Domenico Tedesco ist seit Frühjahr 2023 Nationaltrainer in Belgien. Foto: IMAGO/Jan Huebner/IMAGO/Jan Huebner

Er ist in Italien geboren, in Deutschland aufgewachsen – nun ist Domenico Tedesco Nationaltrainer in Belgien. Beim ersten EM-Spiel der Red Devils hat er überrascht – bei der Hymne.

Der Fußball bietet seit jeher jede Menge Anlass zu Diskussionen. Aufstellungen, Taktiken, Personalentscheidungen, Vereinswechsel – und sogar: Nationalhymnen. Besonders schlaue Beobachter wollten ja immer mal wieder die wahre Identifikation eines Spielers mit seiner Nationalmannschaft daran bemessen, ob er nun die Hymne mitsingt oder nicht. Glücklicherweise scheinen diese Zeiten vorbei. Am Montagabend in Frankfurt war das Hymnenthema dennoch eines. Aber in anderer Hinsicht.

Gespielt haben bei der EM die Belgier gegen die Slowaken. Beide Teams werden von jeweils ausländischen Trainern betreut – aber beide bewegten vor dem Spiel einigermaßen gekonnt die Lippen.

Bei Domenico Tedesco, dem Trainer der Belgier, darf man davon ausgehen, dass er sich in den vergangenen Wochen den Text der dritten Hymne draufgepackt hat, die ihm nun einigermaßen geläufig ist. Der 38-Jährige ist in Italien geboren, dann in Deutschland im Kreis Esslingen aufgewachsen. „Il Canto degli Italiani“ (Das Lied der Italiener) und die deutsche Hymne („Einigkeit und Recht und Freiheit“) kennt er also wohl schon länger. Am Montag nun sang er auch die „Brabançonne“ der Belgier mit.

Auch der slowakische Trainer singt mit

„Bis vor wenigen Wochen konnte ich die Hymne noch nicht“, berichtete er nach der Partie, die die Red Devils 0:1 verloren hatten, aber er wolle der Mannschaft durch das Mitsingen „zeigen, dass ich ein Teil von ihr bin“. Also lernte er zuletzt Text und Melodie – was gar nicht so einfach ist, schließlich wird die belgische Hymne bei offiziellen Anlässen dreisprachig gesungen. Dadurch sei sie aber „wunderschön“, meinte Tedesco, es mache „Spaß, sie zu singen“. Für ihn sei das zudem „eine Frage des Respekts“. Am Montag in Frankfurt fühlte sich der Coach „bereit, sie in Teilen mitzusingen“. Seinem Gegenüber ging es da ähnlich.

Auch der Coach der Slowaken stammt aus Italien. Und wie Tedesco sang auch Francesco Calzona mit, als die Hymne des Landes seiner Nationalmannschaft gespielt wurde. Er habe „fast alles auswendig gelernt“, erklärte der Coach, dabei sei es „sehr schwer, Slowakisch zu lernen“. Fragen bei der Pressekonferenz beantwortete er auf Italienisch. Die Hymne will er weiterhin mitsingen, schließlich spüre man dabei „die Wärme des Landes“.

Warm ums Herz ist dabei sicher auch den slowakischen Fans geworden.