und West-Berlin. 16 Mannschaften nehmen teil, die 38 Spiele sehen 1.865.753 Zuschauer (49.099 im Schnitt). Nicht alle Spiele sind ausverkauft, Karten zu Preisen von 10 bis 80 D-Mark gibt es noch an der Stadionkasse. Gespielt wird in vier Vierergruppen, die jeweils erst- und zweitplatzierten Mannschaften erreichen eine Zwischenrunde mit zwei Gruppen zu je vier Mannschaften, die jeweils erstplatzierten bestreiten das Finale. Der Etat des OK beträgt 80 Millionen D-Mark, die öffentlichen Haushalte investieren 238 Millionen in die Stadien. Der Gewinn nach Steuern beträgt 40 Millionen D-Mark, 65 Prozent davon erhält der DFB. 

EM 1988

An der ersten EM-Endrunde in Deutschland nehmen acht Mannschaften teil, sie bestreiten insgesamt nur 15 Spiele in acht Städten. Im Gegensatz zur WM 1974 fehlt West-Berlin als Austragungsort, was politisch hohe Wellen schlägt und zur Vergabe des DFB-Pokal-Finales an die noch geteilte Stadt zunächst für die kommenden fünf Jahre führt. Dortmund wird durch Köln ersetzt. Es kommen 849.844 Zuschauer (56.656 im Schnitt). Die Stadien werden für insgesamt 43 Millionen D-Mark renoviert. Aus den zwei Gruppen zu je vier Mannschaften spielen die jeweils erst- und zweitplatzierten das Halbfinale (in dem Deutschland als Erster der Gruppe A gegen die Niederlande als Zweiter der Gruppe B unterliegt). Die UEFA macht einen Gewinn von 35 Millionen D-Mark.

WM 2006

Die Zahl der teilnehmenden Mannschaft ist erneut gestiegen - auf 32. Sie bestreiten 64 Spiele, die von 3.359.439 Zuschauern verfolgt werden (52.491 im Schnitt). Gespielt wird in zwölf Städten (Hamburg, Berlin, Hannover, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, Frankfurt/Main, Kaiserslautern, Nürnberg, Stuttgart, München). In den Um- und Ausbau der Stadien fließen rund 1,4 Milliarden Euro, weitere Investitionen in die Infrastruktur belaufen sich auf 3,7 Milliarden. Gespielt wird in acht Gruppen zu je vier Mannschaften, die jeweils erst- und zweitplatzierten erreichen das Achtelfinale. Der Etat des OK beträgt 400 Millionen Euro, es erwirtschaftet einen Überschuss von 135 Millionen Euro vor Steuern. Erstmals gibt es in den zwölf Austragungsorten Fanfeste mit Public Viewing.

EM 2024

Wie seit der Endrunde 2016 nehmen 24 Mannschaften teil, ausgetragen werden daher 51 Spiele. Es gibt zehn Spielorte, im Vergleich zur WM 2006 fallen Kaiserslautern, Nürnberg und Hannover weg, Düsseldorf kommt dazu. Gespielt wird in sechs Gruppen zu je vier Mannschaften, die jeweils erst- und zweitplatzierten sowie die vier besten drittplatzierten erreichen das Achtelfinale. Der Etat für das OK der UEFA und des DFB beträgt rund 650 Millionen Euro. Die Stadien wurden für insgesamt fast 250 Millionen Euro umgebaut. Die UEFA rechnet laut Spiegel mit Einnahmen von 2,4 Milliarden Euro, der Gewinn soll bei 1,75 Milliarden Euro liegen.